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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

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que se praemium authonorem ex calamitate civium cepisse, wie beym Tac. Hist. IV. c. 41. stehet. Dann ferner 9) ist es circa disciplinam publican eine herrliche und wohl temperirte Qualität, wann bey der Obrigkeit sich findet juste consolans misericordia, & pie saeviens disciplina, nach des Gregorii Ausspruch dist. 45. C. 9. So sind auch 10) die folgenden zu einer feinen äusserlichen Gestalt nicht vorbey zu gehen, welche zugleich die Authoritat als die animam justitiae in jedem judicio erhalten, wie nicht weniger die Constantiam Judicis an Tag legen; und stehet sehr löblich, wann der Richter, und sonderlich die Obristen und Directores in denen Judiciis sich nach denen Regeln und rationibus des Callistrati in L. 19. ff. de offic. Praes. mit richten' ut in adeundo quidem faciles se praebeant, sed contemni non patiantur, nam ex conversatione aequali contemtio dignitatis nascitur. In cognoscendo neque excandescant adversus eos, quos malos putant, nec precibus calamitosorum inlacrymari oportet; quia non est constantis & recti Judicis, cujus animi motum vultus detegit. Et summatim ita jus reddant, ut autoritatem dignitatis ingenio suo augeant. Will man aber die innerliche Qualität in 2. Worten beschreiben, so ist dieselbe, wie schon mehrmahl gedacht, omnimoda veritatis & Legum observantia. Dann hierinnen bestehet die gantze wesentliche Substanz und Vollkommenheit, so wohl der Jurium an sich selbst, als der Richter und Judicii, sie haben Nahmen wie sie wollen, und so hat es auch von uhralten Zeiten her gar wohl gelautet: Quod Judices non aliter Judicialem calculum accipiant, nisi prius sacramentum praestitissent, omni modo sese cum veritate & Legum observatione judicium esse disposituros, juxta L. 14. pr. C. de Jud.

§. XVI. Ferner was die Advocaten als personas accessorias anlanget,Item von der Advocaten so ist es zwar an dem, daß dieselben in societate Judiciaria nicht wohl zu entrathen, und dahero auch fast mehr unter die personas necessarias zu rechnen seyn, um welcher unentbrechlichen Nothwendigkeit willenNothwendigkeit. ihnen dann auch die allgemeinen Rechte in L. 14. C. de Adv. div. Jud. ein groß Lob in Militia togata zulegen, ob gleich sonst ihrer in der Schrifft wenig, und hingegen der Richter mehr gedacht wird; allein eben die jetztgedachte necessität ist die Mutter der Licenz worden, die so viel Ubels gebohren hat, daß man schon bey der Römer Zeiten die Eingangs berührte Klage geführet: quod nihil publicae mercis tam venale sit,Und Untreue. quam Advocatorum perfidia, und dahero auch mit besonderer Sorgfalt auf die Remedirung gedacht hat, wie hiervon eine gar merckwürdige

que se praemium authonorem ex calamitate civium cepisse, wie beym Tac. Hist. IV. c. 41. stehet. Dañ ferner 9) ist es circa disciplinam publicã eine herrliche und wohl temperirte Qualität, wann bey der Obrigkeit sich findet juste consolans misericordia, & pie saeviens disciplina, nach des Gregorii Ausspruch dist. 45. C. 9. So sind auch 10) die folgenden zu einer feinen äusserlichen Gestalt nicht vorbey zu gehen, welche zugleich die Authoritat als die animam justitiae in jedem judicio erhalten, wie nicht weniger die Constantiam Judicis an Tag legen; und stehet sehr löblich, wann der Richter, und sonderlich die Obristen und Directores in denen Judiciis sich nach denen Regeln und rationibus des Callistrati in L. 19. ff. de offic. Praes. mit richten' ut in adeundo quidem faciles se praebeant, sed contemni non patiantur, nam ex conversatione aequali contemtio dignitatis nascitur. In cognoscendo neque excandescant adversus eos, quos malos putant, nec precibus calamitosorum inlacrymari oportet; quia non est constantis & recti Judicis, cujus animi motum vultus detegit. Et summatim ita jus reddant, ut autoritatem dignitatis ingenio suo augeant. Will man aber die innerliche Qualität in 2. Worten beschreiben, so ist dieselbe, wie schon mehrmahl gedacht, omnimoda veritatis & Legum observantia. Dann hierinnen bestehet die gantze wesentliche Substanz und Vollkommenheit, so wohl der Jurium an sich selbst, als der Richter und Judicii, sie haben Nahmen wie sie wollen, und so hat es auch von uhralten Zeiten her gar wohl gelautet: Quod Judices non aliter Judicialem calculum accipiant, nisi prius sacramentum praestitissent, omni modo sese cum veritate & Legum observatione judicium esse disposituros, juxta L. 14. pr. C. de Jud.

§. XVI. Ferner was die Advocaten als personas accessorias anlanget,Item von der Advocaten so ist es zwar an dem, daß dieselben in societate Judiciaria nicht wohl zu entrathen, und dahero auch fast mehr unter die personas necessarias zu rechnen seyn, um welcher unentbrechlichen Nothwendigkeit willenNothwendigkeit. ihnen dann auch die allgemeinen Rechte in L. 14. C. de Adv. div. Jud. ein groß Lob in Militia togata zulegen, ob gleich sonst ihrer in der Schrifft wenig, und hingegen der Richter mehr gedacht wird; allein eben die jetztgedachte necessität ist die Mutter der Licenz worden, die so viel Ubels gebohren hat, daß man schon bey der Römer Zeiten die Eingangs berührte Klage geführet: quod nihil publicae mercis tam venale sit,Und Untreue. quam Advocatorum perfidia, und dahero auch mit besonderer Sorgfalt auf die Remedirung gedacht hat, wie hiervon eine gar merckwürdige

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[21/0029] que se praemium authonorem ex calamitate civium cepisse, wie beym Tac. Hist. IV. c. 41. stehet. Dañ ferner 9) ist es circa disciplinam publicã eine herrliche und wohl temperirte Qualität, wann bey der Obrigkeit sich findet juste consolans misericordia, & pie saeviens disciplina, nach des Gregorii Ausspruch dist. 45. C. 9. So sind auch 10) die folgenden zu einer feinen äusserlichen Gestalt nicht vorbey zu gehen, welche zugleich die Authoritat als die animam justitiae in jedem judicio erhalten, wie nicht weniger die Constantiam Judicis an Tag legen; und stehet sehr löblich, wann der Richter, und sonderlich die Obristen und Directores in denen Judiciis sich nach denen Regeln und rationibus des Callistrati in L. 19. ff. de offic. Praes. mit richten' ut in adeundo quidem faciles se praebeant, sed contemni non patiantur, nam ex conversatione aequali contemtio dignitatis nascitur. In cognoscendo neque excandescant adversus eos, quos malos putant, nec precibus calamitosorum inlacrymari oportet; quia non est constantis & recti Judicis, cujus animi motum vultus detegit. Et summatim ita jus reddant, ut autoritatem dignitatis ingenio suo augeant. Will man aber die innerliche Qualität in 2. Worten beschreiben, so ist dieselbe, wie schon mehrmahl gedacht, omnimoda veritatis & Legum observantia. Dann hierinnen bestehet die gantze wesentliche Substanz und Vollkommenheit, so wohl der Jurium an sich selbst, als der Richter und Judicii, sie haben Nahmen wie sie wollen, und so hat es auch von uhralten Zeiten her gar wohl gelautet: Quod Judices non aliter Judicialem calculum accipiant, nisi prius sacramentum praestitissent, omni modo sese cum veritate & Legum observatione judicium esse disposituros, juxta L. 14. pr. C. de Jud. §. XVI. Ferner was die Advocaten als personas accessorias anlanget, so ist es zwar an dem, daß dieselben in societate Judiciaria nicht wohl zu entrathen, und dahero auch fast mehr unter die personas necessarias zu rechnen seyn, um welcher unentbrechlichen Nothwendigkeit willen ihnen dann auch die allgemeinen Rechte in L. 14. C. de Adv. div. Jud. ein groß Lob in Militia togata zulegen, ob gleich sonst ihrer in der Schrifft wenig, und hingegen der Richter mehr gedacht wird; allein eben die jetztgedachte necessität ist die Mutter der Licenz worden, die so viel Ubels gebohren hat, daß man schon bey der Römer Zeiten die Eingangs berührte Klage geführet: quod nihil publicae mercis tam venale sit, quam Advocatorum perfidia, und dahero auch mit besonderer Sorgfalt auf die Remedirung gedacht hat, wie hiervon eine gar merckwürdige Item von der Advocaten Nothwendigkeit. Und Untreue.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/29>, abgerufen am 23.11.2024.