Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 2. Hauptst. von der grösten geringsten und nach dem äußerlichen Ansehn un-ehrlichsten Stande setzte. 9. Und was wollen wir uns hierüber weiter 10. Ja was thut man anders als durch an- des
Das 2. Hauptſt. von der groͤſten geringſten und nach dem aͤußerlichen Anſehn un-ehrlichſten Stande ſetzte. 9. Und was wollen wir uns hieruͤber weiter 10. Ja was thut man anders als durch an- des
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Das 2. Hauptſt. von der groͤſten
geringſten und nach dem aͤußerlichen Anſehn un-
ehrlichſten Stande ſetzte.
9. Und was wollen wir uns hieruͤber weiter
auffhalten/ nachdem aber auff allen unſern hohen
und niederen Schulen die Lehre/ daß das hoͤch-
ſte Gut nicht in Reichthum noch Ehre beſtehe/
denen Studirenden vorgeſaget wird. Dem aber
unerachtet/ betrachte du dieſen Lehr-Satz deſto
genauer/ weil die gemeine praxis auff hoheu
und niederen/ ja auff denen hochſten Schu-
len/ das iſt/ an Hoͤffen dieſem Lehr-Satz zu
wider iſt. Jederman/ ja diejenigen ſelbſt/ die
durch ihr Exempel ihre Lehre beſtaͤtigen ſolten/
trachten nach Ehre und Reichthum als nach dem
hoͤchſten Gut mit Verluſt ihrer Geſundheit/ mit
Beraubung ihrer geziemenden Beluſtigungen
und Erduldung tauſend faſt unertraͤglicher Ver-
drießlichkeiten/ mit Gefahr des Lebens und der
Gemuͤths-Ruhe.
10. Ja was thut man anders als durch an-
dere Worte und Lehren dieſen Lehr-Satz
umzuſtoſſen. Wie offte ſagen die Lehrer wenn
ſie auſſer denen Cathedern ſeyn: Wer Geld
hat/ hat alles. Wer kein Geld hat/ iſt ein
Narr. Wie mißbraucht man nicht ein ander
Sprichwort: Gut verlohren/ Muth verloh-
ren/ Ehre verlohren/ alles verlohren. Und
wie draͤngen ſich doch die Gelehrte/ daß ſie die-
ſen ihren allgemeinen Lehr-Satz umb die Wet-
te proſtituiren/ wenn ſie nach der Nedens-Art
des
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