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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Classen waren u. warscheinl. Ding.
weiß er doch auch/ daß er dieselbe gebrauchen
könne/ unstreitige Warheiten dadurch zu er-
klähren/ und vermittelst derer entium ficto-
rum
diese sich und andern desto besser und an-
nehmlicher zu imprimiren.

81. Ferner/ ob er schon nicht weiß/ was
seine Seele sey/ die in ihm gedencket/ so weiß
er doch gewiß/ was die Gedancken seyn/ die in
ihm von der Seele gewürckt werden/ massen
er davon eine klare und deutliche Erkäntnüß
hat. Ja er weiß auch per modum ideae,
daß die Gedancken bey allen Menschen eben
das Wesen haben/ das sie bey ihm haben.

82. Wordurch er vergewissert wird/ daß er
mehr Erkäntnüß von der Menschlichen Na-
tur
habe/ als von allen andern substantzen/
weil er von keiner (auch von der bestien) ih-
ren innerlichen Wesen so viel erkennet/ als von
dem seinigen.

83. Und diese Erkäntnüß führet ihm zu
noch einer weiteren Vollkommenheit/ daß/ da
er aus Mangel des Erkäntnüsses der inner-
lichen Form in denen anderen substantien ih-
ren Endzweck und ihre Würckungen nur
wahrscheinlich begriffe/ er seinen Endzweck

und
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Claſſen waren u. warſcheinl. Ding.
weiß er doch auch/ daß er dieſelbe gebrauchen
koͤnne/ unſtreitige Warheiten dadurch zu er-
klaͤhren/ und vermittelſt derer entium ficto-
rum
dieſe ſich und andern deſto beſſer und an-
nehmlicher zu imprimiren.

81. Ferner/ ob er ſchon nicht weiß/ was
ſeine Seele ſey/ die in ihm gedencket/ ſo weiß
er doch gewiß/ was die Gedancken ſeyn/ die in
ihm von der Seele gewuͤrckt werden/ maſſen
er davon eine klare und deutliche Erkaͤntnuͤß
hat. Ja er weiß auch per modum ideæ,
daß die Gedancken bey allen Menſchen eben
das Weſen haben/ das ſie bey ihm haben.

82. Wordurch er vergewiſſert wird/ daß er
mehr Erkaͤntnuͤß von der Menſchlichen Na-
tur
habe/ als von allen andern ſubſtantzen/
weil er von keiner (auch von der beſtien) ih-
ren innerlichen Weſen ſo viel erkennet/ als von
dem ſeinigen.

83. Und dieſe Erkaͤntnuͤß fuͤhret ihm zu
noch einer weiteren Vollkommenheit/ daß/ da
er aus Mangel des Erkaͤntnuͤſſes der inner-
lichen Form in denen anderen ſubſtantien ih-
ren Endzweck und ihre Wuͤrckungen nur
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und
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[261/0279] Claſſen waren u. warſcheinl. Ding. weiß er doch auch/ daß er dieſelbe gebrauchen koͤnne/ unſtreitige Warheiten dadurch zu er- klaͤhren/ und vermittelſt derer entium ficto- rum dieſe ſich und andern deſto beſſer und an- nehmlicher zu imprimiren. 81. Ferner/ ob er ſchon nicht weiß/ was ſeine Seele ſey/ die in ihm gedencket/ ſo weiß er doch gewiß/ was die Gedancken ſeyn/ die in ihm von der Seele gewuͤrckt werden/ maſſen er davon eine klare und deutliche Erkaͤntnuͤß hat. Ja er weiß auch per modum ideæ, daß die Gedancken bey allen Menſchen eben das Weſen haben/ das ſie bey ihm haben. 82. Wordurch er vergewiſſert wird/ daß er mehr Erkaͤntnuͤß von der Menſchlichen Na- tur habe/ als von allen andern ſubſtantzen/ weil er von keiner (auch von der beſtien) ih- ren innerlichen Weſen ſo viel erkennet/ als von dem ſeinigen. 83. Und dieſe Erkaͤntnuͤß fuͤhret ihm zu noch einer weiteren Vollkommenheit/ daß/ da er aus Mangel des Erkaͤntnuͤſſes der inner- lichen Form in denen anderen ſubſtantien ih- ren Endzweck und ihre Wuͤrckungen nur wahrſcheinlich begriffe/ er ſeinen Endzweck und R 3

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/279>, abgerufen am 29.11.2024.