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Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691.

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1. Hauptstück von der
welcher wir fürnemlich handeln) Lust hat/
daß ob schon die innerliche Vernunfft selbst
vermögend ist/ die Vorurtheilte vermittelst
eigener Kräffte zu vertreiben/ er dennoch bey
Anfang seines Studirens nicht selbst alleine
Hand anlege/ sondern sich um einen Lehrer/
der ihn leite/ bekümmere.

35. Denn sonsten muß es fast nothwendig
geschehen/ daß er sich in denen Vorurtheilen
mehr ein-als auswickelt. Jch werde zu sei-
ner Zeit ausführlicher hievon handeln. Jtzo
wird es genung seyn/ wenn ich diesen Satz mit
einem Gleichnüß von einem Menschen/ der
zum Exempel viel Scheid-Wege für sich hat/
von welchen nur einer zu dem verlangten Ort
weiset/ erklären werde.

36. Er muß aber in Erkiesung eines Leh-
rers
nicht so wol um dessen grossen Ruhm
von eigener Gelahrheit bekümmert seyn/ als
vielmehr erforschen/ ob er dabey deutlich/ ge-
treu
und freundlich sey/ als welches die drey
Haupt-Tugenden eines Lehrmeisters sind.

37. Hergegen auf seiner Seite muß ein
Lehrling eine Kindliche Furcht und hertzli-
ches Vertrauen zu seinem Lehrmeister ha-
ben/ zuförderst auf das/ was er höret/ attent

seyn/

1. Hauptſtuͤck von der
welcher wir fuͤrnemlich handeln) Luſt hat/
daß ob ſchon die innerliche Vernunfft ſelbſt
vermoͤgend iſt/ die Vorurtheilte vermittelſt
eigener Kraͤffte zu vertreiben/ er dennoch bey
Anfang ſeines Studirens nicht ſelbſt alleine
Hand anlege/ ſondern ſich um einen Lehrer/
der ihn leite/ bekuͤmmere.

35. Denn ſonſten muß es faſt nothwendig
geſchehen/ daß er ſich in denen Vorurtheilen
mehr ein-als auswickelt. Jch werde zu ſei-
ner Zeit ausfuͤhrlicher hievon handeln. Jtzo
wird es genung ſeyn/ wenn ich dieſen Satz mit
einem Gleichnuͤß von einem Menſchen/ der
zum Exempel viel Scheid-Wege fuͤr ſich hat/
von welchen nur einer zu dem verlangten Ort
weiſet/ erklaͤren werde.

36. Er muß aber in Erkieſung eines Leh-
rers
nicht ſo wol um deſſen groſſen Ruhm
von eigener Gelahrheit bekuͤmmert ſeyn/ als
vielmehr erforſchen/ ob er dabey deutlich/ ge-
treu
und freundlich ſey/ als welches die drey
Haupt-Tugenden eines Lehrmeiſters ſind.

37. Hergegen auf ſeiner Seite muß ein
Lehrling eine Kindliche Furcht und hertzli-
ches Vertrauen zu ſeinem Lehrmeiſter ha-
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[86/0104] 1. Hauptſtuͤck von der welcher wir fuͤrnemlich handeln) Luſt hat/ daß ob ſchon die innerliche Vernunfft ſelbſt vermoͤgend iſt/ die Vorurtheilte vermittelſt eigener Kraͤffte zu vertreiben/ er dennoch bey Anfang ſeines Studirens nicht ſelbſt alleine Hand anlege/ ſondern ſich um einen Lehrer/ der ihn leite/ bekuͤmmere. 35. Denn ſonſten muß es faſt nothwendig geſchehen/ daß er ſich in denen Vorurtheilen mehr ein-als auswickelt. Jch werde zu ſei- ner Zeit ausfuͤhrlicher hievon handeln. Jtzo wird es genung ſeyn/ wenn ich dieſen Satz mit einem Gleichnuͤß von einem Menſchen/ der zum Exempel viel Scheid-Wege fuͤr ſich hat/ von welchen nur einer zu dem verlangten Ort weiſet/ erklaͤren werde. 36. Er muß aber in Erkieſung eines Leh- rers nicht ſo wol um deſſen groſſen Ruhm von eigener Gelahrheit bekuͤmmert ſeyn/ als vielmehr erforſchen/ ob er dabey deutlich/ ge- treu und freundlich ſey/ als welches die drey Haupt-Tugenden eines Lehrmeiſters ſind. 37. Hergegen auf ſeiner Seite muß ein Lehrling eine Kindliche Furcht und hertzli- ches Vertrauen zu ſeinem Lehrmeiſter ha- ben/ zufoͤrderſt auf das/ was er hoͤret/ attent ſeyn/

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Einleitung zu der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), 1691, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungvernufftlehre_1691/104>, abgerufen am 24.11.2024.