Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Vorrede. mit grossen promessen, die ich nicht erfüllenkönte/ an mich zu locken/ als will ich einen jeden davon selbst urtheilen lassen/ und so wohl in der ersten/ als in der andern Stunde/ niemand ad- stringiren/ daß er diesen cursum gantz hinaus zuhalten sich verbindlich machen solte/ sondern ich werde einen jeden freystellen/ nach Verflies- sung halbjähriger Frist/ von Anfang dieses col- legii biß zu Ende/ nach Gefallen ab und zuzu- treten. Jn dieser Stunde aber/ werde ich nichts als thesin, oder dasjenige/ was ausge- gründeten und offenbahrten Ursachen zu Erfor- schung der Warheit/ einem tugendhafften und weltklugen Leben gehöret/ lehren/ und weisen/ wie durch eine nothwendige connexion im- mer eine Warheit mit der andern verknüpfft wird/ und wie man aus rechtschaffener Erkänt- nüß der Warheit und des Guten allen Zweiffel/ so wieder dieselbe fürgebracht werden könte/ mit leichter Mühe zu wiederlegen vermögend sey. Dannenhero werde ich in dieser Stunde von keiner antithesi etwas erwehnen/ und weder wieder die Aristotelicos noch Cartesianer, o- der wieder andere/ denen Philosophia Secta- ria beliebet/ disputiren sondern meinen Zuhö- rern die nackende Warheit/ wie sie an sich selbst ist/
Vorrede. mit groſſen promeſſen, die ich nicht erfuͤllenkoͤnte/ an mich zu locken/ als will ich einen jeden davon ſelbſt urtheilen laſſen/ und ſo wohl in der erſten/ als in der andern Stunde/ niemand ad- ſtringiren/ daß er dieſen curſum gantz hinaus zuhalten ſich verbindlich machen ſolte/ ſondern ich werde einen jeden freyſtellen/ nach Verflieſ- ſung halbjaͤhriger Friſt/ von Anfang dieſes col- legii biß zu Ende/ nach Gefallen ab und zuzu- treten. Jn dieſer Stunde aber/ werde ich nichts als theſin, oder dasjenige/ was ausge- gruͤndeten und offenbahrten Urſachen zu Erfor- ſchung der Warheit/ einem tugendhafften und weltklugen Leben gehoͤret/ lehren/ und weiſen/ wie durch eine nothwendige connexion im- mer eine Warheit mit der andern verknuͤpfft wird/ und wie man aus rechtſchaffener Erkaͤnt- nuͤß der Warheit und des Guten allen Zweiffel/ ſo wieder dieſelbe fuͤrgebracht werden koͤnte/ mit leichter Muͤhe zu wiederlegen vermoͤgend ſey. Dannenhero werde ich in dieſer Stunde von keiner antitheſi etwas erwehnen/ und weder wieder die Ariſtotelicos noch Carteſianer, o- der wieder andere/ denen Philoſophia Secta- ria beliebet/ diſputiren ſondern meinen Zuhoͤ- rern die nackende Warheit/ wie ſie an ſich ſelbſt iſt/
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Vorrede.
mit groſſen promeſſen, die ich nicht erfuͤllen
koͤnte/ an mich zu locken/ als will ich einen jeden
davon ſelbſt urtheilen laſſen/ und ſo wohl in der
erſten/ als in der andern Stunde/ niemand ad-
ſtringiren/ daß er dieſen curſum gantz hinaus
zuhalten ſich verbindlich machen ſolte/ ſondern
ich werde einen jeden freyſtellen/ nach Verflieſ-
ſung halbjaͤhriger Friſt/ von Anfang dieſes col-
legii biß zu Ende/ nach Gefallen ab und zuzu-
treten. Jn dieſer Stunde aber/ werde ich
nichts als theſin, oder dasjenige/ was ausge-
gruͤndeten und offenbahrten Urſachen zu Erfor-
ſchung der Warheit/ einem tugendhafften und
weltklugen Leben gehoͤret/ lehren/ und weiſen/
wie durch eine nothwendige connexion im-
mer eine Warheit mit der andern verknuͤpfft
wird/ und wie man aus rechtſchaffener Erkaͤnt-
nuͤß der Warheit und des Guten allen Zweiffel/
ſo wieder dieſelbe fuͤrgebracht werden koͤnte/ mit
leichter Muͤhe zu wiederlegen vermoͤgend ſey.
Dannenhero werde ich in dieſer Stunde von
keiner antitheſi etwas erwehnen/ und weder
wieder die Ariſtotelicos noch Carteſianer, o-
der wieder andere/ denen Philoſophia Secta-
ria beliebet/ diſputiren ſondern meinen Zuhoͤ-
rern die nackende Warheit/ wie ſie an ſich ſelbſt
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