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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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let, daß man dieses alles ohne grosses Vergnügen nicht lesen kan. Seinem Stande und Vermögen nach war er zwar kein Edelmann, aber auch kein Bauer, und unter denen Bürgern lebte er in einem solchen Stande, daß er für einen Meister in der Poesie zu allen Zeiten ist gehalten worden, ob er schon kein eigentlicher Poeta laureatus (so wenig als meines Wissens der Herr Quaerente) war. Er hat seiner beyder Gemahlinnen und mit ihnen erzeugten Nachkommen in seinen Gedichten mit Ruhm erwehnet, und ihre Tugenden gelobet. Gleichwie nun diese gute Haußhälterinnen waren, also war er ein guter Oeconomus, der für sich und seine Nachkommen klüglich gesorget, auch dieselbe mit Erwerbung und Anschaffung bürgerlicher Nahrung genungsam versorget, und keine Schulden, so viel mir bekant, nach sich gelassen, die von seinem Erben nicht bezahlet worden wären. Ja was braucht es viel von seinen Ehrenstande viel Worte zu machen: da derselbe daraus genungsam kan abgenommen werden, weil die Christliche Lutherische Kirche (zu welcher sich der Herr Quaerente doch auch äusserlich bekennet) ihn ob er schon ein Leye, und kein Geistlicher war, und etliche von seinen Liedern so hoch geachtet, daß selbige bis zu meiner Zeit noch in denen öffentlichen Versammlungen so wohl als zu Hause sind gesungen worden, und noch an vielen Orten gesungen werden, auch der Herr Quaerente vermuthlich dieselben zum öfftern wo nicht selbst mitgesungen, doch von andern wird haben singen hören.

§. XLII. Es sind zwar freylich seine Reime nicht nach der heutigenNemlich des ehrlichen Nürn bergischen Hanß Sachsens. galanten Art des Herrn Quaerenten geschrieben; aber es hat dieser berühmte Poete auch nicht zu der heutigen galanten Zeit, sondern für zweyhundert Jahren zu des Herrn Lutheri Zeiten gelebet; jedoch bin ich gut dafür, daß wenn er zu unserer Zeit geschrieben haben solte, alsdenn seine Poesie denen Gedichten des Herrn Quaerenten nichts nachgegeben, sondern wahrscheinlich dieselben übertroffen haben würden; zum wenigsten wolte ich gut dafür seyn, das er diejenige licentiam Poeticam nicht gebraucht haben würde, der sich unser Herr Quaerent, wie allbereit oben §. 40. erinnert worden, in dem bald folgenden Poemate bedienet hat. Mit einem Worte, es ist der ehrliche alte Hanß Sachs, berühmter Meister-Sänger, und künstlicher Schuster, auch in seinem Alter halbehrwürdiger Schulmeister in Nürnberg. Wem seine Schrifften nur ein wenig bekant sind, wird gar bald sehen, daß alles dasjenige, was ich im vorigen Paragrapho von seinen guten Qualitäten gerühmet, in der That sich so verhalte, und keinesweges etwan ironice erdichtet sey: auch dasjenige, was ich von

let, daß man dieses alles ohne grosses Vergnügen nicht lesen kan. Seinem Stande und Vermögen nach war er zwar kein Edelmann, aber auch kein Bauer, und unter denen Bürgern lebte er in einem solchen Stande, daß er für einen Meister in der Poesie zu allen Zeiten ist gehalten worden, ob er schon kein eigentlicher Poeta laureatus (so wenig als meines Wissens der Herr Quaerente) war. Er hat seiner beyder Gemahlinnen und mit ihnen erzeugten Nachkommen in seinen Gedichten mit Ruhm erwehnet, und ihre Tugenden gelobet. Gleichwie nun diese gute Haußhälterinnen waren, also war er ein guter Oeconomus, der für sich und seine Nachkommen klüglich gesorget, auch dieselbe mit Erwerbung und Anschaffung bürgerlicher Nahrung genungsam versorget, und keine Schulden, so viel mir bekant, nach sich gelassen, die von seinem Erben nicht bezahlet worden wären. Ja was braucht es viel von seinen Ehrenstande viel Worte zu machen: da derselbe daraus genungsam kan abgenommen werden, weil die Christliche Lutherische Kirche (zu welcher sich der Herr Quaerente doch auch äusserlich bekennet) ihn ob er schon ein Leye, und kein Geistlicher war, und etliche von seinen Liedern so hoch geachtet, daß selbige bis zu meiner Zeit noch in denen öffentlichen Versammlungen so wohl als zu Hause sind gesungen worden, und noch an vielen Orten gesungen werden, auch der Herr Quaerente vermuthlich dieselben zum öfftern wo nicht selbst mitgesungen, doch von andern wird haben singen hören.

§. XLII. Es sind zwar freylich seine Reime nicht nach der heutigenNemlich des ehrlichen Nürn bergischen Hanß Sachsens. galanten Art des Herrn Quaerenten geschrieben; aber es hat dieser berühmte Poete auch nicht zu der heutigen galanten Zeit, sondern für zweyhundert Jahren zu des Herrn Lutheri Zeiten gelebet; jedoch bin ich gut dafür, daß wenn er zu unserer Zeit geschrieben haben solte, alsdenn seine Poesie denen Gedichten des Herrn Quaerenten nichts nachgegeben, sondern wahrscheinlich dieselben übertroffen haben würden; zum wenigsten wolte ich gut dafür seyn, das er diejenige licentiam Poeticam nicht gebraucht haben würde, der sich unser Herr Quaerent, wie allbereit oben §. 40. erinnert worden, in dem bald folgenden Poemate bedienet hat. Mit einem Worte, es ist der ehrliche alte Hanß Sachs, berühmter Meister-Sänger, und künstlicher Schuster, auch in seinem Alter halbehrwürdiger Schulmeister in Nürnberg. Wem seine Schrifften nur ein wenig bekant sind, wird gar bald sehen, daß alles dasjenige, was ich im vorigen Paragrapho von seinen guten Qualitäten gerühmet, in der That sich so verhalte, und keinesweges etwan ironice erdichtet sey: auch dasjenige, was ich von

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[325/0341] let, daß man dieses alles ohne grosses Vergnügen nicht lesen kan. Seinem Stande und Vermögen nach war er zwar kein Edelmann, aber auch kein Bauer, und unter denen Bürgern lebte er in einem solchen Stande, daß er für einen Meister in der Poesie zu allen Zeiten ist gehalten worden, ob er schon kein eigentlicher Poeta laureatus (so wenig als meines Wissens der Herr Quaerente) war. Er hat seiner beyder Gemahlinnen und mit ihnen erzeugten Nachkommen in seinen Gedichten mit Ruhm erwehnet, und ihre Tugenden gelobet. Gleichwie nun diese gute Haußhälterinnen waren, also war er ein guter Oeconomus, der für sich und seine Nachkommen klüglich gesorget, auch dieselbe mit Erwerbung und Anschaffung bürgerlicher Nahrung genungsam versorget, und keine Schulden, so viel mir bekant, nach sich gelassen, die von seinem Erben nicht bezahlet worden wären. Ja was braucht es viel von seinen Ehrenstande viel Worte zu machen: da derselbe daraus genungsam kan abgenommen werden, weil die Christliche Lutherische Kirche (zu welcher sich der Herr Quaerente doch auch äusserlich bekennet) ihn ob er schon ein Leye, und kein Geistlicher war, und etliche von seinen Liedern so hoch geachtet, daß selbige bis zu meiner Zeit noch in denen öffentlichen Versammlungen so wohl als zu Hause sind gesungen worden, und noch an vielen Orten gesungen werden, auch der Herr Quaerente vermuthlich dieselben zum öfftern wo nicht selbst mitgesungen, doch von andern wird haben singen hören. §. XLII. Es sind zwar freylich seine Reime nicht nach der heutigen galanten Art des Herrn Quaerenten geschrieben; aber es hat dieser berühmte Poete auch nicht zu der heutigen galanten Zeit, sondern für zweyhundert Jahren zu des Herrn Lutheri Zeiten gelebet; jedoch bin ich gut dafür, daß wenn er zu unserer Zeit geschrieben haben solte, alsdenn seine Poesie denen Gedichten des Herrn Quaerenten nichts nachgegeben, sondern wahrscheinlich dieselben übertroffen haben würden; zum wenigsten wolte ich gut dafür seyn, das er diejenige licentiam Poeticam nicht gebraucht haben würde, der sich unser Herr Quaerent, wie allbereit oben §. 40. erinnert worden, in dem bald folgenden Poemate bedienet hat. Mit einem Worte, es ist der ehrliche alte Hanß Sachs, berühmter Meister-Sänger, und künstlicher Schuster, auch in seinem Alter halbehrwürdiger Schulmeister in Nürnberg. Wem seine Schrifften nur ein wenig bekant sind, wird gar bald sehen, daß alles dasjenige, was ich im vorigen Paragrapho von seinen guten Qualitäten gerühmet, in der That sich so verhalte, und keinesweges etwan ironice erdichtet sey: auch dasjenige, was ich von Nemlich des ehrlichen Nürn bergischen Hanß Sachsens.

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/341>, abgerufen am 23.11.2024.