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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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Beylage. Ausübung und Ubertretung der Vernunfft-Lehre.
[Spaltenumbruch]
Ausübung
Der Vernunfft-Lehre: in der Geschicklichkeit von anderer Meinungen zu urtheilen.
1.

Betrachte erstlich die Person dessen, der etwas redet, d. i. seinen Stand, oder seinen Affect und Zuneigung wohl: denn die Worte haben öffters unterschiedene Bedeutung nach dem Unterscheid der Stände der Menschen. Z. E. wann ein Stoicker von Affecten redet, muß ich mir schon einen andern Concept davon machen: als wenn es ein Philosophus thut, der einer andern Secte zugethan ist.

[Spaltenumbruch]
Ubertretung
Der Vernunfft-Lehre: in der Geschicklichkeit von anderer Meinungen zu urtheilen.
1.

Die Person, welche in den Meditationibus redet: ist ein Philosophus. Sein Stand, Affect oder Zuneigung ist die Philosophia Eclectica seu libera. Kurtz: Er ist ein Philosophus Eclecticus. Dieser Philosophus Eclecticus: begreiffet in sich ceu subjecto communi drey differente Moral-Personen: eines Philosophi Ethnici: Philosophi Ethnico-Christiani: Christiani. Die zwo erstere, führen sich active: die letztere: mehrentheils passive auff. Was jene: de DEO, Mundo, Homine, mündlich oder schrifftlich franck und frey raisonniren; wird von dem Philosopho Christiano angehöret, verzeichnet, erzehlet und durch den Druck, den Gelehrten zum besten, gemein gemacht. Dieser dreyfache Unterscheid der Moral-Personen und ihrer Characteren: sind von der Clerisey, dem Magistrat und Eurer Hochedlen negligiret: dahero eine Vermischung der Wörter, Reden, Meinungen begangen: und was e. g. der Heyde oder der Christ-Heyde, von GOtt, der Welt, dem Menschen dencket, redet, schreibet: dem erzehlendem und auffzeichnendem Christen wie seine eigene Grund-Lehren, beygeleget und zugesprochen worden. Aus welchem Primo Falso: die von der Clerisey be-

Beylage. Ausübung und Ubertretung der Vernunfft-Lehre.
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Ausübung
Der Vernunfft-Lehre: in der Geschicklichkeit von anderer Meinungen zu urtheilen.
1.

Betrachte erstlich die Person dessen, der etwas redet, d. i. seinen Stand, oder seinen Affect und Zuneigung wohl: denn die Worte haben öffters unterschiedene Bedeutung nach dem Unterscheid der Stände der Menschen. Z. E. wann ein Stoicker von Affecten redet, muß ich mir schon einen andern Concept davon machen: als wenn es ein Philosophus thut, der einer andern Secte zugethan ist.

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Ubertretung
Der Vernunfft-Lehre: in der Geschicklichkeit von anderer Meinungen zu urtheilen.
1.

Die Person, welche in den Meditationibus redet: ist ein Philosophus. Sein Stand, Affect oder Zuneigung ist die Philosophia Eclectica seu libera. Kurtz: Er ist ein Philosophus Eclecticus. Dieser Philosophus Eclecticus: begreiffet in sich ceu subjecto communi drey differente Moral-Personen: eines Philosophi Ethnici: Philosophi Ethnico-Christiani: Christiani. Die zwo erstere, führen sich active: die letztere: mehrentheils passive auff. Was jene: de DEO, Mundo, Homine, mündlich oder schrifftlich franck und frey raisonniren; wird von dem Philosopho Christiano angehöret, verzeichnet, erzehlet und durch den Druck, den Gelehrten zum besten, gemein gemacht. Dieser dreyfache Unterscheid der Moral-Personen und ihrer Characteren: sind von der Clerisey, dem Magistrat und Eurer Hochedlen negligiret: dahero eine Vermischung der Wörter, Reden, Meinungen begangen: und was e. g. der Heyde oder der Christ-Heyde, von GOtt, der Welt, dem Menschen dencket, redet, schreibet: dem erzehlendem und auffzeichnendem Christen wie seine eigene Grund-Lehren, beygeleget und zugesprochen worden. Aus welchem Primo Falso: die von der Clerisey be-

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[301/0317] Beylage. Ausübung und Ubertretung der Vernunfft-Lehre. Ausübung Der Vernunfft-Lehre: in der Geschicklichkeit von anderer Meinungen zu urtheilen. 1. Betrachte erstlich die Person dessen, der etwas redet, d. i. seinen Stand, oder seinen Affect und Zuneigung wohl: denn die Worte haben öffters unterschiedene Bedeutung nach dem Unterscheid der Stände der Menschen. Z. E. wann ein Stoicker von Affecten redet, muß ich mir schon einen andern Concept davon machen: als wenn es ein Philosophus thut, der einer andern Secte zugethan ist. Ubertretung Der Vernunfft-Lehre: in der Geschicklichkeit von anderer Meinungen zu urtheilen. 1. Die Person, welche in den Meditationibus redet: ist ein Philosophus. Sein Stand, Affect oder Zuneigung ist die Philosophia Eclectica seu libera. Kurtz: Er ist ein Philosophus Eclecticus. Dieser Philosophus Eclecticus: begreiffet in sich ceu subjecto communi drey differente Moral-Personen: eines Philosophi Ethnici: Philosophi Ethnico-Christiani: Christiani. Die zwo erstere, führen sich active: die letztere: mehrentheils passive auff. Was jene: de DEO, Mundo, Homine, mündlich oder schrifftlich franck und frey raisonniren; wird von dem Philosopho Christiano angehöret, verzeichnet, erzehlet und durch den Druck, den Gelehrten zum besten, gemein gemacht. Dieser dreyfache Unterscheid der Moral-Personen und ihrer Characteren: sind von der Clerisey, dem Magistrat und Eurer Hochedlen negligiret: dahero eine Vermischung der Wörter, Reden, Meinungen begangen: und was e. g. der Heyde oder der Christ-Heyde, von GOtt, der Welt, dem Menschen dencket, redet, schreibet: dem erzehlendem und auffzeichnendem Christen wie seine eigene Grund-Lehren, beygeleget und zugesprochen worden. Aus welchem Primo Falso: die von der Clerisey be-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/317>, abgerufen am 23.11.2024.