Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.re es gleich aus, und Deponent darauf nach seinem Hauß gangen, darauff hätte er sich zu Balthasar Warnecken begeben, und wäre das Spiel in der Schlieperin Stube wieder angangen. Herr Amts-Vogt referirt, es wäre Engelhart nicht lang von ihm weggewesen, da habe man gesagt, das Licht wäre wiederum vorhanden, und habe man eins und das andere in der Schlieperin Stube gesehen. ad art. 52. 53. Herr Amts-Vogt bleibt bey dem, was protocollirt. Inquisita negat. ad art. 57. Filia Inquisitae sagt, daß die Mutter selbigen Abend bey Licht gemolcken, und sie aus Furcht, ihre Mutter möchte bestrafft werden, vormahlen ein anders geredt. ad art. 72. Wurde Inquisita befragt, wer ihr nach dem casu was gesagt habe? Resp. Andres Hund habe ihr referirt, daß sie wegen des in der Stube gesehenen Lichts wegen Hexerey verdächtig gehalten werde, vorher habe ihr niemand was gesagt, noch sie vor eine Hexe gescholten. Wann man meyne, daß sie eine Hexe wäre, möchte man sie auf ihre Kosten aufs Wasser bringen, und probiren lassen. ad art. 73. 74. 75. 76. Warnecke addit, es wäre jeweilen, wann sich dieses sehen lassen, ein Getümmel in der Inquisitin Hauß gewesen, einsmahls wäre das Feuer in der Demmerung angangen und den gantzen Abend gewährt, wäre jeweilen 1 Stunde ausblieben, dann wieder kommen, habe sich jeweilen mit etwas, so er nicht kennen können, auf den Bäncken umgejagt, ein Fenster wäre jeweilen dunckel worden, das andre hell blieben, habe jeweilen geschienen, als wann man Pulver ansteckte und so groß als der Kopf von einem Hecht gewesen; habe nebst Martin Heisen am Charfreytag gesehn, daß diß Feuer hinter der Inquisitin Hauß, als wenn es nach der Ruhm, wo man schöpffet, gehen wollen, gewesen, im Augenblick wäre es wieder in Inquisitae Stube gewesen.Martin Heise deponit, uti prior, addit, es sey wie ein Oel-Licht in die Stube kommen. Inquisita will nichts gesehen noch gehöret haben. Hierauff ist Inquisita in Arrest genommen und befohlen worden, sie zu verwahren, daß sie nicht loß kommen möge. Allerhand Anmerckungen von der Menge der Inqui-§. IX. Wer solte meynen, daß es möglich wäre, daß wegen so nichtswürdigen Verdachts der Amts-Vogt eine solche Menge von Artickeln würde gemacht haben, derer die meisten doch wenig oder gar nichts zur Sachethun. Man siehet zwar seinen Fleiß daraus, indem die Umbstände weisen, daß, da er den 27. Mäy vermuthlich den gantzen Tag mit Abhörung der Zeugen und der deßwegen §. 6. excerpirten registratu re es gleich aus, und Deponent darauf nach seinem Hauß gangen, darauff hätte er sich zu Balthasar Warnecken begeben, und wäre das Spiel in der Schlieperin Stube wieder angangen. Herr Amts-Vogt referirt, es wäre Engelhart nicht lang von ihm weggewesen, da habe man gesagt, das Licht wäre wiederum vorhanden, und habe man eins und das andere in der Schlieperin Stube gesehen. ad art. 52. 53. Herr Amts-Vogt bleibt bey dem, was protocollirt. Inquisita negat. ad art. 57. Filia Inquisitae sagt, daß die Mutter selbigen Abend bey Licht gemolcken, und sie aus Furcht, ihre Mutter möchte bestrafft werden, vormahlen ein anders geredt. ad art. 72. Wurde Inquisita befragt, wer ihr nach dem casu was gesagt habe? Resp. Andres Hund habe ihr referirt, daß sie wegen des in der Stube gesehenen Lichts wegen Hexerey verdächtig gehalten werde, vorher habe ihr niemand was gesagt, noch sie vor eine Hexe gescholten. Wann man meyne, daß sie eine Hexe wäre, möchte man sie auf ihre Kosten aufs Wasser bringen, und probiren lassen. ad art. 73. 74. 75. 76. Warnecke addit, es wäre jeweilen, wann sich dieses sehen lassen, ein Getüm̃el in der Inquisitin Hauß gewesen, einsmahls wäre das Feuer in der Demmerung angangen und den gantzẽ Abend gewährt, wäre jeweilen 1 Stunde ausblieben, dann wieder kommen, habe sich jeweilen mit etwas, so er nicht kennen können, auf den Bäncken umgejagt, ein Fenster wäre jeweilen dunckel worden, das andre hell blieben, habe jeweilen geschienen, als wann man Pulver ansteckte und so groß als der Kopf von einem Hecht gewesen; habe nebst Martin Heisen am Charfreytag gesehn, daß diß Feuer hinter der Inquisitin Hauß, als wenn es nach der Ruhm, wo man schöpffet, gehen wollen, gewesen, im Augenblick wäre es wieder in Inquisitae Stube gewesen.Martin Heise deponit, uti prior, addit, es sey wie ein Oel-Licht in die Stube kommen. Inquisita will nichts gesehen noch gehöret haben. Hierauff ist Inquisita in Arrest genommen und befohlen worden, sie zu verwahren, daß sie nicht loß kommen möge. Allerhand Anmerckungen von der Menge der Inqui-§. IX. Wer solte meynen, daß es möglich wäre, daß wegen so nichtswürdigen Verdachts der Amts-Vogt eine solche Menge von Artickeln würde gemacht haben, derer die meisten doch wenig oder gar nichts zur Sachethun. Man siehet zwar seinen Fleiß daraus, indem die Umbstände weisen, daß, da er den 27. Mäy vermuthlich den gantzen Tag mit Abhörung der Zeugen und der deßwegen §. 6. excerpirten registratu <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0326" n="318"/> re es gleich aus, und Deponent darauf nach seinem Hauß gangen, darauff hätte er sich zu Balthasar Warnecken begeben, und wäre das Spiel in der Schlieperin Stube wieder angangen.</p> <p>Herr Amts-Vogt referirt, es wäre Engelhart nicht lang von ihm weggewesen, da habe man gesagt, das Licht wäre wiederum vorhanden, und habe man eins und das andere in der Schlieperin Stube gesehen.</p> <l>ad art. 52. 53. Herr Amts-Vogt bleibt bey dem, was protocollirt. Inquisita negat.</l> <l>ad art. 57. Filia Inquisitae sagt, daß die Mutter selbigen Abend bey Licht gemolcken, und sie aus Furcht, ihre Mutter möchte bestrafft werden, vormahlen ein anders geredt.</l> <l>ad art. 72. Wurde Inquisita befragt, wer ihr nach dem casu was gesagt habe? Resp. Andres Hund habe ihr referirt, daß sie wegen des in der Stube gesehenen Lichts wegen Hexerey verdächtig gehalten werde, vorher habe ihr niemand was gesagt, noch sie vor eine Hexe gescholten. Wann man meyne, daß sie eine Hexe wäre, möchte man sie auf ihre Kosten aufs Wasser bringen, und probiren lassen.</l> <l>ad art. 73. 74. 75. 76. Warnecke addit, es wäre jeweilen, wann sich dieses sehen lassen, ein Getüm̃el in der Inquisitin Hauß gewesen, einsmahls wäre das Feuer in der Demmerung angangen und den gantzẽ Abend gewährt, wäre jeweilen 1 Stunde ausblieben, dann wieder kommen, habe sich jeweilen mit etwas, so er nicht kennen können, auf den Bäncken umgejagt, ein Fenster wäre jeweilen dunckel worden, das andre hell blieben, habe jeweilen geschienen, als wann man Pulver ansteckte und so groß als der Kopf von einem Hecht gewesen; habe nebst Martin Heisen am Charfreytag gesehn, daß diß Feuer hinter der Inquisitin Hauß, als wenn es nach der Ruhm, wo man schöpffet, gehen wollen, gewesen, im Augenblick wäre es wieder in Inquisitae Stube gewesen.</l> <p>Martin Heise deponit, uti prior, addit, es sey wie ein Oel-Licht in die Stube kommen.</p> <p>Inquisita will nichts gesehen noch gehöret haben.</p> <p>Hierauff ist Inquisita in Arrest genommen und befohlen worden, sie zu verwahren, daß sie nicht loß kommen möge.</p> <note place="left">Allerhand Anmerckungen von der Menge der <hi rendition="#i">Inqui-</hi></note> <p>§. IX. Wer solte meynen, daß es möglich wäre, daß wegen so nichtswürdigen Verdachts der Amts-Vogt eine solche Menge von Artickeln würde gemacht haben, derer die meisten doch wenig oder gar nichts zur Sachethun. Man siehet zwar seinen Fleiß daraus, indem die Umbstände weisen, daß, da er den 27. Mäy vermuthlich den gantzen Tag mit Abhörung der Zeugen und der deßwegen §. 6. excerpirten registratu </p> </div> </body> </text> </TEI> [318/0326]
re es gleich aus, und Deponent darauf nach seinem Hauß gangen, darauff hätte er sich zu Balthasar Warnecken begeben, und wäre das Spiel in der Schlieperin Stube wieder angangen.
Herr Amts-Vogt referirt, es wäre Engelhart nicht lang von ihm weggewesen, da habe man gesagt, das Licht wäre wiederum vorhanden, und habe man eins und das andere in der Schlieperin Stube gesehen.
ad art. 52. 53. Herr Amts-Vogt bleibt bey dem, was protocollirt. Inquisita negat. ad art. 57. Filia Inquisitae sagt, daß die Mutter selbigen Abend bey Licht gemolcken, und sie aus Furcht, ihre Mutter möchte bestrafft werden, vormahlen ein anders geredt. ad art. 72. Wurde Inquisita befragt, wer ihr nach dem casu was gesagt habe? Resp. Andres Hund habe ihr referirt, daß sie wegen des in der Stube gesehenen Lichts wegen Hexerey verdächtig gehalten werde, vorher habe ihr niemand was gesagt, noch sie vor eine Hexe gescholten. Wann man meyne, daß sie eine Hexe wäre, möchte man sie auf ihre Kosten aufs Wasser bringen, und probiren lassen. ad art. 73. 74. 75. 76. Warnecke addit, es wäre jeweilen, wann sich dieses sehen lassen, ein Getüm̃el in der Inquisitin Hauß gewesen, einsmahls wäre das Feuer in der Demmerung angangen und den gantzẽ Abend gewährt, wäre jeweilen 1 Stunde ausblieben, dann wieder kommen, habe sich jeweilen mit etwas, so er nicht kennen können, auf den Bäncken umgejagt, ein Fenster wäre jeweilen dunckel worden, das andre hell blieben, habe jeweilen geschienen, als wann man Pulver ansteckte und so groß als der Kopf von einem Hecht gewesen; habe nebst Martin Heisen am Charfreytag gesehn, daß diß Feuer hinter der Inquisitin Hauß, als wenn es nach der Ruhm, wo man schöpffet, gehen wollen, gewesen, im Augenblick wäre es wieder in Inquisitae Stube gewesen. Martin Heise deponit, uti prior, addit, es sey wie ein Oel-Licht in die Stube kommen.
Inquisita will nichts gesehen noch gehöret haben.
Hierauff ist Inquisita in Arrest genommen und befohlen worden, sie zu verwahren, daß sie nicht loß kommen möge.
§. IX. Wer solte meynen, daß es möglich wäre, daß wegen so nichtswürdigen Verdachts der Amts-Vogt eine solche Menge von Artickeln würde gemacht haben, derer die meisten doch wenig oder gar nichts zur Sachethun. Man siehet zwar seinen Fleiß daraus, indem die Umbstände weisen, daß, da er den 27. Mäy vermuthlich den gantzen Tag mit Abhörung der Zeugen und der deßwegen §. 6. excerpirten registratu
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/326 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/326>, abgerufen am 16.07.2024. |