Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.Si vero testis est falsus in uno puncto, illius depositio corruit. Es ist auch Christian Friedrich Buchners, des Holtz wächters Zeugniß dahero unkräfftig, weil es laut act. Curial. fol. 1. ehe Christoph und George gütlich verhört / aufgenommen worden. Inquisitus vero prius ad articulos examinandus est antequam testes jurent & examinentur. Brunnem. Inquis. Proc. C. 8. m. 1. n. 2. & 3. Carpz. Pr. Crim. P. 3. Qu. 113. n. 9. & 10.Kan auch dessen Zeugniß daher wieder Inquisiten nichts effectuiren, noch das allergeringste indicium erwecken, weil der Zeuge den Zeugen-Eyd nicht in Beyseyn des Inquisiten abgeleget, welches doch die Magdeburgische Policey-Ord. C. 60. §. bey der General-Inquisition 6. in fin. schlechterdings erfordert, dasselbe auch nebst vielen andern Dd. sowohl Zangerus C. 4. §. 47. de quaest. als Oldekopp. Qu. 4. Tract. de App. in caus. Crim. annex. pet totum.de jure communi dergestalt nöthig erachtet, daß wann die Zeugen in praesentia inquisiti den Zeugen-Eyd nicht abgeleget, das examen vitio nullitatis laborire, und kein indicium ad torturam mache, cum nullum sit ipso jure, quod fit contra leges. per l. 5. C. de LL: Cap. 64. de R. l. n. 6.id vero, quod nullum est, perinde habetur ac si omnino factummon esset, L. 1. §. 2. ff. quod quisque juris.Und ist zu verwundern, daß die hiesigen Herren Schöppen, welche doch insonderheit vor andern ihnen die jura provincialia bekannt machen solten, dasselbe nicht consideriret / sondern so fort die tortur erkannt haben. Wenn auch das Zeugniß beständig wäre, so ist doch Zeuge zu Recht verwerfflich, indem er testis unicus ac singularis, cuius testimonium penitus adversatur iuri Divino & civili, und zwar, was das jus divinum anlangt, sind die klaren Worte GOttes vorhanden. Deut. 19. v. 15.Es soll kein eintziger Zeuge wieder iemand auftreten über irgend einer Missethat oder Sünde, es sey welcherley Sünde es sey, die man thun kan, sondern in dem Munde zweyer oder dreyer Zeugen soll die Sache bestehen. Ratione juris civilis aber geben die l. 20. ff. de quaest. & l. 9. C. de Test. §. 1.klare maße, und führet deßhalber der gewissenhaffte ICtus und berühmte Criminaliste Herr Dr. Oldekopp Obs. Crim. Tit. 4. obs. 38. p. 268. diese Worte: Ne Si vero testis est falsus in uno puncto, illius depositio corruit. Es ist auch Christian Friedrich Buchners, des Holtz wächters Zeugniß dahero unkräfftig, weil es laut act. Curial. fol. 1. ehe Christoph und George gütlich verhört / aufgenommen worden. Inquisitus vero prius ad articulos examinandus est antequam testes jurent & examinentur. Brunnem. Inquis. Proc. C. 8. m. 1. n. 2. & 3. Carpz. Pr. Crim. P. 3. Qu. 113. n. 9. & 10.Kan auch dessen Zeugniß daher wieder Inquisiten nichts effectuiren, noch das allergeringste indicium erwecken, weil der Zeuge den Zeugen-Eyd nicht in Beyseyn des Inquisiten abgeleget, welches doch die Magdeburgische Policey-Ord. C. 60. §. bey der General-Inquisition 6. in fin. schlechterdings erfordert, dasselbe auch nebst vielen andern Dd. sowohl Zangerus C. 4. §. 47. de quaest. als Oldekopp. Qu. 4. Tract. de App. in caus. Crim. annex. pet totum.de jure communi dergestalt nöthig erachtet, daß wann die Zeugen in praesentia inquisiti den Zeugen-Eyd nicht abgeleget, das examen vitio nullitatis laborire, und kein indicium ad torturam mache, cum nullum sit ipso jure, quod fit contra leges. per l. 5. C. de LL: Cap. 64. de R. l. n. 6.id vero, quod nullum est, perinde habetur ac si omnino factummon esset, L. 1. §. 2. ff. quod quisque juris.Und ist zu verwundern, daß die hiesigen Herren Schöppen, welche doch insonderheit vor andern ihnen die jura provincialia bekannt machen solten, dasselbe nicht consideriret / sondern so fort die tortur erkannt haben. Wenn auch das Zeugniß beständig wäre, so ist doch Zeuge zu Recht verwerfflich, indem er testis unicus ac singularis, cuius testimonium penitus adversatur iuri Divino & civili, und zwar, was das jus divinum anlangt, sind die klaren Worte GOttes vorhanden. Deut. 19. v. 15.Es soll kein eintziger Zeuge wieder iemand auftreten über irgend einer Missethat oder Sünde, es sey welcherley Sünde es sey, die man thun kan, sondern in dem Munde zweyer oder dreyer Zeugen soll die Sache bestehen. Ratione juris civilis aber geben die l. 20. ff. de quaest. & l. 9. C. de Test. §. 1.klare maße, und führet deßhalber der gewissenhaffte ICtus und berühmte Criminaliste Herr Dr. Oldekopp Obs. Crim. Tit. 4. obs. 38. p. 268. diese Worte: Ne <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0062" n="54"/> <p>Si vero testis est falsus in uno puncto, illius depositio corruit.</p> <p>Es ist auch Christian Friedrich Buchners, des Holtz wächters Zeugniß dahero unkräfftig, weil es laut act. Curial. fol. 1. ehe Christoph und George gütlich verhört / aufgenommen worden.</p> <p>Inquisitus vero prius ad articulos examinandus est antequam testes jurent & examinentur.</p> <l>Brunnem. Inquis. Proc. C. 8. m. 1. n. 2. & 3. Carpz. Pr. Crim. P. 3. Qu. 113. n. 9. & 10.</l> <p>Kan auch dessen Zeugniß daher wieder Inquisiten nichts effectuiren, noch das allergeringste indicium erwecken, weil der Zeuge den Zeugen-Eyd nicht in Beyseyn des Inquisiten abgeleget, welches doch die Magdeburgische Policey-Ord. C. 60. §. bey der General-Inquisition 6. in fin. schlechterdings erfordert, dasselbe auch nebst vielen andern Dd. sowohl</p> <l>Zangerus C. 4. §. 47. de quaest. als Oldekopp. Qu. 4. Tract. de App. in caus. Crim. annex. pet totum.</l> <p>de jure communi dergestalt nöthig erachtet, daß wann die Zeugen in praesentia inquisiti den Zeugen-Eyd nicht abgeleget, das examen vitio nullitatis laborire, und kein indicium ad torturam mache, cum nullum sit ipso jure, quod fit contra leges.</p> <l>per l. 5. C. de LL: Cap. 64. de R. l. n. 6.</l> <p>id vero, quod nullum est, perinde habetur ac si omnino factummon esset,</p> <l>L. 1. §. 2. ff. quod quisque juris.</l> <p>Und ist zu verwundern, daß die hiesigen Herren Schöppen, welche doch insonderheit vor andern ihnen die jura provincialia bekannt machen solten, dasselbe nicht consideriret / sondern so fort die tortur erkannt haben.</p> <p>Wenn auch das Zeugniß beständig wäre, so ist doch Zeuge zu Recht verwerfflich, indem er testis unicus ac singularis, cuius testimonium penitus adversatur iuri Divino & civili, und zwar, was das jus divinum anlangt, sind die klaren Worte GOttes vorhanden.</p> <l>Deut. 19. v. 15.</l> <p>Es soll kein eintziger Zeuge wieder iemand auftreten über irgend einer Missethat oder Sünde, es sey welcherley Sünde es sey, die man thun kan, sondern in dem Munde zweyer oder dreyer Zeugen soll die Sache bestehen. Ratione juris civilis aber geben die</p> <l>l. 20. ff. de quaest. & l. 9. C. de Test. §. 1.</l> <p>klare maße, und führet deßhalber der gewissenhaffte ICtus und berühmte Criminaliste Herr Dr. Oldekopp Obs. Crim. Tit. 4. obs. 38. p. 268. diese Worte: Ne </p> </div> </body> </text> </TEI> [54/0062]
Si vero testis est falsus in uno puncto, illius depositio corruit.
Es ist auch Christian Friedrich Buchners, des Holtz wächters Zeugniß dahero unkräfftig, weil es laut act. Curial. fol. 1. ehe Christoph und George gütlich verhört / aufgenommen worden.
Inquisitus vero prius ad articulos examinandus est antequam testes jurent & examinentur.
Brunnem. Inquis. Proc. C. 8. m. 1. n. 2. & 3. Carpz. Pr. Crim. P. 3. Qu. 113. n. 9. & 10. Kan auch dessen Zeugniß daher wieder Inquisiten nichts effectuiren, noch das allergeringste indicium erwecken, weil der Zeuge den Zeugen-Eyd nicht in Beyseyn des Inquisiten abgeleget, welches doch die Magdeburgische Policey-Ord. C. 60. §. bey der General-Inquisition 6. in fin. schlechterdings erfordert, dasselbe auch nebst vielen andern Dd. sowohl
Zangerus C. 4. §. 47. de quaest. als Oldekopp. Qu. 4. Tract. de App. in caus. Crim. annex. pet totum. de jure communi dergestalt nöthig erachtet, daß wann die Zeugen in praesentia inquisiti den Zeugen-Eyd nicht abgeleget, das examen vitio nullitatis laborire, und kein indicium ad torturam mache, cum nullum sit ipso jure, quod fit contra leges.
per l. 5. C. de LL: Cap. 64. de R. l. n. 6. id vero, quod nullum est, perinde habetur ac si omnino factummon esset,
L. 1. §. 2. ff. quod quisque juris. Und ist zu verwundern, daß die hiesigen Herren Schöppen, welche doch insonderheit vor andern ihnen die jura provincialia bekannt machen solten, dasselbe nicht consideriret / sondern so fort die tortur erkannt haben.
Wenn auch das Zeugniß beständig wäre, so ist doch Zeuge zu Recht verwerfflich, indem er testis unicus ac singularis, cuius testimonium penitus adversatur iuri Divino & civili, und zwar, was das jus divinum anlangt, sind die klaren Worte GOttes vorhanden.
Deut. 19. v. 15. Es soll kein eintziger Zeuge wieder iemand auftreten über irgend einer Missethat oder Sünde, es sey welcherley Sünde es sey, die man thun kan, sondern in dem Munde zweyer oder dreyer Zeugen soll die Sache bestehen. Ratione juris civilis aber geben die
l. 20. ff. de quaest. & l. 9. C. de Test. §. 1. klare maße, und führet deßhalber der gewissenhaffte ICtus und berühmte Criminaliste Herr Dr. Oldekopp Obs. Crim. Tit. 4. obs. 38. p. 268. diese Worte: Ne
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/62 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/62>, abgerufen am 17.07.2024. |