Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.dovici Antomi Muratorii. Vorrede vertheidiget Muratorius sein Vornehmen, wieder diejenigen, welche es vielleicht vor unnützlich, oder wohl gar schädlich halten, die alten Ketzer-Schrifften wieder ans Licht zu bringen. Denn weil derselben Irrthümer schon längst wiederleget sind; hat man keine Gefahr davon zu befürchten. Dieser Brieff gebe der Kirchen-Historie ein Licht: und Muratorius meinet, es könne der Betrug der Ketzer nicht besser entdecket, und Pabsts Julii I. Unschuld vertheidiget wenden, als durch Herausgebung dieses Brieffes. Er führet über dieses die Exempel derjenigen vor sich an, die Juliani, Libanii, Symmachi und Zosimi Schrifften wieder die Christliche Religion herausgegeben: Montfauconium, der Eusebii mit dem Arianismo befleckte Commentarios drucken lassen: die Acta Conciliorum, darinne so viel Brieffe der Ketzer stehen: Baronium, der in seinen Annalibus, viele Werckgen der Ketzer, und Zacagnium, der des Ketzers Apollinaris Irrthümer ans Licht gebracht. E. Daß ferner und zum andern: unter den vielen Classen der Weltweisen, die Philosophi Platonici fürnehmlith: (obgleich andere melden, daß aus der Quelle des Pythagorae und Zenonis, vielmehr Ketzerisches Gifft geflossen,) die Patriarchen der Ketzer sind genennet worden: berichtet die Philosophia Aulica. Und daß Plato, ein Atheista formalis sey, der Spinosismum ante Spinosam gelehret: hat eine gelehrte Feder zu erweisen sich bemühet. Es hat aber nicht allein Marsilius Ficinus, die Philosophiam Platonicam aus den unterirrdischen Hölen wieder hervor gelocket; ein Sedis Romanae Purpuratus Bessarion, nebst dem Engländer Cudworth, den Platonem gegen seine Verläumder defendiret; Sondern die Kirchen-Väter selbst, sind wie dem Aristotelismo, Stoicismo und Epicureisino: also ebenfalls dem Pythagorisino und Platonismo, so gar ergeben gewesen; daß sie den letztern, biß auff seine Irrthümer angenommen. Wann nun eine unzeitig hitzige und von den Vorurtheilen geblendete Seele, den Ficinum, Bessarionem, Cudworth, nebst den Ecclesiae Patribus: theils wegen Herausgebung, theils der Verthädig- und Annehmung dergleichen Schrifften und ihrer Lehr-Sätze wegen, vor gottlose Platonisten, Pythagoristen, Atheisten und Spinosisten auff den Märckten, von den Cantzeln und Cathedern, auch in allen Theologischen und Juristischen Facultäten Europä ausschreyen, und ihnen, obwohl des Feuerswürdigen Maleficanten, aus genereuser Compassion, ein dulce & mansuetum Consilium abeundi aus den Gräntzen der gelehrten Republic und den Gewölben der Buchführer, ad domum insinuiren lassen wolte; Würde ein gescheider Welt-und Hoff-Philosophus nicht ge- dovici Antomi Muratorii. Vorrede vertheidiget Muratorius sein Vornehmen, wieder diejenigen, welche es vielleicht vor unnützlich, oder wohl gar schädlich halten, die alten Ketzer-Schrifften wieder ans Licht zu bringen. Denn weil derselben Irrthümer schon längst wiederleget sind; hat man keine Gefahr davon zu befürchten. Dieser Brieff gebe der Kirchen-Historie ein Licht: und Muratorius meinet, es könne der Betrug der Ketzer nicht besser entdecket, und Pabsts Julii I. Unschuld vertheidiget wenden, als durch Herausgebung dieses Brieffes. Er führet über dieses die Exempel derjenigen vor sich an, die Juliani, Libanii, Symmachi und Zosimi Schrifften wieder die Christliche Religion herausgegeben: Montfauconium, der Eusebii mit dem Arianismo befleckte Commentarios drucken lassen: die Acta Conciliorum, darinne so viel Brieffe der Ketzer stehen: Baronium, der in seinen Annalibus, viele Werckgen der Ketzer, und Zacagnium, der des Ketzers Apollinaris Irrthümer ans Licht gebracht. E. Daß ferner und zum andern: unter den vielen Classen der Weltweisen, die Philosophi Platonici fürnehmlith: (obgleich andere melden, daß aus der Quelle des Pythagorae und Zenonis, vielmehr Ketzerisches Gifft geflossen,) die Patriarchen der Ketzer sind genennet worden: berichtet die Philosophia Aulica. Und daß Plato, ein Atheista formalis sey, der Spinosismum ante Spinosam gelehret: hat eine gelehrte Feder zu erweisen sich bemühet. Es hat aber nicht allein Marsilius Ficinus, die Philosophiam Platonicam aus den unterirrdischen Hölen wieder hervor gelocket; ein Sedis Romanae Purpuratus Bessarion, nebst dem Engländer Cudworth, den Platonem gegen seine Verläumder defendiret; Sondern die Kirchen-Väter selbst, sind wie dem Aristotelismo, Stoicismo und Epicureisino: also ebenfalls dem Pythagorisino und Platonismo, so gar ergeben gewesen; daß sie den letztern, biß auff seine Irrthümer angenommen. Wann nun eine unzeitig hitzige und von den Vorurtheilen geblendete Seele, den Ficinum, Bessarionem, Cudworth, nebst den Ecclesiae Patribus: theils wegen Herausgebung, theils der Verthädig- und Annehmung dergleichen Schrifften und ihrer Lehr-Sätze wegen, vor gottlose Platonisten, Pythagoristen, Atheisten und Spinosisten auff den Märckten, von den Cantzeln und Cathedern, auch in allen Theologischen und Juristischen Facultäten Europä ausschreyen, und ihnen, obwohl des Feuerswürdigen Maleficanten, aus genereuser Compassion, ein dulce & mansuetum Consilium abeundi aus den Gräntzen der gelehrten Republic und den Gewölben der Buchführer, ad domum insinuiren lassen wolte; Würde ein gescheider Welt-und Hoff-Philosophus nicht ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0290" n="274"/><note place="left"><hi rendition="#i">dovici Antomi Muratorii.</hi></note>Vorrede vertheidiget Muratorius sein Vornehmen, wieder diejenigen, welche es vielleicht vor unnützlich, oder wohl gar schädlich halten, die alten Ketzer-Schrifften wieder ans Licht zu bringen. Denn weil derselben Irrthümer schon längst wiederleget sind; hat man keine Gefahr davon zu befürchten. Dieser Brieff gebe der Kirchen-Historie ein Licht: und Muratorius meinet, es könne der Betrug der Ketzer nicht besser entdecket, und Pabsts Julii I. Unschuld vertheidiget wenden, als durch Herausgebung dieses Brieffes. Er führet über dieses die Exempel derjenigen vor sich an, die Juliani, Libanii, Symmachi und Zosimi Schrifften wieder die Christliche Religion herausgegeben: Montfauconium, der Eusebii mit dem Arianismo befleckte Commentarios drucken lassen: die Acta Conciliorum, darinne so viel Brieffe der Ketzer stehen: Baronium, der in seinen Annalibus, viele Werckgen der Ketzer, und Zacagnium, der des Ketzers Apollinaris Irrthümer ans Licht gebracht. 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Es hat aber nicht allein Marsilius Ficinus, die Philosophiam Platonicam aus den unterirrdischen Hölen wieder hervor gelocket; ein Sedis Romanae Purpuratus Bessarion, nebst dem Engländer Cudworth, den Platonem gegen seine Verläumder defendiret; Sondern die Kirchen-Väter selbst, sind wie dem Aristotelismo, Stoicismo und Epicureisino: also ebenfalls dem Pythagorisino und Platonismo, so gar ergeben gewesen; daß sie den letztern, biß auff seine Irrthümer angenommen. Wann nun eine unzeitig hitzige und von den Vorurtheilen geblendete Seele, den Ficinum, Bessarionem, Cudworth, nebst den Ecclesiae Patribus: theils wegen Herausgebung, theils der Verthädig- und Annehmung dergleichen Schrifften und ihrer Lehr-Sätze wegen, vor gottlose Platonisten, Pythagoristen, Atheisten und Spinosisten auff den Märckten, von den Cantzeln und Cathedern, auch in allen Theologischen und Juristischen Facultäten Europä ausschreyen, und ihnen, obwohl des Feuerswürdigen Maleficanten, aus genereuser Compassion, ein dulce & mansuetum Consilium abeundi aus den Gräntzen der gelehrten Republic und den Gewölben der Buchführer, ad domum insinuiren lassen wolte; Würde ein gescheider Welt-und Hoff-Philosophus nicht ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [274/0290]
Vorrede vertheidiget Muratorius sein Vornehmen, wieder diejenigen, welche es vielleicht vor unnützlich, oder wohl gar schädlich halten, die alten Ketzer-Schrifften wieder ans Licht zu bringen. Denn weil derselben Irrthümer schon längst wiederleget sind; hat man keine Gefahr davon zu befürchten. Dieser Brieff gebe der Kirchen-Historie ein Licht: und Muratorius meinet, es könne der Betrug der Ketzer nicht besser entdecket, und Pabsts Julii I. Unschuld vertheidiget wenden, als durch Herausgebung dieses Brieffes. Er führet über dieses die Exempel derjenigen vor sich an, die Juliani, Libanii, Symmachi und Zosimi Schrifften wieder die Christliche Religion herausgegeben: Montfauconium, der Eusebii mit dem Arianismo befleckte Commentarios drucken lassen: die Acta Conciliorum, darinne so viel Brieffe der Ketzer stehen: Baronium, der in seinen Annalibus, viele Werckgen der Ketzer, und Zacagnium, der des Ketzers Apollinaris Irrthümer ans Licht gebracht. E.
dovici Antomi Muratorii. Daß ferner und zum andern: unter den vielen Classen der Weltweisen, die Philosophi Platonici fürnehmlith: (obgleich andere melden, daß aus der Quelle des Pythagorae und Zenonis, vielmehr Ketzerisches Gifft geflossen,) die Patriarchen der Ketzer sind genennet worden: berichtet die Philosophia Aulica. Und daß Plato, ein Atheista formalis sey, der Spinosismum ante Spinosam gelehret: hat eine gelehrte Feder zu erweisen sich bemühet. Es hat aber nicht allein Marsilius Ficinus, die Philosophiam Platonicam aus den unterirrdischen Hölen wieder hervor gelocket; ein Sedis Romanae Purpuratus Bessarion, nebst dem Engländer Cudworth, den Platonem gegen seine Verläumder defendiret; Sondern die Kirchen-Väter selbst, sind wie dem Aristotelismo, Stoicismo und Epicureisino: also ebenfalls dem Pythagorisino und Platonismo, so gar ergeben gewesen; daß sie den letztern, biß auff seine Irrthümer angenommen. Wann nun eine unzeitig hitzige und von den Vorurtheilen geblendete Seele, den Ficinum, Bessarionem, Cudworth, nebst den Ecclesiae Patribus: theils wegen Herausgebung, theils der Verthädig- und Annehmung dergleichen Schrifften und ihrer Lehr-Sätze wegen, vor gottlose Platonisten, Pythagoristen, Atheisten und Spinosisten auff den Märckten, von den Cantzeln und Cathedern, auch in allen Theologischen und Juristischen Facultäten Europä ausschreyen, und ihnen, obwohl des Feuerswürdigen Maleficanten, aus genereuser Compassion, ein dulce & mansuetum Consilium abeundi aus den Gräntzen der gelehrten Republic und den Gewölben der Buchführer, ad domum insinuiren lassen wolte; Würde ein gescheider Welt-und Hoff-Philosophus nicht ge-
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/290>, abgerufen am 16.02.2025. |