Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Vorrede. hintern untersuchen: Weil aber in dessen dieStunde verflossen war/ übergab er seinen jün- gern Bruder die Lampe/ der dem Stoff von denen Aussprüchen mit seinen Gegensätzen be- rührete. Er machte mir viel zuthun/ denn er wolte behaupten/ daß die Unterlage manchmahl weitläufftiger seyn könte/ als das ausgesagte/ daß der bedingte Ausspruch besser wäre/ als der einfache/ und der maßhabende deutlicher als der nicht maßhabende/ ingleichen/ daß ein allgemeiner bejahender Ausspruch allezeit schlecht umbgewendet werden könte; Die weil er aber öffters Schluß-Reden von vier Enden machte/ das mittlere Ende zuweilen in den Be- schluß einmischte/ auch manchmahl Schluß-Re- den fürbrachte/ die in der ersten Gestalt seyn sol- ten/ und doch zu keiner Weise gerechnet werden könten/ auch öfters der kleinere Fürsatz verneinend war; anderer vielfältiger Betrugs-Schlüsse/ derer er sich durchgehends bedienete/ zugeschwei- gen/ so habe ich ihn dergestalt mit Aufflösungen/ Grundsätzen/ Eintheilungen/ Anfügungen und Begräntzungen zurück getrieben/ daß nicht allein alle Zuhörer wohl mit mir zufrieden gewe- sen/ sondern auch mein Herr Vorsitzer mich durch eine öffentliche Lobrede meinen andern Mitschü- lern zu einem Muster vorgestellet. Jch habe hin- wiederumb zu Bezeugung meiner Danckbarkeit/ ihn bey seinem ohnlängst erschienenen Nahmens- Tage nicht alleine mit beykommenden aus lauter sechß-
Vorrede. hintern unterſuchen: Weil aber in deſſen dieStunde verfloſſen war/ uͤbergab er ſeinen juͤn- gern Bruder die Lampe/ der dem Stoff von denen Ausſpruͤchen mit ſeinen Gegenſaͤtzen be- ruͤhrete. Er machte mir viel zuthun/ denn er wolte behaupten/ daß die Unterlage manchmahl weitlaͤufftiger ſeyn koͤnte/ als das ausgeſagte/ daß der bedingte Ausſpruch beſſer waͤre/ als der einfache/ und der maßhabende deutlicher als der nicht maßhabende/ ingleichen/ daß ein allgemeiner bejahender Ausſpruch allezeit ſchlecht umbgewendet werden koͤnte; Die weil er aber oͤffters Schluß-Reden von vier Enden machte/ das mittlere Ende zuweilen in den Be- ſchluß einmiſchte/ auch manchmahl Schluß-Re- den fuͤrbrachte/ die in der erſten Geſtalt ſeyn ſol- ten/ und doch zu keiner Weiſe gerechnet werden koͤnten/ auch oͤfters der kleinere Fuͤrſatz verneinend war; anderer vielfaͤltiger Betrugs-Schluͤſſe/ derer er ſich durchgehends bedienete/ zugeſchwei- gen/ ſo habe ich ihn dergeſtalt mit Auffloͤſungen/ Grundſaͤtzen/ Eintheilungen/ Anfuͤgungen und Begraͤntzungen zuruͤck getrieben/ daß nicht allein alle Zuhoͤrer wohl mit mir zufrieden gewe- ſen/ ſondern auch mein Herr Vorſitzer mich durch eine oͤffentliche Lobrede meinen andern Mitſchuͤ- lern zu einem Muſter vorgeſtellet. Jch habe hin- wiederumb zu Bezeugung meiner Danckbarkeit/ ihn bey ſeinem ohnlaͤngſt erſchienenen Nahmens- Tage nicht alleine mit beykommenden aus lauter ſechß-
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0036" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">hintern</hi> unterſuchen: Weil aber in deſſen die<lb/> Stunde verfloſſen war/ <hi rendition="#fr">uͤbergab</hi> er ſeinen juͤn-<lb/> gern Bruder <hi rendition="#fr">die Lampe</hi>/ der dem <hi rendition="#fr">Stoff</hi> von<lb/> denen <hi rendition="#fr">Ausſpruͤchen</hi> mit ſeinen <hi rendition="#fr">Gegenſaͤtzen</hi> be-<lb/> ruͤhrete. Er machte mir viel zuthun/ denn er<lb/> wolte behaupten/ daß die <hi rendition="#fr">Unterlage</hi> manchmahl<lb/> weitlaͤufftiger ſeyn koͤnte/ als das <hi rendition="#fr">ausgeſagte/</hi><lb/> daß der <hi rendition="#fr">bedingte Ausſpruch</hi> beſſer waͤre/ als<lb/> der <hi rendition="#fr">einfache/</hi> und der <hi rendition="#fr">maßhabende</hi> deutlicher<lb/> als der <hi rendition="#fr">nicht maßhabende/</hi> ingleichen/ daß ein<lb/><hi rendition="#fr">allgemeiner bejahender Ausſpruch</hi> allezeit<lb/><hi rendition="#fr">ſchlecht umbgewendet</hi> werden koͤnte; Die weil<lb/> er aber oͤffters <hi rendition="#fr">Schluß-Reden</hi> von vier <hi rendition="#fr">Enden</hi><lb/> machte/ das <hi rendition="#fr">mittlere Ende</hi> zuweilen in den <hi rendition="#fr">Be-<lb/> ſchluß</hi> einmiſchte/ auch manchmahl Schluß-Re-<lb/> den fuͤrbrachte/ die in der <hi rendition="#fr">erſten Geſtalt</hi> ſeyn ſol-<lb/> ten/ und doch zu keiner <hi rendition="#fr">Weiſe</hi> gerechnet werden<lb/> koͤnten/ auch oͤfters der <hi rendition="#fr">kleinere Fuͤrſatz</hi> verneinend<lb/> war; anderer vielfaͤltiger <hi rendition="#fr">Betrugs-Schluͤſſe/</hi><lb/> derer er ſich durchgehends bedienete/ zugeſchwei-<lb/> gen/ ſo habe ich ihn dergeſtalt mit <hi rendition="#fr">Auffloͤſungen/<lb/> Grundſaͤtzen/ Eintheilungen/ Anfuͤgungen</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Begraͤntzungen</hi> zuruͤck getrieben/ daß nicht<lb/> allein alle Zuhoͤrer wohl mit mir zufrieden gewe-<lb/> ſen/ ſondern auch mein Herr <hi rendition="#fr">Vorſitzer</hi> mich durch<lb/> eine oͤffentliche Lobrede meinen andern Mitſchuͤ-<lb/> lern zu einem Muſter vorgeſtellet. Jch habe hin-<lb/> wiederumb zu Bezeugung meiner Danckbarkeit/<lb/> ihn bey ſeinem ohnlaͤngſt erſchienenen Nahmens-<lb/> Tage nicht alleine mit beykommenden aus lauter<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ſechß-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [18/0036]
Vorrede.
hintern unterſuchen: Weil aber in deſſen die
Stunde verfloſſen war/ uͤbergab er ſeinen juͤn-
gern Bruder die Lampe/ der dem Stoff von
denen Ausſpruͤchen mit ſeinen Gegenſaͤtzen be-
ruͤhrete. Er machte mir viel zuthun/ denn er
wolte behaupten/ daß die Unterlage manchmahl
weitlaͤufftiger ſeyn koͤnte/ als das ausgeſagte/
daß der bedingte Ausſpruch beſſer waͤre/ als
der einfache/ und der maßhabende deutlicher
als der nicht maßhabende/ ingleichen/ daß ein
allgemeiner bejahender Ausſpruch allezeit
ſchlecht umbgewendet werden koͤnte; Die weil
er aber oͤffters Schluß-Reden von vier Enden
machte/ das mittlere Ende zuweilen in den Be-
ſchluß einmiſchte/ auch manchmahl Schluß-Re-
den fuͤrbrachte/ die in der erſten Geſtalt ſeyn ſol-
ten/ und doch zu keiner Weiſe gerechnet werden
koͤnten/ auch oͤfters der kleinere Fuͤrſatz verneinend
war; anderer vielfaͤltiger Betrugs-Schluͤſſe/
derer er ſich durchgehends bedienete/ zugeſchwei-
gen/ ſo habe ich ihn dergeſtalt mit Auffloͤſungen/
Grundſaͤtzen/ Eintheilungen/ Anfuͤgungen
und Begraͤntzungen zuruͤck getrieben/ daß nicht
allein alle Zuhoͤrer wohl mit mir zufrieden gewe-
ſen/ ſondern auch mein Herr Vorſitzer mich durch
eine oͤffentliche Lobrede meinen andern Mitſchuͤ-
lern zu einem Muſter vorgeſtellet. Jch habe hin-
wiederumb zu Bezeugung meiner Danckbarkeit/
ihn bey ſeinem ohnlaͤngſt erſchienenen Nahmens-
Tage nicht alleine mit beykommenden aus lauter
ſechß-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |