Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 1. Hauptst. von der Gelahrheit dult/ unser Verlangen ohne sondere Mühe ge-schwinde und mercklich zu erhalten/ herrühret/ 30/ Wie aber dasjenige/ was wir bisher zum 31. Wie nun alle Dinge auff der Welt durch 32. Diese Bewegung hat sonderlich zweyer- weder
Das 1. Hauptſt. von der Gelahrheit dult/ unſer Verlangen ohne ſondere Muͤhe ge-ſchwinde und mercklich zu erhalten/ herruͤhret/ 30/ Wie aber dasjenige/ was wir bisher zum 31. Wie nun alle Dinge auff der Welt durch 32. Dieſe Bewegung hat ſonderlich zweyer- weder
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb n="14" facs="#f0046"/><fw type="header" place="top">Das 1. Hauptſt. von der Gelahrheit</fw><lb/> dult/ unſer Verlangen ohne ſondere Muͤhe ge-<lb/> ſchwinde und mercklich zu erhalten/ herruͤhret/</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>30/</head> <p>Wie aber dasjenige/ was wir bisher zum<lb/> Grunde geleget aus der <hi rendition="#fr">Lehre von dem Guten<lb/> und Boͤſen uͤberhaupt/</hi> und ſo ferne ſolches al-<lb/> le Creaturen angehet/ hergenommen iſt; Alſo<lb/> muͤſſen wir nun denen Grund-Lehren von dem<lb/><hi rendition="#fr">Guten und Boͤſen der Menſchen</hi> etwas naͤher<lb/> kommen/ und zufoͤrderſt aus dem/ was wir all-<lb/> bereit in der Vernunfft-Lehre/ da wir von denen<lb/> Borurtheilen geredet/ angemercket haben/ <hi rendition="#aq">præ-<lb/> ſupponi</hi>ren/ daß des Menſchen <hi rendition="#fr">Natur und<lb/> Weſen von ſeiner Geburt an in der groͤſten<lb/> Unvollkommenheit ſtecke.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head>31.</head> <p>Wie nun alle Dinge auff der Welt durch<lb/> eine ſtetswehrende Bewegung erhalten werden/<lb/> und ohne dieſelben nichts als ein veꝛwirꝛtes <hi rendition="#aq">Chaos</hi><lb/> ſeyn wuͤrden; Alſo beſtehet auch des <hi rendition="#fr">Menſchen<lb/> ſeine Natur in eine dergleichen Bewegung/</hi><lb/> der GOtt/ wie bey andern Dingen/ <hi rendition="#fr">gewiſſes<lb/> Maß/ Ziel und Weiſe vorgeſetzet/</hi> nach wel-<lb/> cher der Menſch aus einen <hi rendition="#fr">unvollkommenen</hi><lb/> Weſen in ein <hi rendition="#fr">vollkommenes/</hi> und von dar wie-<lb/> der bis auff ſein Alter in ein <hi rendition="#fr">unvollkommenes</hi><lb/> geſetzt wird.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>32.</head> <p>Dieſe <hi rendition="#fr">Bewegung</hi> hat ſonderlich zweyer-<lb/> ley Eigenſchafften/ (1) Daß ſie entweder <hi rendition="#fr">ſtei-<lb/> get</hi> oder <hi rendition="#fr">faͤllet/</hi> das iſt/ daß dadurch entweder<lb/> die Dinge und alſo auch der Menſch theils in ſei-<lb/> nem gantzen Weſen/ theils in ſeinen Kraͤfften ent-<lb/> <fw type="catch" place="bottom">weder</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [14/0046]
Das 1. Hauptſt. von der Gelahrheit
dult/ unſer Verlangen ohne ſondere Muͤhe ge-
ſchwinde und mercklich zu erhalten/ herruͤhret/
30/ Wie aber dasjenige/ was wir bisher zum
Grunde geleget aus der Lehre von dem Guten
und Boͤſen uͤberhaupt/ und ſo ferne ſolches al-
le Creaturen angehet/ hergenommen iſt; Alſo
muͤſſen wir nun denen Grund-Lehren von dem
Guten und Boͤſen der Menſchen etwas naͤher
kommen/ und zufoͤrderſt aus dem/ was wir all-
bereit in der Vernunfft-Lehre/ da wir von denen
Borurtheilen geredet/ angemercket haben/ præ-
ſupponiren/ daß des Menſchen Natur und
Weſen von ſeiner Geburt an in der groͤſten
Unvollkommenheit ſtecke.
31. Wie nun alle Dinge auff der Welt durch
eine ſtetswehrende Bewegung erhalten werden/
und ohne dieſelben nichts als ein veꝛwirꝛtes Chaos
ſeyn wuͤrden; Alſo beſtehet auch des Menſchen
ſeine Natur in eine dergleichen Bewegung/
der GOtt/ wie bey andern Dingen/ gewiſſes
Maß/ Ziel und Weiſe vorgeſetzet/ nach wel-
cher der Menſch aus einen unvollkommenen
Weſen in ein vollkommenes/ und von dar wie-
der bis auff ſein Alter in ein unvollkommenes
geſetzt wird.
32. Dieſe Bewegung hat ſonderlich zweyer-
ley Eigenſchafften/ (1) Daß ſie entweder ſtei-
get oder faͤllet/ das iſt/ daß dadurch entweder
die Dinge und alſo auch der Menſch theils in ſei-
nem gantzen Weſen/ theils in ſeinen Kraͤfften ent-
weder
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/46 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/46>, abgerufen am 04.03.2025. |