Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.gen zu Brandenburg die Formulam Concordiae selbst unterschrieben und seine Theologos dazu genöthiget. Jedoch ist hierbey nicht zu vergessen, daß gleichwohl der Continuator Meterani meldet, es habe doch Churfürst Johann Georg, so Lutherisch als er sonst war, anbefohlen, die reliquias der Päbstischen Ceremonien bey dem Lutherischen Gottesdienst abzuschaffen: So ist auch nicht zu zweiffeln, daß nach dieser Zeit im Ertzbißthum Magdeburg die Formula Concordiae nicht immer mehr und mehr solle dominirt haben, indem Hutterus die Formuln abdrucken lassen, nach welchen Anno 1593. der Herr Administrator zu Magdeburg seine zwey ältesten Printzen Johannem Sigismundum, und Johannem Georgium sich zu der Formula Concordiae zu bekennen, angehalten. Endlich so geben auch folgende Umstände Gelegenheit, zu vielen guten und nützlichen Gedancken, den alten Haß der Päbstischen Clerisey und der Jesuiten gegen alle Evangelische mit dem heutigen Zustand im Reich zu conferiren und gegen einander zu halten. Die geistlichen Fürsten wolten den Administrator als einem Evangelischen und verheyratheten Bischoff die Session und Stimme auf dem Reichs-Tag nicht einräumen, massen denn auch der Käyser dieser Ursach wegen ihm die Belehnung versagte. Dem unerachtet hat er auf Lebenslang das Ertzstifft gar ruhig behauptet. Hieher gehöret, daß Anno 1594. auf dem grossen Ausschuß-Tag im Closter Berge der Herr Administrator Joachim Friedrich in der proposition gedacht hat, daß er auf dem letzten Reichs-Tag zu Regensburg die Session wieder des Ertzbischoffs zu Saltzburg Einwenden würcklich angetreten und eingenommen, unerachtet sich dieser verlauten lassen, daß Seine Catholische Religion nicht leiden könte, daß jemand von der Lutherischen Religion auf der geistlichen Banck bey ihm sässe. Item: daß der Papisten Meynung dahin gerichtet, dieses Ertz- und dergleichen Stiffter wieder unter ihre abgöttische, mißbräuchliche Religion und Gewalt zu bringen, und ihre Practicken grösser, listiger und gefährlicher wären, als davon ingemein möchte gedacht werden, weil sie an allen Orten seminaria der Jesuiter-Schulen anrichteten, deßhalben man sich wohl fürzusehen. Summe: Es wären schon Leute, die aufs Ertz-Stifft ein Auge hätten, dasselbige auch bey dem Pabst allbereit ausgebeten hätten, und man solte sich nur umsehen, was die Päbstl. Practicken vor Unglück angerichtet, dessen Zeugen Spanien, Franckreich und die Niederlande seyn könten. Die Papisten practicirten dahin, daß das Päbstliche Joch möchte wieder erbauet werden; zu dem Ende auch vier Päbstliche Nuntii auf dem Reichs-Tage gewesen wären. So solte man auch nur das Buch Avtonomia lesen, wie gen zu Brandenburg die Formulam Concordiae selbst unterschrieben und seine Theologos dazu genöthiget. Jedoch ist hierbey nicht zu vergessen, daß gleichwohl der Continuator Meterani meldet, es habe doch Churfürst Johann Georg, so Lutherisch als er sonst war, anbefohlen, die reliquias der Päbstischen Ceremonien bey dem Lutherischen Gottesdienst abzuschaffen: So ist auch nicht zu zweiffeln, daß nach dieser Zeit im Ertzbißthum Magdeburg die Formula Concordiae nicht immer mehr und mehr solle dominirt haben, indem Hutterus die Formuln abdrucken lassen, nach welchen Anno 1593. der Herr Administrator zu Magdeburg seine zwey ältesten Printzen Johannem Sigismundum, und Johannem Georgium sich zu der Formula Concordiae zu bekennen, angehalten. Endlich so geben auch folgende Umstände Gelegenheit, zu vielen guten und nützlichen Gedancken, den alten Haß der Päbstischen Clerisey und der Jesuiten gegen alle Evangelische mit dem heutigen Zustand im Reich zu conferiren und gegen einander zu halten. Die geistlichen Fürsten wolten den Administrator als einem Evangelischen und verheyratheten Bischoff die Session und Stimme auf dem Reichs-Tag nicht einräumen, massen denn auch der Käyser dieser Ursach wegen ihm die Belehnung versagte. Dem unerachtet hat er auf Lebenslang das Ertzstifft gar ruhig behauptet. Hieher gehöret, daß Anno 1594. auf dem grossen Ausschuß-Tag im Closter Berge der Herr Administrator Joachim Friedrich in der proposition gedacht hat, daß er auf dem letzten Reichs-Tag zu Regensburg die Session wieder des Ertzbischoffs zu Saltzburg Einwenden würcklich angetreten und eingenommen, unerachtet sich dieser verlauten lassen, daß Seine Catholische Religion nicht leiden könte, daß jemand von der Lutherischen Religion auf der geistlichen Banck bey ihm sässe. Item: daß der Papisten Meynung dahin gerichtet, dieses Ertz- und dergleichen Stiffter wieder unter ihre abgöttische, mißbräuchliche Religion und Gewalt zu bringen, und ihre Practicken grösser, listiger und gefährlicher wären, als davon ingemein möchte gedacht werden, weil sie an allen Orten seminaria der Jesuiter-Schulen anrichteten, deßhalben man sich wohl fürzusehen. Summe: Es wären schon Leute, die aufs Ertz-Stifft ein Auge hätten, dasselbige auch bey dem Pabst allbereit ausgebeten hätten, und man solte sich nur umsehen, was die Päbstl. Practicken vor Unglück angerichtet, dessen Zeugen Spanien, Franckreich und die Niederlande seyn könten. Die Papisten practicirten dahin, daß das Päbstliche Joch möchte wieder erbauet werden; zu dem Ende auch vier Päbstliche Nuntii auf dem Reichs-Tage gewesen wären. 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Endlich so geben auch folgende Umstände Gelegenheit, zu vielen guten und nützlichen Gedancken, den alten Haß der Päbstischen Clerisey und der Jesuiten gegen alle Evangelische mit dem heutigen Zustand im Reich zu conferiren und gegen einander zu halten. Die geistlichen Fürsten wolten den Administrator als einem Evangelischen und verheyratheten Bischoff die Session und Stimme auf dem Reichs-Tag nicht einräumen, massen denn auch der Käyser dieser Ursach wegen ihm die Belehnung versagte. Dem unerachtet hat er auf Lebenslang das Ertzstifft gar ruhig behauptet. Hieher gehöret, daß Anno 1594. auf dem grossen Ausschuß-Tag im Closter Berge der Herr Administrator Joachim Friedrich in der proposition gedacht hat, daß er auf dem letzten Reichs-Tag zu Regensburg die Session wieder des Ertzbischoffs zu Saltzburg Einwenden würcklich angetreten und eingenommen, unerachtet sich dieser verlauten lassen, daß Seine Catholische Religion nicht leiden könte, daß jemand von der Lutherischen Religion auf der geistlichen Banck bey ihm sässe. Item: daß der Papisten Meynung dahin gerichtet, dieses Ertz- und dergleichen Stiffter wieder unter ihre abgöttische, mißbräuchliche Religion und Gewalt zu bringen, und ihre Practicken grösser, listiger und gefährlicher wären, als davon ingemein möchte gedacht werden, weil sie an allen Orten seminaria der Jesuiter-Schulen anrichteten, deßhalben man sich wohl fürzusehen. Summe: Es wären schon Leute, die aufs Ertz-Stifft ein Auge hätten, dasselbige auch bey dem Pabst allbereit ausgebeten hätten, und man solte sich nur umsehen, was die Päbstl. Practicken vor Unglück angerichtet, dessen Zeugen Spanien, Franckreich und die Niederlande seyn könten. Die Papisten practicirten dahin, daß das Päbstliche Joch möchte wieder erbauet werden; zu dem Ende auch vier Päbstliche Nuntii auf dem Reichs-Tage gewesen wären. So solte man auch nur das Buch Avtonomia lesen, wie </p> </div> </body> </text> </TEI> [235/0243]
gen zu Brandenburg die Formulam Concordiae selbst unterschrieben und seine Theologos dazu genöthiget. Jedoch ist hierbey nicht zu vergessen, daß gleichwohl der Continuator Meterani meldet, es habe doch Churfürst Johann Georg, so Lutherisch als er sonst war, anbefohlen, die reliquias der Päbstischen Ceremonien bey dem Lutherischen Gottesdienst abzuschaffen: So ist auch nicht zu zweiffeln, daß nach dieser Zeit im Ertzbißthum Magdeburg die Formula Concordiae nicht immer mehr und mehr solle dominirt haben, indem Hutterus die Formuln abdrucken lassen, nach welchen Anno 1593. der Herr Administrator zu Magdeburg seine zwey ältesten Printzen Johannem Sigismundum, und Johannem Georgium sich zu der Formula Concordiae zu bekennen, angehalten. Endlich so geben auch folgende Umstände Gelegenheit, zu vielen guten und nützlichen Gedancken, den alten Haß der Päbstischen Clerisey und der Jesuiten gegen alle Evangelische mit dem heutigen Zustand im Reich zu conferiren und gegen einander zu halten. Die geistlichen Fürsten wolten den Administrator als einem Evangelischen und verheyratheten Bischoff die Session und Stimme auf dem Reichs-Tag nicht einräumen, massen denn auch der Käyser dieser Ursach wegen ihm die Belehnung versagte. Dem unerachtet hat er auf Lebenslang das Ertzstifft gar ruhig behauptet. Hieher gehöret, daß Anno 1594. auf dem grossen Ausschuß-Tag im Closter Berge der Herr Administrator Joachim Friedrich in der proposition gedacht hat, daß er auf dem letzten Reichs-Tag zu Regensburg die Session wieder des Ertzbischoffs zu Saltzburg Einwenden würcklich angetreten und eingenommen, unerachtet sich dieser verlauten lassen, daß Seine Catholische Religion nicht leiden könte, daß jemand von der Lutherischen Religion auf der geistlichen Banck bey ihm sässe. Item: daß der Papisten Meynung dahin gerichtet, dieses Ertz- und dergleichen Stiffter wieder unter ihre abgöttische, mißbräuchliche Religion und Gewalt zu bringen, und ihre Practicken grösser, listiger und gefährlicher wären, als davon ingemein möchte gedacht werden, weil sie an allen Orten seminaria der Jesuiter-Schulen anrichteten, deßhalben man sich wohl fürzusehen. Summe: Es wären schon Leute, die aufs Ertz-Stifft ein Auge hätten, dasselbige auch bey dem Pabst allbereit ausgebeten hätten, und man solte sich nur umsehen, was die Päbstl. Practicken vor Unglück angerichtet, dessen Zeugen Spanien, Franckreich und die Niederlande seyn könten. Die Papisten practicirten dahin, daß das Päbstliche Joch möchte wieder erbauet werden; zu dem Ende auch vier Päbstliche Nuntii auf dem Reichs-Tage gewesen wären. So solte man auch nur das Buch Avtonomia lesen, wie
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/243>, abgerufen am 17.02.2025. |