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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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Kunst-Wörtern der Vernunfft-Lehre.
Metaphysic auch zum Theil in der Logic
selbst in dem Tractat de prima mentis ope-
ratione
erkläret zu werden. Wir wollen
nur die vornehmsten und nöthigsten kürtz-
lich anführen/ und sonderlich diese/ von derer
genauen Betrachtung die Meidung gemeiner
Jrrthümer in etwas dependiret.

6. Das alleroberste und gemeineste Kunst-
Wort ist Ens oder Aliqvid ein Ding/ We-
sen/
oder Etwas/ durch welches ich alles/ was
ausser dem Menschen oder in demselbigen/ und
in seinen Gedancken gewesen ist/ noch ist/ und
künfftig seyn wird/ verstehe.

7. Jhm wird entgegen gesetzt; Nihil &
non-ens:
Nichts das ist/ was nie und nirgend
gewesen noch seyn wird/ auch nicht seyn kan.

8. Dasjenige Ding/ dergleichen schon ge-
wesen ist und künfftig wieder seyn wird/ wird
Ens potentiale genennet; das in des Men-
schen Gedancken alleine ist/ heisse ich ens ratio-
nis,
und was würcklich ausser des Menschen
ist/ heisst ens reale.

9. Also ist nun Ens rationis und non-ens,
gantz unterschieden. Denn der Mensch denckt
allezeit etwas/ und kan nicht nichts ge-
dencken.

10. Von

Kunſt-Woͤrtern der Vernunfft-Lehre.
Metaphyſic auch zum Theil in der Logic
ſelbſt in dem Tractat de primâ mentis ope-
ratione
erklaͤret zu werden. Wir wollen
nur die vornehmſten und noͤthigſten kuͤrtz-
lich anfuͤhren/ und ſonderlich dieſe/ von derer
genauen Betrachtung die Meidung gemeiner
Jrrthuͤmer in etwas dependiret.

6. Das alleroberſte und gemeineſte Kunſt-
Wort iſt Ens oder Aliqvid ein Ding/ We-
ſen/
oder Etwas/ durch welches ich alles/ was
auſſer dem Menſchen oder in demſelbigen/ und
in ſeinen Gedancken geweſen iſt/ noch iſt/ und
kuͤnfftig ſeyn wird/ verſtehe.

7. Jhm wird entgegen geſetzt; Nihil &
non-ens:
Nichts das iſt/ was nie und nirgend
geweſen noch ſeyn wird/ auch nicht ſeyn kan.

8. Dasjenige Ding/ dergleichen ſchon ge-
weſen iſt und kuͤnfftig wieder ſeyn wird/ wird
Ens potentiale genennet; das in des Men-
ſchen Gedancken alleine iſt/ heiſſe ich ens ratio-
nis,
und was wuͤrcklich auſſer des Menſchen
iſt/ heiſſt ens reale.

9. Alſo iſt nun Ens rationis und non-ens,
gantz unterſchieden. Denn der Menſch denckt
allezeit etwas/ und kan nicht nichts ge-
dencken.

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[123/0141] Kunſt-Woͤrtern der Vernunfft-Lehre. Metaphyſic auch zum Theil in der Logic ſelbſt in dem Tractat de primâ mentis ope- ratione erklaͤret zu werden. Wir wollen nur die vornehmſten und noͤthigſten kuͤrtz- lich anfuͤhren/ und ſonderlich dieſe/ von derer genauen Betrachtung die Meidung gemeiner Jrrthuͤmer in etwas dependiret. 6. Das alleroberſte und gemeineſte Kunſt- Wort iſt Ens oder Aliqvid ein Ding/ We- ſen/ oder Etwas/ durch welches ich alles/ was auſſer dem Menſchen oder in demſelbigen/ und in ſeinen Gedancken geweſen iſt/ noch iſt/ und kuͤnfftig ſeyn wird/ verſtehe. 7. Jhm wird entgegen geſetzt; Nihil & non-ens: Nichts das iſt/ was nie und nirgend geweſen noch ſeyn wird/ auch nicht ſeyn kan. 8. Dasjenige Ding/ dergleichen ſchon ge- weſen iſt und kuͤnfftig wieder ſeyn wird/ wird Ens potentiale genennet; das in des Men- ſchen Gedancken alleine iſt/ heiſſe ich ens ratio- nis, und was wuͤrcklich auſſer des Menſchen iſt/ heiſſt ens reale. 9. Alſo iſt nun Ens rationis und non-ens, gantz unterſchieden. Denn der Menſch denckt allezeit etwas/ und kan nicht nichts ge- dencken. 10. Von

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/141>, abgerufen am 24.11.2024.