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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Das 8. H. von der vernünfftigen
Personen von unterschiedenen Geschlechte/ daß
er weniger Mißtrauen bey ihr als bey seinen an-
dern Tugend-Schülern werde antreffen/ und
solcher gestalt seine Anführung zur Tugend viel
eher gute Früchte bringen werde.

36.

Und weil demnach ein weiser Mann un-
ter dem Frauen-Volck vielmehr welche von die-
ser letzten Gattung/ als von denen die ihm gleich
seyn/ antrifft/ so ist leichte zu schliessen/ daß er
sich ordentlich nicht zu erst verliebe/ sondern
daß seine Liebe mehr aus
recognoissance und
Danckbarkeit alß aus ein iger Zuneigung
geschehe;
und daß solcher gestalt auch seine Lie-
bes-Bezeugungen gantz anders beschaffen
seyn müssen/ als die Bezeugungen eines Men-
schen/ der noch ein Anfänger in der Tugend

ist/ und ein Frauen-Zimmer liebet das ihm gleich
ist. Denn wenn ein weiser mit dergleichen Din-
gen auffgezogen wolte kommen/ die man einen
solchen Anfänger zu gute hält/ würde er sich ge-
wiß höchst prostituiren. Wir beziehen uns we-
gen der hieher gehörigen Exempel kürtzlich auff
das/ was wir oben n. 15. und 16. gelehret haben.

Das 8. Hauptstück.
Von der vernünfftigen Liebe
gegen uns selbst.
Jnn-

Das 8. H. von der vernuͤnfftigen
Perſonen von unterſchiedenen Geſchlechte/ daß
er weniger Mißtrauen bey ihr als bey ſeinen an-
dern Tugend-Schuͤlern werde antreffen/ und
ſolcher geſtalt ſeine Anfuͤhrung zur Tugend viel
eher gute Fruͤchte bringen werde.

36.

Und weil demnach ein weiſer Mann un-
ter dem Frauen-Volck vielmehr welche von die-
ſer letzten Gattung/ als von denen die ihm gleich
ſeyn/ antrifft/ ſo iſt leichte zu ſchlieſſen/ daß er
ſich ordentlich nicht zu erſt verliebe/ ſondern
daß ſeine Liebe mehr aus
recognoiſſance und
Danckbarkeit alß aus ein iger Zuneigung
geſchehe;
und daß ſolcher geſtalt auch ſeine Lie-
bes-Bezeugungen gantz anders beſchaffen
ſeyn muͤſſen/ als die Bezeugungen eines Men-
ſchen/ der noch ein Anfaͤnger in der Tugend

iſt/ und ein Frauen-Zimmer liebet das ihm gleich
iſt. Denn wenn ein weiſer mit dergleichen Din-
gen auffgezogen wolte kommen/ die man einen
ſolchen Anfaͤnger zu gute haͤlt/ wuͤrde er ſich ge-
wiß hoͤchſt proſtituiren. Wir beziehen uns we-
gen der hieher gehoͤrigen Exempel kuͤrtzlich auff
das/ was wir oben n. 15. und 16. gelehret haben.

Das 8. Hauptſtuͤck.
Von der vernuͤnfftigen Liebe
gegen uns ſelbſt.
Jnn-
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[336[332]/0364] Das 8. H. von der vernuͤnfftigen Perſonen von unterſchiedenen Geſchlechte/ daß er weniger Mißtrauen bey ihr als bey ſeinen an- dern Tugend-Schuͤlern werde antreffen/ und ſolcher geſtalt ſeine Anfuͤhrung zur Tugend viel eher gute Fruͤchte bringen werde. 36. Und weil demnach ein weiſer Mann un- ter dem Frauen-Volck vielmehr welche von die- ſer letzten Gattung/ als von denen die ihm gleich ſeyn/ antrifft/ ſo iſt leichte zu ſchlieſſen/ daß er ſich ordentlich nicht zu erſt verliebe/ ſondern daß ſeine Liebe mehr aus recognoiſſance und Danckbarkeit alß aus ein iger Zuneigung geſchehe; und daß ſolcher geſtalt auch ſeine Lie- bes-Bezeugungen gantz anders beſchaffen ſeyn muͤſſen/ als die Bezeugungen eines Men- ſchen/ der noch ein Anfaͤnger in der Tugend iſt/ und ein Frauen-Zimmer liebet das ihm gleich iſt. Denn wenn ein weiſer mit dergleichen Din- gen auffgezogen wolte kommen/ die man einen ſolchen Anfaͤnger zu gute haͤlt/ wuͤrde er ſich ge- wiß hoͤchſt proſtituiren. Wir beziehen uns we- gen der hieher gehoͤrigen Exempel kuͤrtzlich auff das/ was wir oben n. 15. und 16. gelehret haben. Das 8. Hauptſtuͤck. Von der vernuͤnfftigen Liebe gegen uns ſelbſt. Jnn-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 336[332]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/364>, abgerufen am 24.11.2024.