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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 10. Hauptst. von warscheinl.
sich angelegen seyn läst/ als z. e. die deutliche
Erkäntnüß und production aller substan-
tzen.

17. Oder etwas für unwahrscheinlich
hält/ das doch gantz offenbahr ist. Also wenn
man jemand fragt: ob man gewiß beweisen
könne/ daß zwey oder mehr Menschen in der
Welt wären/ deren einer praecise so viel
Haare hat als der andere? wird fast einjeder/
der die Sache nicht wohl überleget/ heraus
plumpen/ und sagen/ es sey ohnmöglich/ da er
doch des Gegentheils gar leichte convincirt
werden kan.

18. Oder aber etwas für wahrscheinlich
hält/ daß sehr grossen Zweiffel noch unter-
worffen ist/ z. e. wenn man fraget: ob mehr
Augen oder Haare in der Welt sind/ pflegt
man gemeiniglich dieses zu behaupten/ weil z. e.
ein Mensch oder Thier nur 2. Augen/ aber
viel 100. oder 1000. Haare hat/ da doch ein
grosser Zweiffel daran entstehet/ wenn man be-
dencket/ wie viel millionen Vögel/ Fische und
andere Thiere in der Welt sind/ die keine Haa-
re und doch Augen haben.

19. Damit man nun auch in Erkäntnüß
des Wahrscheinlichen nicht anstosse/ ist nöthig/

daß

Das 10. Hauptſt. von warſcheinl.
ſich angelegen ſeyn laͤſt/ als z. e. die deutliche
Erkaͤntnuͤß und production aller ſubſtan-
tzen.

17. Oder etwas fuͤr unwahrſcheinlich
haͤlt/ das doch gantz offenbahr iſt. Alſo wenn
man jemand fragt: ob man gewiß beweiſen
koͤnne/ daß zwey oder mehr Menſchen in der
Welt waͤren/ deren einer præciſè ſo viel
Haare hat als der andere? wird faſt einjeder/
der die Sache nicht wohl uͤberleget/ heraus
plumpen/ und ſagen/ es ſey ohnmoͤglich/ da er
doch des Gegentheils gar leichte convincirt
werden kan.

18. Oder aber etwas fuͤr wahrſcheinlich
haͤlt/ daß ſehr groſſen Zweiffel noch unter-
worffen iſt/ z. e. wenn man fraget: ob mehr
Augen oder Haare in der Welt ſind/ pflegt
man gemeiniglich dieſes zu behaupten/ weil z. e.
ein Menſch oder Thier nur 2. Augen/ aber
viel 100. oder 1000. Haare hat/ da doch ein
groſſer Zweiffel daran entſtehet/ wenn man be-
dencket/ wie viel millionen Voͤgel/ Fiſche und
andere Thiere in der Welt ſind/ die keine Haa-
re und doch Augen haben.

19. Damit man nun auch in Erkaͤntnuͤß
des Wahrſcheinlichen nicht anſtoſſe/ iſt noͤthig/

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[224/0242] Das 10. Hauptſt. von warſcheinl. ſich angelegen ſeyn laͤſt/ als z. e. die deutliche Erkaͤntnuͤß und production aller ſubſtan- tzen. 17. Oder etwas fuͤr unwahrſcheinlich haͤlt/ das doch gantz offenbahr iſt. Alſo wenn man jemand fragt: ob man gewiß beweiſen koͤnne/ daß zwey oder mehr Menſchen in der Welt waͤren/ deren einer præciſè ſo viel Haare hat als der andere? wird faſt einjeder/ der die Sache nicht wohl uͤberleget/ heraus plumpen/ und ſagen/ es ſey ohnmoͤglich/ da er doch des Gegentheils gar leichte convincirt werden kan. 18. Oder aber etwas fuͤr wahrſcheinlich haͤlt/ daß ſehr groſſen Zweiffel noch unter- worffen iſt/ z. e. wenn man fraget: ob mehr Augen oder Haare in der Welt ſind/ pflegt man gemeiniglich dieſes zu behaupten/ weil z. e. ein Menſch oder Thier nur 2. Augen/ aber viel 100. oder 1000. Haare hat/ da doch ein groſſer Zweiffel daran entſtehet/ wenn man be- dencket/ wie viel millionen Voͤgel/ Fiſche und andere Thiere in der Welt ſind/ die keine Haa- re und doch Augen haben. 19. Damit man nun auch in Erkaͤntnuͤß des Wahrſcheinlichen nicht anſtoſſe/ iſt noͤthig/ daß

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/242>, abgerufen am 04.12.2024.