Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 6. Hauptst von der absonderlichen 56. Hieraus folget aber nothwendig/ daß die- 57. Ja man wird sich nicht betriegen/ wenn 58. Jedoch muß man sich nicht einbilden/ daß allen
Das 6. Hauptſt von der abſonderlichen 56. Hieraus folget aber nothwendig/ daß die- 57. Ja man wird ſich nicht betriegen/ wenn 58. Jedoch muß man ſich nicht einbilden/ daß allen
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Das 6. Hauptſt von der abſonderlichen
56. Hieraus folget aber nothwendig/ daß die-
ſes nimmermehr fuͤr wahre Gutthaten zu
halten ſeyn/ wenn man alsbald beym Anfang
der Liebe/ und ehe man einer Gegen-Liebe
ſich verſichern kan/ einander Wechſels-Wei-
ſe/ oder auff einer Seite ſolche Dienſte erwei-
ſet/ die mit Verluſt unſers Vermoͤgens/ o-
der mit hazardirung unſerer Geſundheit und
anderer Guͤter vergeſellſchafftet ſind. Die-
ſes heiſt die Perlen fuͤr die Saͤue werffen/ und die
Guͤter die uns GOtt gegeben/ an wahre Freunde
und Liebens-wuͤrdige Perſonen zu wenden/ un-
nuͤtzlich und unverantwortlich verſchwenden.
57. Ja man wird ſich nicht betriegen/ wenn
man von denen/ die dergleichen koſtbare und ge-
faͤhrliche Dienſt-Leiſtungen denen/ ſo ſie noch
nicht kennen/ erzeigen/ ein ſolches Urtheil faͤllet/
daß ſie entweder verſchwenderiſch odet toll-
kuͤhne ſeyn; oder wo man durch andere Zeichẽ be-
findet/ daß ſie mit dieſe Laſtern nicht behafftet ſind/
darff man ſich nur gewiß verſichern/ daß diejeni-
gen/ ſo uns dieſelbe leiſten/ nicht unſer Ver-
gnuͤgen dadurch/ ſondern ihr eigenes Interes-
ſe zu befordern ſuchen/ und alſo auch aus dieſen
Urſachen der geleiſtete Dieuſt unter die Schein-
Gutthaten gerechnet werden muͤſſe.
58. Jedoch muß man ſich nicht einbilden/ daß
die vor Leiſtung wahrer Gutthaten gehoͤrige Be-
huttſamkeit ſich eben allemahl eine lange Zeit
erſtrecken muͤſſe/ und daß man obiges Urtheil von
allen
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