Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 4. Hauptstück von denen
schemata oder Ideae von denen würcklichen
Dingen/ und derer Zusammensetzung oder Ab-
sonderung/ die vermittelst des Verstandes ge-
schehen.

48. Wenn der Verstand die gleichen ideas
zusammen fügt/ und die ungleichen von einan-
der sondert/ und ein jedes gleichsam an seinen
gehörigen Ort bringet/ so nennet man es Ens
rationis Logicum vel Metaphysicum.

49. So ferne er aber von denen eingedruck-
ten schematibus entweder eine mixtur
macht/ oder eine ideam in gewisse Theile ab-
sondert/ so kan man es Ens rationis fictum nen-
nen/ wenn der Verstand mit denen ideis figu-
rarum vel motuum
zu thun hat/ daferne er
aber mit denen ideis numeri, temporis, und
mensurae beschäfftiget ist/ wird es Ens rationis
matbematicum
genennet.

50. Endlich wenn der Verstand absonder-
lich mit denen schematibus des menschlichen
Thuns umgehet/ und dasselbige in eine gewisse
Ordnung bringet/ so betrachtet er entweder
wie es sich verhalten; dieses heisset Ens ra-
tionis Historicum,
oder wie es sich hätte ver-
halten können/ woraus Ens rationis Poeticum

ent-

Das 4. Hauptſtuͤck von denen
ſchemata oder Ideæ von denen wuͤrcklichen
Dingen/ und derer Zuſammenſetzung oder Ab-
ſonderung/ die vermittelſt des Verſtandes ge-
ſchehen.

48. Wenn der Verſtand die gleichen ideas
zuſammen fuͤgt/ und die ungleichen von einan-
der ſondert/ und ein jedes gleichſam an ſeinen
gehoͤrigen Ort bringet/ ſo nennet man es Ens
rationis Logicum vel Metaphyſicum.

49. So ferne er aber von denen eingedruck-
ten ſchematibus entweder eine mixtur
macht/ oder eine ideam in gewiſſe Theile ab-
ſondert/ ſo kan man es Ens rationis fictum nen-
nen/ wenn der Verſtand mit denen ideis figu-
rarum vel motuum
zu thun hat/ daferne er
aber mit denen ideis numeri, temporis, und
menſuræ beſchaͤfftiget iſt/ wird es Ens rationis
matbematicum
genennet.

50. Endlich wenn der Verſtand abſonder-
lich mit denen ſchematibus des menſchlichen
Thuns umgehet/ und daſſelbige in eine gewiſſe
Ordnung bringet/ ſo betrachtet er entweder
wie es ſich verhalten; dieſes heiſſet Ens ra-
tionis Hiſtoricum,
oder wie es ſich haͤtte ver-
halten koͤnnen/ woraus Ens rationis Poëticum

ent-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0150" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 4. Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck von denen</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">&#x017F;chemata</hi> oder <hi rendition="#aq">Ideæ</hi> von denen wu&#x0364;rcklichen<lb/>
Dingen/ und derer Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung oder Ab-<lb/>
&#x017F;onderung/ die vermittel&#x017F;t des Ver&#x017F;tandes ge-<lb/>
&#x017F;chehen.</p><lb/>
        <p>48. Wenn der Ver&#x017F;tand die gleichen <hi rendition="#aq">ideas</hi><lb/>
zu&#x017F;ammen fu&#x0364;gt/ und die ungleichen von einan-<lb/>
der &#x017F;ondert/ und ein jedes gleich&#x017F;am an &#x017F;einen<lb/>
geho&#x0364;rigen Ort bringet/ &#x017F;o nennet man es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ens<lb/>
rationis Logicum vel Metaphy&#x017F;icum.</hi></hi></p><lb/>
        <p>49. So ferne er aber von denen eingedruck-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">&#x017F;chematibus</hi> entweder eine <hi rendition="#aq">mixtur</hi><lb/>
macht/ oder eine <hi rendition="#aq">ideam</hi> in gewi&#x017F;&#x017F;e Theile ab-<lb/>
&#x017F;ondert/ &#x017F;o kan man es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ens rationis fictum</hi></hi> nen-<lb/>
nen/ wenn der Ver&#x017F;tand mit denen <hi rendition="#aq">ideis figu-<lb/>
rarum vel motuum</hi> zu thun hat/ daferne er<lb/>
aber mit denen <hi rendition="#aq">ideis numeri, temporis,</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">men&#x017F;uræ</hi> be&#x017F;cha&#x0364;fftiget i&#x017F;t/ wird es <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ens rationis<lb/>
matbematicum</hi></hi> genennet.</p><lb/>
        <p>50. Endlich wenn der Ver&#x017F;tand ab&#x017F;onder-<lb/>
lich mit denen <hi rendition="#aq">&#x017F;chematibus</hi> des men&#x017F;chlichen<lb/>
Thuns umgehet/ und da&#x017F;&#x017F;elbige in eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Ordnung bringet/ &#x017F;o betrachtet er entweder<lb/>
wie es &#x017F;ich verhalten; die&#x017F;es hei&#x017F;&#x017F;et <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ens ra-<lb/>
tionis Hi&#x017F;toricum,</hi></hi> oder wie es &#x017F;ich ha&#x0364;tte ver-<lb/>
halten ko&#x0364;nnen/ woraus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ens rationis Poëticum</hi></hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ent-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[132/0150] Das 4. Hauptſtuͤck von denen ſchemata oder Ideæ von denen wuͤrcklichen Dingen/ und derer Zuſammenſetzung oder Ab- ſonderung/ die vermittelſt des Verſtandes ge- ſchehen. 48. Wenn der Verſtand die gleichen ideas zuſammen fuͤgt/ und die ungleichen von einan- der ſondert/ und ein jedes gleichſam an ſeinen gehoͤrigen Ort bringet/ ſo nennet man es Ens rationis Logicum vel Metaphyſicum. 49. So ferne er aber von denen eingedruck- ten ſchematibus entweder eine mixtur macht/ oder eine ideam in gewiſſe Theile ab- ſondert/ ſo kan man es Ens rationis fictum nen- nen/ wenn der Verſtand mit denen ideis figu- rarum vel motuum zu thun hat/ daferne er aber mit denen ideis numeri, temporis, und menſuræ beſchaͤfftiget iſt/ wird es Ens rationis matbematicum genennet. 50. Endlich wenn der Verſtand abſonder- lich mit denen ſchematibus des menſchlichen Thuns umgehet/ und daſſelbige in eine gewiſſe Ordnung bringet/ ſo betrachtet er entweder wie es ſich verhalten; dieſes heiſſet Ens ra- tionis Hiſtoricum, oder wie es ſich haͤtte ver- halten koͤnnen/ woraus Ens rationis Poëticum ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/150
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/150>, abgerufen am 24.11.2024.