Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.Vorrede. homme zu leben/ binnen dreyen Jahrfrist in derPhilosophie und singulis Jurisprudentiae par- tibus zu informiren gesonnen sey. So habe ich auch zu Ende desselbigen gedacht/ daß ich hierzu täglich zwey Stunden anwenden/ und so viel das honorarium betrifft/ mich dergestalt gegen meine Auditores bezeugen wolte/ daß die Armen umb- sonst/ die mitlern vermögens sind/ gegen ein billi- ges accommodiret werden solten/ die übrigen a- ber denen GOTT Reichtum bescheret/ durch ein raisonnable, jedoch beliebte Danckbarkeit ihren aestim und Hochachtung gegen die studia würden bezeugen können. Nachdem nun hierauff un- terschiedene sich zu diesem Collegio bey mir angegeben/ bin ich bemühet gewesen/ wie ich sie nach meinen Versprechen alle und jede vergnü- gen möchte; ich habe aber gleichwohl bedacht/ daß die Ungleichheit des honorarii für gleiche Arbeit gar leicht bey meinem Auditoribus Verdruß erwecken/ und zu einigen Wieder- willen gegen mich/ und untersich selbst Anlaß geben könte; zumahlen/ da man zwar das Ar- muth noch wohl von dem Vermögen würde zu entscheiden wissen; das mitlere Vermögen a- ber von dem Reichthum zu erkennen würde sehr schwer werden/ indem die eigene Geständ- nüß des letztern von jungen Leuten bey itziger Welt/ da man lieber das Geld/ ich will nicht sagen
Vorrede. homme zu leben/ binnen dreyen Jahrfriſt in derPhiloſophie und ſingulis Juriſprudentiæ par- tibus zu informiren geſonnen ſey. So habe ich auch zu Ende deſſelbigen gedacht/ daß ich hierzu taͤglich zwey Stunden anwenden/ und ſo viel das honorarium betrifft/ mich dergeſtalt gegen meine Auditores bezeugen wolte/ daß die Armen umb- ſonſt/ die mitlern vermoͤgens ſind/ gegen ein billi- ges accommodiret werden ſolten/ die uͤbrigen a- ber denen GOTT Reichtum beſcheret/ durch ein raiſonnable, jedoch beliebte Danckbarkeit ihren æſtim und Hochachtung gegen die ſtudia wuͤrden bezeugen koͤnnen. Nachdem nun hierauff un- terſchiedene ſich zu dieſem Collegio bey mir angegeben/ bin ich bemuͤhet geweſen/ wie ich ſie nach meinen Verſprechen alle und jede vergnuͤ- gen moͤchte; ich habe aber gleichwohl bedacht/ daß die Ungleichheit des honorarii fuͤr gleiche Arbeit gar leicht bey meinem Auditoribus Verdruß erwecken/ und zu einigen Wieder- willen gegen mich/ und unterſich ſelbſt Anlaß geben koͤnte; zumahlen/ da man zwar das Ar- muth noch wohl von dem Vermoͤgen wuͤrde zu entſcheiden wiſſen; das mitlere Vermoͤgen a- ber von dem Reichthum zu erkennen wuͤrde ſehr ſchwer werden/ indem die eigene Geſtaͤnd- nuͤß des letztern von jungen Leuten bey itziger Welt/ da man lieber das Geld/ ich will nicht ſagen
<TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0020" n="2"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">homme</hi> zu leben/ binnen dreyen Jahrfriſt in der<lb/><hi rendition="#aq">Philoſophie</hi> und <hi rendition="#aq">ſingulis Juriſprudentiæ par-<lb/> tibus</hi> zu <hi rendition="#aq">informi</hi>ren geſonnen ſey. So habe ich<lb/> auch zu Ende deſſelbigen gedacht/ daß ich hierzu<lb/> taͤglich zwey Stunden anwenden/ und ſo viel das<lb/><hi rendition="#aq">honorarium</hi> betrifft/ mich dergeſtalt gegen meine<lb/><hi rendition="#aq">Auditores</hi> bezeugen wolte/ daß die Armen umb-<lb/> ſonſt/ die mitlern vermoͤgens ſind/ gegen ein billi-<lb/> ges <hi rendition="#aq">accommodi</hi>ret werden ſolten/ die uͤbrigen a-<lb/> ber denen GOTT Reichtum beſcheret/ durch ein<lb/><hi rendition="#aq">raiſonnable,</hi> jedoch beliebte Danckbarkeit ihren<lb/><hi rendition="#aq">æſtim</hi> und Hochachtung gegen die <hi rendition="#aq">ſtudia</hi> wuͤrden<lb/> bezeugen koͤnnen. Nachdem nun hierauff un-<lb/> terſchiedene ſich zu dieſem <hi rendition="#aq">Collegio</hi> bey mir<lb/> angegeben/ bin ich bemuͤhet geweſen/ wie ich ſie<lb/> nach meinen Verſprechen alle und jede vergnuͤ-<lb/> gen moͤchte; ich habe aber gleichwohl bedacht/<lb/> daß die Ungleichheit des <hi rendition="#aq">honorarii</hi> fuͤr gleiche<lb/> Arbeit gar leicht bey meinem <hi rendition="#aq">Auditoribus</hi><lb/> Verdruß erwecken/ und zu einigen Wieder-<lb/> willen gegen mich/ und unterſich ſelbſt Anlaß<lb/> geben koͤnte; zumahlen/ da man zwar das Ar-<lb/> muth noch wohl von dem Vermoͤgen wuͤrde zu<lb/> entſcheiden wiſſen; das mitlere Vermoͤgen a-<lb/> ber von dem Reichthum zu erkennen wuͤrde<lb/> ſehr ſchwer werden/ indem die eigene Geſtaͤnd-<lb/> nuͤß des letztern von jungen Leuten bey itziger<lb/> Welt/ da man lieber das Geld/ ich will nicht<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſagen</fw><lb/></p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [2/0020]
Vorrede.
homme zu leben/ binnen dreyen Jahrfriſt in der
Philoſophie und ſingulis Juriſprudentiæ par-
tibus zu informiren geſonnen ſey. So habe ich
auch zu Ende deſſelbigen gedacht/ daß ich hierzu
taͤglich zwey Stunden anwenden/ und ſo viel das
honorarium betrifft/ mich dergeſtalt gegen meine
Auditores bezeugen wolte/ daß die Armen umb-
ſonſt/ die mitlern vermoͤgens ſind/ gegen ein billi-
ges accommodiret werden ſolten/ die uͤbrigen a-
ber denen GOTT Reichtum beſcheret/ durch ein
raiſonnable, jedoch beliebte Danckbarkeit ihren
æſtim und Hochachtung gegen die ſtudia wuͤrden
bezeugen koͤnnen. Nachdem nun hierauff un-
terſchiedene ſich zu dieſem Collegio bey mir
angegeben/ bin ich bemuͤhet geweſen/ wie ich ſie
nach meinen Verſprechen alle und jede vergnuͤ-
gen moͤchte; ich habe aber gleichwohl bedacht/
daß die Ungleichheit des honorarii fuͤr gleiche
Arbeit gar leicht bey meinem Auditoribus
Verdruß erwecken/ und zu einigen Wieder-
willen gegen mich/ und unterſich ſelbſt Anlaß
geben koͤnte; zumahlen/ da man zwar das Ar-
muth noch wohl von dem Vermoͤgen wuͤrde zu
entſcheiden wiſſen; das mitlere Vermoͤgen a-
ber von dem Reichthum zu erkennen wuͤrde
ſehr ſchwer werden/ indem die eigene Geſtaͤnd-
nuͤß des letztern von jungen Leuten bey itziger
Welt/ da man lieber das Geld/ ich will nicht
ſagen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/20 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/20>, abgerufen am 16.02.2025. |