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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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[Spaltenumbruch] Darzu kan ich dir helffen wol. Jedoch laß mich Schatzmeister seyn, Ich weiß die Finanz groß und klein, Wie man die Sach verblühmen thu
Der Jüngling
Amice was räthstu dazu
Der AMICE
Ich rath, halt ein ehrlichen Wandel, Sey from, treu, warhafft in deim Handel Und laß auch dein Volck unbeschwert So wirstu ihm gar lieb und wehrt, Als Severus und Trajanus Wie auch Constantinus Chlorus Die litten gar kein neu Aufsätz Sondern hielten für ihre Schätz, Des Volckes Freundschafft, Lieb und Treu Meinst nit, das sey ein starck Gebäu, In Krieg und Wiederwärtigkeit
Der Jüngling
Miser Lux es ist grosse Zeit Zum Nachtmahl ich will voran gan Das Nachtmahl heissen richtn an Kom bald hernach, ich geh zu Hauß
Der Jüngling gehet ab Der Heuchler
Glück zu ich kan nit bleiben aus, Will gleich auf der Fart nach hin kummen Der Magen hebt mir an zu brummen.
Der Heuchler kehrt sich zu Amice
Hör Amice, du bist nicht ertig Du bist deim Freund zu wiederwertig, Du bist ein rechter Wenden Schimpf Du kanst auch weder Schertz noch Glimpf Du bist zu ernstlich streng und rauch Weist nit itzund der Freundschaft Brauch? Was dein Freund lobt, das lob auch mit Es sey gleich Lobs wehrt oder nit, [Spaltenumbruch] Und was er schändt, das thu auch schänden, Dein Mantel nach dem Wind thu wenden Und was er will, das thu auch wollen, Traurt er, so thu dich traurig stellen, Lacht er, so thu auch mit ihm lachen Zürnt er, so zürn in allen Sachen, Freurt ihn, so thu ihm beid Hände blasen, Stinckt ihn was an, so rümpf die Nasen, Singt er, so soltu auch mit singen, Tantzt er, so soltu vorhin springen, Wenn er schnupft, so soltu gar weinen, Aller Ding dich mit ihm vereinen Denn wirst für ein Freund angenommen Möchst zu Gewalt, Ehr und Reichthum kommen Und bist bey grossen Herrn wehrt.
AMICE
Welch Mann eins wahren Freunds begehrt In Tugend und in Redlichkeit, In rechter Treu zu aller Zeit, Bleibt sein Hertz und Gemüth vereint Derselb ist allen Heuchlern feind Die also um ihn Feder klauben, Mit Schmeichlerey ihn thun berauben, Und kühlen ihm die seine Ohrn Machen ihn gar zu einen Thorn. Wenn bald ihn überfält ein Noth Gehn der Heuchler achtzg auf ein Loth, Und ziehen fein ab vor dem Garn Wie man denn täglich thut erfahrn Der Heuchler arglistige Tück.
Der Heuchler
Eben das ist mein Meisterstück, Daß ich hang einem Freunde an So lang ich sein geniessen kan, Bald sich das Unglück zu ihm wendt
[Spaltenumbruch] Darzu kan ich dir helffen wol. Jedoch laß mich Schatzmeister seyn, Ich weiß die Finanz groß und klein, Wie man die Sach verblühmen thu
Der Jüngling
Amice was räthstu dazu
Der AMICE
Ich rath, halt ein ehrlichen Wandel, Sey from, treu, warhafft in deim Handel Und laß auch dein Volck unbeschwert So wirstu ihm gar lieb und wehrt, Als Severus und Trajanus Wie auch Constantinus Chlorus Die litten gar kein neu Aufsätz Sondern hielten für ihre Schätz, Des Volckes Freundschafft, Lieb und Treu Meinst nit, das sey ein starck Gebäu, In Krieg und Wiederwärtigkeit
Der Jüngling
Miser Lux es ist grosse Zeit Zum Nachtmahl ich will voran gan Das Nachtmahl heissen richtn an Kom bald hernach, ich geh zu Hauß
Der Jüngling gehet ab Der Heuchler
Glück zu ich kan nit bleiben aus, Will gleich auf der Fart nach hin kummen Der Magen hebt mir an zu brummen.
Der Heuchler kehrt sich zu Amice
Hör Amice, du bist nicht ertig Du bist deim Freund zu wiederwertig, Du bist ein rechter Wenden Schimpf Du kanst auch weder Schertz noch Glimpf Du bist zu ernstlich streng und rauch Weist nit itzund der Freundschaft Brauch? Was dein Freund lobt, das lob auch mit Es sey gleich Lobs wehrt oder nit, [Spaltenumbruch] Und was er schändt, das thu auch schänden, Dein Mantel nach dem Wind thu wenden Und was er will, das thu auch wollen, Traurt er, so thu dich traurig stellen, Lacht er, so thu auch mit ihm lachen Zürnt er, so zürn in allen Sachen, Freurt ihn, so thu ihm beid Hände blasen, Stinckt ihn was an, so rümpf die Nasen, Singt er, so soltu auch mit singen, Tantzt er, so soltu vorhin springen, Wenn er schnupft, so soltu gar weinen, Aller Ding dich mit ihm vereinen Denn wirst für ein Freund angenommen Möchst zu Gewalt, Ehr und Reichthum kommen Und bist bey grossen Herrn wehrt.
AMICE
Welch Mann eins wahren Freunds begehrt In Tugend und in Redlichkeit, In rechter Treu zu aller Zeit, Bleibt sein Hertz und Gemüth vereint Derselb ist allen Heuchlern feind Die also um ihn Feder klauben, Mit Schmeichlerey ihn thun berauben, Und kühlen ihm die seine Ohrn Machen ihn gar zu einen Thorn. Wenn bald ihn überfält ein Noth Gehn der Heuchler achtzg auf ein Loth, Und ziehen fein ab vor dem Garn Wie man denn täglich thut erfahrn Der Heuchler arglistige Tück.
Der Heuchler
Eben das ist mein Meisterstück, Daß ich hang einem Freunde an So lang ich sein geniessen kan, Bald sich das Unglück zu ihm wendt
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[355/0371] Darzu kan ich dir helffen wol. Jedoch laß mich Schatzmeister seyn, Ich weiß die Finanz groß und klein, Wie man die Sach verblühmen thu Der Jüngling Amice was räthstu dazu Der AMICE Ich rath, halt ein ehrlichen Wandel, Sey from, treu, warhafft in deim Handel Und laß auch dein Volck unbeschwert So wirstu ihm gar lieb und wehrt, Als Severus und Trajanus Wie auch Constantinus Chlorus Die litten gar kein neu Aufsätz Sondern hielten für ihre Schätz, Des Volckes Freundschafft, Lieb und Treu Meinst nit, das sey ein starck Gebäu, In Krieg und Wiederwärtigkeit Der Jüngling Miser Lux es ist grosse Zeit Zum Nachtmahl ich will voran gan Das Nachtmahl heissen richtn an Kom bald hernach, ich geh zu Hauß Der Jüngling gehet ab Der Heuchler Glück zu ich kan nit bleiben aus, Will gleich auf der Fart nach hin kummen Der Magen hebt mir an zu brummen. Der Heuchler kehrt sich zu Amice Hör Amice, du bist nicht ertig Du bist deim Freund zu wiederwertig, Du bist ein rechter Wenden Schimpf Du kanst auch weder Schertz noch Glimpf Du bist zu ernstlich streng und rauch Weist nit itzund der Freundschaft Brauch? Was dein Freund lobt, das lob auch mit Es sey gleich Lobs wehrt oder nit, Und was er schändt, das thu auch schänden, Dein Mantel nach dem Wind thu wenden Und was er will, das thu auch wollen, Traurt er, so thu dich traurig stellen, Lacht er, so thu auch mit ihm lachen Zürnt er, so zürn in allen Sachen, Freurt ihn, so thu ihm beid Hände blasen, Stinckt ihn was an, so rümpf die Nasen, Singt er, so soltu auch mit singen, Tantzt er, so soltu vorhin springen, Wenn er schnupft, so soltu gar weinen, Aller Ding dich mit ihm vereinen Denn wirst für ein Freund angenommen Möchst zu Gewalt, Ehr und Reichthum kommen Und bist bey grossen Herrn wehrt. AMICE Welch Mann eins wahren Freunds begehrt In Tugend und in Redlichkeit, In rechter Treu zu aller Zeit, Bleibt sein Hertz und Gemüth vereint Derselb ist allen Heuchlern feind Die also um ihn Feder klauben, Mit Schmeichlerey ihn thun berauben, Und kühlen ihm die seine Ohrn Machen ihn gar zu einen Thorn. Wenn bald ihn überfält ein Noth Gehn der Heuchler achtzg auf ein Loth, Und ziehen fein ab vor dem Garn Wie man denn täglich thut erfahrn Der Heuchler arglistige Tück. Der Heuchler Eben das ist mein Meisterstück, Daß ich hang einem Freunde an So lang ich sein geniessen kan, Bald sich das Unglück zu ihm wendt

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-23T14:00:00Z)
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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/371>, abgerufen am 24.11.2024.