Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Liebe gegen uns selbst. bey uns einen Durst erwecken oder zulassen solle/mehr zu trincken als die Natur erfordert. Nun mache den Schluß selbst/ welches unter diesen dreyen Geträncken ordentlich und für einen ge- sunden Menschen das Beste sey. Aber nimm dich wohlin acht/ daß du denselben nach den Re- geln gesunder Vernunfft und nicht nach deiner Begierde machst. 30. Ja damit du erkennen mögest/ wie die Er- 31. Woltest du aber auch endlich um besserer Schul-
Liebe gegen uns ſelbſt. bey uns einen Durſt erwecken oder zulaſſen ſolle/mehr zu trincken als die Natur erfordert. Nun mache den Schluß ſelbſt/ welches unter dieſen dreyen Getraͤncken ordentlich und fuͤr einen ge- ſunden Menſchen das Beſte ſey. Aber nimm dich wohlin acht/ daß du denſelben nach den Re- geln geſunder Vernunfft und nicht nach deiner Begierde machſt. 30. Ja damit du erkennen moͤgeſt/ wie die Er- 31. Wolteſt du aber auch endlich um beſſerer Schul-
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Liebe gegen uns ſelbſt.
bey uns einen Durſt erwecken oder zulaſſen ſolle/
mehr zu trincken als die Natur erfordert. Nun
mache den Schluß ſelbſt/ welches unter dieſen
dreyen Getraͤncken ordentlich und fuͤr einen ge-
ſunden Menſchen das Beſte ſey. Aber nimm
dich wohlin acht/ daß du denſelben nach den Re-
geln geſunder Vernunfft und nicht nach deiner
Begierde machſt.
30. Ja damit du erkennen moͤgeſt/ wie die Er-
findung einer Warheit der andern die Hand
biete/ ſo betrachte wol/ daß das Waſſer in Anſe-
hen des Weines und Bieres/ das unſchmackhaf-
teſte Getraͤncke ſey/ und wenn du dieſe Anmer-
ckung gegen das erſte Capitel haͤltſt/ und darinnen
befindeſt/ daß die Dinge/ die bey denen Sinnen
die wenigſte Empfindligkeit erwecken/ die Beſten
ſeyn/ ſo haſt du ſchon einen groſſen Theil neuer
Wahrheiten in Betrachtung der geſunden
Speiſen erfunden/ wenn du ebenmaͤßig die Ap-
plication machſt/ daß die unſchmackhaffteſten
Speiſen ordentlich die geſundeſten/ die ſau-
ren/ ſuͤſſen hingegen/ und die einen geſunden und
nicht verleckerten Menſchen widrig und eckel ſind/
am ungeſundeſten find/ u. ſ. w.
31. Wolteſt du aber auch endlich um beſſerer
Oꝛdnung willen/ wie wir bey der allgemeinen und
abſonderlichen Liebe gethan haben/ auch bey der
Liebe gegen uns ſelbſt die unterſchiedenen hie-
her gehoͤrenden Beobachtungen mit gewiſſen
Nahmen der Tugenden belegen; Koͤnteſt du die
Schul-
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Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 353[349]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/381>, abgerufen am 25.07.2024. |