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Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723.

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Die Mittel-Magd bleibt darbey, und gedächte es eydlich zu erhalten, daß die Worte, wie Sie gegen die Köchin erzehlet, wären geredet worden. Die Zoffe bleibet auch dabey und will darüber schweren, daß Anna mehr nicht geredet, als was Sie gesagt, das Kind auch nicht an die Hände gegriffen.

Die Zoffe ist ferner befragt worden, Wann Anna das Kind bekommen. Resp. Es wäre Herr H. H. seine Frau und andere Tochter 3. Tage zu St. auffn Kindtauffen gewesen, wären zwar allezeit des Nachts zu Hause kommen, und hielte Sie dafür, sie müste das Kind unter der Zeit bekommen haben, denn Sie wäre nach 3. Tagen wieder runter in die Stuben kommen, da Sie sonst den ersten Tag in der Cammer geblieben.

Die Käse-Mutter sagt: Anna wäre etwa 3. Tage in der Cammer auffn Boden gewesen, da sie nicht wäre herunter kommen, und hielte dafür, daß Sie das Kind den ersten Tag, da das Kindtauffen gewesen, bekommen, den selben Tag hätte Sie Ihr müssen auf den Bauch greiffen, hätte es ihr auch abgebeten, da Sie zu vor mit ein ander gezürnet. Sie könte nicht wissen, wer das Kind umbgebracht, oder vergraben.

FOL. 41. Nochmahlige Verhör des Praeceptoris den 13. Octobr. 1681.

Der Praeceptor sagt, er erinnere sich, daß Herr H. H. etliche Tage hernach, als die Tochter das Kind bekommen, und einige Tage zuvor, als die Köchin es ausgegraben, auf dem Schlag, so haussen vor den kleinen Gärtgen wäre, gestiegen, und über die Mauer hinein gesehen, und als er Ihn, wornach er sähe, gefraget, hätte er geantwortet, er hätte gedacht, seine Liebste wäre darinnen. Item: Er hätte in Hause gehöret, daß die andere Tochter Maria Sophia, aus der Cammer, wo die Schwestergelegen, herunter kommen, auff die Knie gefallen, und gesagt, sie solten doch beten, daß der liebe GOtt sie behüten wolle, daß Sie nicht Hand dürffte anlegen. Item, er hätte von andern Leuten, welche er zwarten nicht mehr wüste, sagen hören, die Anna hätte gesagt: Sie wolte das Kind gerne behalten, wenn Sie gleich in ein Hirten-Hauß ziehen sollen.

FOL. 42. Jungfer Marien Sophien Aussage d. 13. Oct. 1681.

Jungfer M. S. ist über die Reden, so Sie zur Köchin gesagt haben soll: (Sie solle doch beten, daß Sie GOtt behüten wolle, daß Sie nicht dürffte dabey helffen) vernommen worden, hat geantwortet: Sie wäre damahls, als Sie von St. kommen, des Nachts umb 12. Uhr in der Herren-Stube gewesen, und allda etliche Kleider und Sachen abgeleget, von da in die Kinder Stube, und aus einer in die andere gangen, daß wohl 3. Stunden vorbey kommen, ehe Sie zur Schwester hinauf gangen, und da wäre Sie alleine und niemand bey Ihr gewesen, sich auch in solcher Cammer schlaffen gelegt, und von diesen Dingen nichts gewust. Umb 3. Uhr hätte Sie sich niedergelegt, und umb 5. Uhr wäre Sie wieder aufgestanden. In die Kinder-Stube wäre Sie zwar kommen, und gesagt: Das GOtt erbarm, ich weiß nicht, ob ich kan droben bleiben, denn ich muß fluchs frühe wieder auffstehen, die Leutgen wollen mich abhohlen. Wenn Sie

Die Mittel-Magd bleibt darbey, und gedächte es eydlich zu erhalten, daß die Worte, wie Sie gegen die Köchin erzehlet, wären geredet worden. Die Zoffe bleibet auch dabey und will darüber schweren, daß Anna mehr nicht geredet, als was Sie gesagt, das Kind auch nicht an die Hände gegriffen.

Die Zoffe ist ferner befragt worden, Wann Anna das Kind bekommen. Resp. Es wäre Herr H. H. seine Frau und andere Tochter 3. Tage zu St. auffn Kindtauffen gewesen, wären zwar allezeit des Nachts zu Hause kommen, und hielte Sie dafür, sie müste das Kind unter der Zeit bekommen haben, denn Sie wäre nach 3. Tagen wieder runter in die Stuben kommen, da Sie sonst den ersten Tag in der Cammer geblieben.

Die Käse-Mutter sagt: Anna wäre etwa 3. Tage in der Cammer auffn Boden gewesen, da sie nicht wäre herunter kommen, und hielte dafür, daß Sie das Kind den ersten Tag, da das Kindtauffen gewesen, bekommen, den selben Tag hätte Sie Ihr müssen auf den Bauch greiffen, hätte es ihr auch abgebeten, da Sie zu vor mit ein ander gezürnet. Sie könte nicht wissen, wer das Kind umbgebracht, oder vergraben.

FOL. 41. Nochmahlige Verhör des Praeceptoris den 13. Octobr. 1681.

Der Praeceptor sagt, er erinnere sich, daß Herr H. H. etliche Tage hernach, als die Tochter das Kind bekommen, und einige Tage zuvor, als die Köchin es ausgegraben, auf dem Schlag, so haussen vor den kleinen Gärtgen wäre, gestiegen, und über die Mauer hinein gesehen, und als er Ihn, wornach er sähe, gefraget, hätte er geantwortet, er hätte gedacht, seine Liebste wäre darinnen. Item: Er hätte in Hause gehöret, daß die andere Tochter Maria Sophia, aus der Cammer, wo die Schwestergelegen, herunter kommen, auff die Knie gefallen, und gesagt, sie solten doch beten, daß der liebe GOtt sie behüten wolle, daß Sie nicht Hand dürffte anlegen. Item, er hätte von andern Leuten, welche er zwarten nicht mehr wüste, sagen hören, die Anna hätte gesagt: Sie wolte das Kind gerne behalten, wenn Sie gleich in ein Hirten-Hauß ziehen sollen.

FOL. 42. Jungfer Marien Sophien Aussage d. 13. Oct. 1681.

Jungfer M. S. ist über die Reden, so Sie zur Köchin gesagt haben soll: (Sie solle doch beten, daß Sie GOtt behüten wolle, daß Sie nicht dürffte dabey helffen) vernommen worden, hat geantwortet: Sie wäre damahls, als Sie von St. kommen, des Nachts umb 12. Uhr in der Herren-Stube gewesen, und allda etliche Kleider und Sachen abgeleget, von da in die Kinder Stube, und aus einer in die andere gangen, daß wohl 3. Stunden vorbey kommen, ehe Sie zur Schwester hinauf gangen, und da wäre Sie alleine und niemand bey Ihr gewesen, sich auch in solcher Cammer schlaffen gelegt, und von diesen Dingen nichts gewust. Umb 3. Uhr hätte Sie sich niedergelegt, und umb 5. Uhr wäre Sie wieder aufgestanden. In die Kinder-Stube wäre Sie zwar kommen, und gesagt: Das GOtt erbarm, ich weiß nicht, ob ich kan droben bleiben, denn ich muß fluchs frühe wieder auffstehen, die Leutgen wollen mich abhohlen. Wenn Sie

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        <p>Jungfer M. S. ist über die Reden, so Sie zur Köchin gesagt haben soll: (Sie solle                      doch beten, daß Sie GOtt behüten wolle, daß Sie nicht dürffte dabey helffen)                      vernommen worden, hat geantwortet: Sie wäre damahls, als Sie von St. kommen, des                      Nachts umb 12. Uhr in der Herren-Stube gewesen, und allda etliche Kleider und                      Sachen abgeleget, von da in die Kinder Stube, und aus einer in die andere                      gangen, daß wohl 3. Stunden vorbey kommen, ehe Sie zur Schwester hinauf gangen,                      und da wäre Sie alleine und niemand bey Ihr gewesen, sich auch in solcher Cammer                      schlaffen gelegt, und von diesen Dingen nichts gewust. Umb 3. Uhr hätte Sie sich                      niedergelegt, und umb 5. Uhr wäre Sie wieder aufgestanden. In die Kinder-Stube                      wäre Sie zwar kommen, und gesagt: Das GOtt erbarm, ich weiß nicht, ob ich kan                      droben bleiben, denn ich muß fluchs frühe wieder auffstehen, die Leutgen wollen                      mich abhohlen. Wenn Sie
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[13/0029] Die Mittel-Magd bleibt darbey, und gedächte es eydlich zu erhalten, daß die Worte, wie Sie gegen die Köchin erzehlet, wären geredet worden. Die Zoffe bleibet auch dabey und will darüber schweren, daß Anna mehr nicht geredet, als was Sie gesagt, das Kind auch nicht an die Hände gegriffen. Die Zoffe ist ferner befragt worden, Wann Anna das Kind bekommen. Resp. Es wäre Herr H. H. seine Frau und andere Tochter 3. Tage zu St. auffn Kindtauffen gewesen, wären zwar allezeit des Nachts zu Hause kommen, und hielte Sie dafür, sie müste das Kind unter der Zeit bekommen haben, denn Sie wäre nach 3. Tagen wieder runter in die Stuben kommen, da Sie sonst den ersten Tag in der Cammer geblieben. Die Käse-Mutter sagt: Anna wäre etwa 3. Tage in der Cammer auffn Boden gewesen, da sie nicht wäre herunter kommen, und hielte dafür, daß Sie das Kind den ersten Tag, da das Kindtauffen gewesen, bekommen, den selben Tag hätte Sie Ihr müssen auf den Bauch greiffen, hätte es ihr auch abgebeten, da Sie zu vor mit ein ander gezürnet. Sie könte nicht wissen, wer das Kind umbgebracht, oder vergraben. FOL. 41. Nochmahlige Verhör des Praeceptoris den 13. Octobr. 1681. Der Praeceptor sagt, er erinnere sich, daß Herr H. H. etliche Tage hernach, als die Tochter das Kind bekommen, und einige Tage zuvor, als die Köchin es ausgegraben, auf dem Schlag, so haussen vor den kleinen Gärtgen wäre, gestiegen, und über die Mauer hinein gesehen, und als er Ihn, wornach er sähe, gefraget, hätte er geantwortet, er hätte gedacht, seine Liebste wäre darinnen. Item: Er hätte in Hause gehöret, daß die andere Tochter Maria Sophia, aus der Cammer, wo die Schwestergelegen, herunter kommen, auff die Knie gefallen, und gesagt, sie solten doch beten, daß der liebe GOtt sie behüten wolle, daß Sie nicht Hand dürffte anlegen. Item, er hätte von andern Leuten, welche er zwarten nicht mehr wüste, sagen hören, die Anna hätte gesagt: Sie wolte das Kind gerne behalten, wenn Sie gleich in ein Hirten-Hauß ziehen sollen. FOL. 42. Jungfer Marien Sophien Aussage d. 13. Oct. 1681. Jungfer M. S. ist über die Reden, so Sie zur Köchin gesagt haben soll: (Sie solle doch beten, daß Sie GOtt behüten wolle, daß Sie nicht dürffte dabey helffen) vernommen worden, hat geantwortet: Sie wäre damahls, als Sie von St. kommen, des Nachts umb 12. Uhr in der Herren-Stube gewesen, und allda etliche Kleider und Sachen abgeleget, von da in die Kinder Stube, und aus einer in die andere gangen, daß wohl 3. Stunden vorbey kommen, ehe Sie zur Schwester hinauf gangen, und da wäre Sie alleine und niemand bey Ihr gewesen, sich auch in solcher Cammer schlaffen gelegt, und von diesen Dingen nichts gewust. Umb 3. Uhr hätte Sie sich niedergelegt, und umb 5. Uhr wäre Sie wieder aufgestanden. In die Kinder-Stube wäre Sie zwar kommen, und gesagt: Das GOtt erbarm, ich weiß nicht, ob ich kan droben bleiben, denn ich muß fluchs frühe wieder auffstehen, die Leutgen wollen mich abhohlen. Wenn Sie

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ernsthaffte, aber doch Muntere und Vernünfftige Thomasische Gedancken und Errinnerungen über allerhand außerlesene Juristische Händel. Erster Theil. Halle, 1723, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ernsthaffte01_1723/29>, abgerufen am 23.11.2024.