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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Das 5. Hauptst. von der Warheit
nicht gleich fähig/ die Warheiten von denen Din-
gen zu fassen.

24. Und also sind etliche Dinge/ die des
geringsten Beweises nicht brauchen/ oder
bewiesen werden können/
weil nichts war-
hafftigers zu finden ist/ sondern von allen Men-
schen/ wenn sie gleich noch so einfältig seyn/ als-
bald verstanden werden: Als daß wir beyde
itzo wachen/ daß zweymal dreye sechse
machen.

25. Manche aber können bewiesen wer-
den
durch etwas klärers: Als daß die drey
Winckel des Dreyangels so viel austra-
gen/ als zwey gleiche Winckel:
Und wenn
daraus eine unstreitige Warheit entstehet/ so
heisst man diesen Beweiß eine Demonstration.

26. Wenn aber der Beweiß nicht klar ge-
nung ist/ daß die innerliche Vergewisserung
darauf folgen kan/ so ist es eine blosse probabili-
tät. Z. E. Daß die Warheit in zweyer
Zeugen Aussage bestehe.

27. Hieraus folget (1.) Daß aus wahr-
scheinlichen
Dingen zuweilen unstreitig
wahre werden können/ zuweilen auch nicht.

28. (2.) Daß wohl etwas unstreltig
wahr
seyn könne/ das doch nur für wahr-

schein-

Das 5. Hauptſt. von der Warheit
nicht gleich faͤhig/ die Warheiten von denen Din-
gen zu faſſen.

24. Und alſo ſind etliche Dinge/ die des
geringſten Beweiſes nicht brauchen/ oder
bewieſen werden koͤnnen/
weil nichts war-
hafftigers zu finden iſt/ ſondern von allen Men-
ſchen/ wenn ſie gleich noch ſo einfaͤltig ſeyn/ als-
bald verſtanden werden: Als daß wir beyde
itzo wachen/ daß zweymal dreye ſechſe
machen.

25. Manche aber koͤnnen bewieſen wer-
den
durch etwas klaͤrers: Als daß die drey
Winckel des Dreyangels ſo viel austra-
gen/ als zwey gleiche Winckel:
Und wenn
daraus eine unſtreitige Warheit entſtehet/ ſo
heiſſt man dieſen Beweiß eine Demonſtration.

26. Wenn aber der Beweiß nicht klar ge-
nung iſt/ daß die innerliche Vergewiſſerung
darauf folgen kan/ ſo iſt es eine bloſſe probabili-
taͤt. Z. E. Daß die Warheit in zweyer
Zeugen Auſſage beſtehe.

27. Hieraus folget (1.) Daß aus wahr-
ſcheinlichen
Dingen zuweilen unſtreitig
wahre werden koͤnnen/ zuweilen auch nicht.

28. (2.) Daß wohl etwas unſtreltig
wahr
ſeyn koͤnne/ das doch nur fuͤr wahr-

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[142/0160] Das 5. Hauptſt. von der Warheit nicht gleich faͤhig/ die Warheiten von denen Din- gen zu faſſen. 24. Und alſo ſind etliche Dinge/ die des geringſten Beweiſes nicht brauchen/ oder bewieſen werden koͤnnen/ weil nichts war- hafftigers zu finden iſt/ ſondern von allen Men- ſchen/ wenn ſie gleich noch ſo einfaͤltig ſeyn/ als- bald verſtanden werden: Als daß wir beyde itzo wachen/ daß zweymal dreye ſechſe machen. 25. Manche aber koͤnnen bewieſen wer- den durch etwas klaͤrers: Als daß die drey Winckel des Dreyangels ſo viel austra- gen/ als zwey gleiche Winckel: Und wenn daraus eine unſtreitige Warheit entſtehet/ ſo heiſſt man dieſen Beweiß eine Demonſtration. 26. Wenn aber der Beweiß nicht klar ge- nung iſt/ daß die innerliche Vergewiſſerung darauf folgen kan/ ſo iſt es eine bloſſe probabili- taͤt. Z. E. Daß die Warheit in zweyer Zeugen Auſſage beſtehe. 27. Hieraus folget (1.) Daß aus wahr- ſcheinlichen Dingen zuweilen unſtreitig wahre werden koͤnnen/ zuweilen auch nicht. 28. (2.) Daß wohl etwas unſtreltig wahr ſeyn koͤnne/ das doch nur fuͤr wahr- ſchein-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/160>, abgerufen am 22.11.2024.