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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724.

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denen, die da gläuben. Item: Wenn kommt die Verheissung, oder wem ist sie gegeben? respondet Paulus: Denen die da glauben. Wenn ich aber frage, woher kommt der Glaube? da sagt die Schrifft abermals: Fides non est omnium, fides est donum DEi; DEus operatur in nobis velle & perficere. Weme giebet GOtt der Allmächtige denn den Glauben? da saget formula §. Die ewige Wahl GOttes etc. Die ewige Wahl GOttes ist aus gnädigem Willen und Wohlgefallen GOttes in CHristo IEsu eine Ursache, die unsere Seeligkeit, und was zu derselben gehöret, schaffet, wircket, hilffet und befördert. Was gehöret aber zu unserer Seeligkeit? Sola fides. Giebt also die election den Glauben allein den Electis. Wie dann auch aus dem Loco Pauli ad Rom. 8. der in der formula angezogen wird, klärlich erscheinet. Und darum sagt Lutherus über den Spruch 1. Tim. 2. GOtt will alle Menschen seelig machen. Und in der Schrifft an den Herrn von Rechenberg: Wenn der Sprüche mehr wären, so müste man sie doch also verstehen, daß die Wahl GOttes bleibe. Solches giebet auch die Schrifft, wenn sie sich selbst expliciret; dann da unser HErr und Erlöser an einem Ort saget: Venite ad me omnes &c. da sagt er am andern Orte: Nemo potest venire ad me, nisi pater traxerit eum (in charitate perpetua dilexi te, ideo attraxi te miserans. Jer. 31. v. 3) Item Paulus: Non est volentis neque currentis, sed solius DEi miserantis. Es ist zwar auch recht, daß die Formula saget; DEum trahere per verbum. Aber verbum alleine hat keine Krafft darzu; dann sonsten (saget Lutherus in seiner Epistel an die Schweitzer de an. 37) würden alle Menschen seelig werden, die das Wort hören, wie auch Hunnius in seinem Tractatu de praedestinatione, und Chemnitius in Enchiridio also geschrieben. Dann Paulus ad Corinthios sagt: Evangelium est odor vitae ad vitam illis, qui salvantur, & odor mortis ad mortem, qui pereunt. Darzu dann die formula den Locum ex Actis: Es wurden (ex auditoribus verbi) gläubig, so viel ihrer zum ewigen Leben verordnet worden, recht anziehet. Und ist darum bey GOtt keine contradictio sondern wir müssen ihm seine heimliche Gerichte lassen, und darinnen nicht grübeln, wie Paulus sagt Rom. 9. Et homo, tu qui es, qui ex adverso responsas DEO? Immassen die formula solches ausdrücklich deutet, denn da heissets: Dominus novit suos. Also handelt Lutherus diesen pass, und also muß man auch aus der Schrifft von denselben halten. Wann wir ihn aber uns appliciren, so müssen wir a posteriori, und die Ordnung halten, wie die formula andeutet / und auch Lutherus über das 26. Cap. Geneseos, welches Formula in Loco de libero arbitrio anzeucht, ingleichen an vielen andern Orten erinnert. Dieses ist meine Erklährung bey diesem Loco, daraus man siehet, daß ichs mit Luthero halte. Wer nicht damit zu frieden ist, der mag sich mit ihme darwieder weiter hadern.
denen, die da gläuben. Item: Wenn kommt die Verheissung, oder wem ist sie gegeben? respondet Paulus: Denen die da glauben. Wenn ich aber frage, woher kommt der Glaube? da sagt die Schrifft abermals: Fides non est omnium, fides est donum DEi; DEus operatur in nobis velle & perficere. Weme giebet GOtt der Allmächtige denn den Glauben? da saget formula §. Die ewige Wahl GOttes etc. Die ewige Wahl GOttes ist aus gnädigem Willen und Wohlgefallen GOttes in CHristo IEsu eine Ursache, die unsere Seeligkeit, und was zu derselben gehöret, schaffet, wircket, hilffet und befördert. Was gehöret aber zu unserer Seeligkeit? Sola fides. Giebt also die election den Glauben allein den Electis. Wie dann auch aus dem Loco Pauli ad Rom. 8. der in der formula angezogen wird, klärlich erscheinet. Und darum sagt Lutherus über den Spruch 1. Tim. 2. GOtt will alle Menschen seelig machen. Und in der Schrifft an den Herrn von Rechenberg: Wenn der Sprüche mehr wären, so müste man sie doch also verstehen, daß die Wahl GOttes bleibe. Solches giebet auch die Schrifft, wenn sie sich selbst expliciret; dann da unser HErr und Erlöser an einem Ort saget: Venite ad me omnes &c. da sagt er am andern Orte: Nemo potest venire ad me, nisi pater traxerit eum (in charitate perpetua dilexi te, ideo attraxi te miserans. Jer. 31. v. 3) Item Paulus: Non est volentis neque currentis, sed solius DEi miserantis. Es ist zwar auch recht, daß die Formula saget; DEum trahere per verbum. Aber verbum alleine hat keine Krafft darzu; dann sonsten (saget Lutherus in seiner Epistel an die Schweitzer de an. 37) würden alle Menschen seelig werden, die das Wort hören, wie auch Hunnius in seinem Tractatu de praedestinatione, und Chemnitius in Enchiridio also geschrieben. Dann Paulus ad Corinthios sagt: Evangelium est odor vitae ad vitam illis, qui salvantur, & odor mortis ad mortem, qui pereunt. Darzu dann die formula den Locum ex Actis: Es wurden (ex auditoribus verbi) gläubig, so viel ihrer zum ewigen Leben verordnet worden, recht anziehet. Und ist darum bey GOtt keine contradictio sondern wir müssen ihm seine heimliche Gerichte lassen, und darinnen nicht grübeln, wie Paulus sagt Rom. 9. Et homo, tu qui es, qui ex adverso responsas DEO? Immassen die formula solches ausdrücklich deutet, denn da heissets: Dominus novit suos. Also handelt Lutherus diesen pass, und also muß man auch aus der Schrifft von denselben halten. Wann wir ihn aber uns appliciren, so müssen wir a posteriori, und die Ordnung halten, wie die formula andeutet / und auch Lutherus über das 26. Cap. Geneseos, welches Formula in Loco de libero arbitrio anzeucht, ingleichen an vielen andern Orten erinnert. Dieses ist meine Erklährung bey diesem Loco, daraus man siehet, daß ichs mit Luthero halte. Wer nicht damit zu frieden ist, der mag sich mit ihme darwieder weiter hadern.
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[229/0237] denen, die da gläuben. Item: Wenn kommt die Verheissung, oder wem ist sie gegeben? respondet Paulus: Denen die da glauben. Wenn ich aber frage, woher kommt der Glaube? da sagt die Schrifft abermals: Fides non est omnium, fides est donum DEi; DEus operatur in nobis velle & perficere. Weme giebet GOtt der Allmächtige denn den Glauben? da saget formula §. Die ewige Wahl GOttes etc. Die ewige Wahl GOttes ist aus gnädigem Willen und Wohlgefallen GOttes in CHristo IEsu eine Ursache, die unsere Seeligkeit, und was zu derselben gehöret, schaffet, wircket, hilffet und befördert. Was gehöret aber zu unserer Seeligkeit? Sola fides. Giebt also die election den Glauben allein den Electis. Wie dann auch aus dem Loco Pauli ad Rom. 8. der in der formula angezogen wird, klärlich erscheinet. Und darum sagt Lutherus über den Spruch 1. Tim. 2. GOtt will alle Menschen seelig machen. Und in der Schrifft an den Herrn von Rechenberg: Wenn der Sprüche mehr wären, so müste man sie doch also verstehen, daß die Wahl GOttes bleibe. Solches giebet auch die Schrifft, wenn sie sich selbst expliciret; dann da unser HErr und Erlöser an einem Ort saget: Venite ad me omnes &c. da sagt er am andern Orte: Nemo potest venire ad me, nisi pater traxerit eum (in charitate perpetua dilexi te, ideo attraxi te miserans. Jer. 31. v. 3) Item Paulus: Non est volentis neque currentis, sed solius DEi miserantis. Es ist zwar auch recht, daß die Formula saget; DEum trahere per verbum. Aber verbum alleine hat keine Krafft darzu; dann sonsten (saget Lutherus in seiner Epistel an die Schweitzer de an. 37) würden alle Menschen seelig werden, die das Wort hören, wie auch Hunnius in seinem Tractatu de praedestinatione, und Chemnitius in Enchiridio also geschrieben. Dann Paulus ad Corinthios sagt: Evangelium est odor vitae ad vitam illis, qui salvantur, & odor mortis ad mortem, qui pereunt. Darzu dann die formula den Locum ex Actis: Es wurden (ex auditoribus verbi) gläubig, so viel ihrer zum ewigen Leben verordnet worden, recht anziehet. Und ist darum bey GOtt keine contradictio sondern wir müssen ihm seine heimliche Gerichte lassen, und darinnen nicht grübeln, wie Paulus sagt Rom. 9. Et homo, tu qui es, qui ex adverso responsas DEO? Immassen die formula solches ausdrücklich deutet, denn da heissets: Dominus novit suos. Also handelt Lutherus diesen pass, und also muß man auch aus der Schrifft von denselben halten. Wann wir ihn aber uns appliciren, so müssen wir a posteriori, und die Ordnung halten, wie die formula andeutet / und auch Lutherus über das 26. Cap. Geneseos, welches Formula in Loco de libero arbitrio anzeucht, ingleichen an vielen andern Orten erinnert. Dieses ist meine Erklährung bey diesem Loco, daraus man siehet, daß ichs mit Luthero halte. Wer nicht damit zu frieden ist, der mag sich mit ihme darwieder weiter hadern.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Zweyter Theil. Halle, 1724, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte02_1724/237>, abgerufen am 27.11.2024.