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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 13. Hauptstück von denen
wider ist; sondern auch gnugsam zu verstehen
giebt/ daß sie nicht einmahl pon denen terminis,
die man bey denen principiis moralibus zum
subjecto und praedicato brauchen muß/ eine
ideam oder deutlichen concept haben.

16. Derowegen lieget theils insgemein an-
dern Menschen/ theils aber absonderlich de-
nen Eltern ob/ nicht nur sich zu hüten/ daß
denen Kindern nichts falsches von Erkäntniß
des Wesens der Dinge/ und fürnehmlich des
guten und bösen beygebracht werde/ sondern auch
hauptsächlich sich dahin zu bearbeiten/ daß die
Erkentniß der Warheit und des guten bey
ihnen täglich mehr zunehme und befestiget
werde.

17. Wiederum kan es nicht fehlen/ es müs-
sen die Kinder in dieser zarten Jugend/ und so
lange ihr Verstand noch nicht reiff ist/ das
wahre von dem falschen und das böse von dem
guten selbst zu entscheiden/ gleichfals schuldig
seyn/ dasjenige was ihnen von andern Men-
schen/ und sonderlich von ihren Eltern/ oder
denen solches von ihren Eltern auffgetragen
worden/ dißfalls gesaget wird/ so lange wahr
zu seyn glauben/ oder vielmehr so lange
als wahrscheinlich
annehmen. Denn ohne

diese

Das 13. Hauptſtuͤck von denen
wider iſt; ſondern auch gnugſam zu verſtehen
giebt/ daß ſie nicht einmahl pon denen terminis,
die man bey denen principiis moralibus zum
ſubjecto und prædicato brauchen muß/ eine
ideam oder deutlichen concept haben.

16. Derowegen lieget theils insgemein an-
dern Menſchen/ theils aber abſonderlich de-
nen Eltern ob/ nicht nur ſich zu huͤten/ daß
denen Kindern nichts falſches von Erkaͤntniß
des Weſens der Dinge/ und fuͤrnehmlich des
guten uñ boͤſen beygebꝛacht weꝛde/ ſondern auch
hauptſaͤchlich ſich dahin zu bearbeiten/ daß die
Erkentniß der Warheit und des guten bey
ihnen taͤglich mehr zunehme und befeſtiget
werde.

17. Wiederum kan es nicht fehlen/ es muͤſ-
ſen die Kinder in dieſer zarten Jugend/ und ſo
lange ihr Verſtand noch nicht reiff iſt/ das
wahre von dem falſchen und das boͤſe von dem
guten ſelbſt zu entſcheiden/ gleichfals ſchuldig
ſeyn/ dasjenige was ihnen von andern Men-
ſchen/ und ſonderlich von ihren Eltern/ oder
denen ſolches von ihren Eltern auffgetragen
worden/ dißfalls geſaget wird/ ſo lange wahr
zu ſeyn glauben/ oder vielmehr ſo lange
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annehmen. Denn ohne

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[294/0312] Das 13. Hauptſtuͤck von denen wider iſt; ſondern auch gnugſam zu verſtehen giebt/ daß ſie nicht einmahl pon denen terminis, die man bey denen principiis moralibus zum ſubjecto und prædicato brauchen muß/ eine ideam oder deutlichen concept haben. 16. Derowegen lieget theils insgemein an- dern Menſchen/ theils aber abſonderlich de- nen Eltern ob/ nicht nur ſich zu huͤten/ daß denen Kindern nichts falſches von Erkaͤntniß des Weſens der Dinge/ und fuͤrnehmlich des guten uñ boͤſen beygebꝛacht weꝛde/ ſondern auch hauptſaͤchlich ſich dahin zu bearbeiten/ daß die Erkentniß der Warheit und des guten bey ihnen taͤglich mehr zunehme und befeſtiget werde. 17. Wiederum kan es nicht fehlen/ es muͤſ- ſen die Kinder in dieſer zarten Jugend/ und ſo lange ihr Verſtand noch nicht reiff iſt/ das wahre von dem falſchen und das boͤſe von dem guten ſelbſt zu entſcheiden/ gleichfals ſchuldig ſeyn/ dasjenige was ihnen von andern Men- ſchen/ und ſonderlich von ihren Eltern/ oder denen ſolches von ihren Eltern auffgetragen worden/ dißfalls geſaget wird/ ſo lange wahr zu ſeyn glauben/ oder vielmehr ſo lange als wahrſcheinlich annehmen. Denn ohne dieſe

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/312>, abgerufen am 27.11.2024.