Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Das 6. Hauptst. von der absonderlichen sen/ ob gleich ins gemein darwider pfleget ange-stossen zu werden. Erstlich/ daß so lange als zwey Personen einander noch diese sorgfälti- ge Gefälligkeit erweisen man sich nicht allei- ne bereden könne/ daß eines des andern Ge- wogenheit annoch suche/ und noch keine ge- wisse Versicherung davon habe/ und daß die Person/ die uns annoch mit dieser sorgfältigen Gefälligkeit begegnet/ entweder uns zu hinterge- hen suche/ wenn sie uns ihrer Liebe zu versichern trachtet/ oder aber ein Mißtrauen in unsere Liebe setze. 49. Zum andern/ daß wann zwey Personen/ 50. Drittens/ daß diejenigen Personen/ die statt
Das 6. Hauptſt. von der abſonderlichen ſen/ ob gleich ins gemein darwider pfleget ange-ſtoſſen zu werden. Erſtlich/ daß ſo lange als zwey Perſonen einander noch dieſe ſorgfaͤlti- ge Gefaͤlligkeit erweiſen man ſich nicht allei- ne bereden koͤnne/ daß eines des andern Ge- wogenheit annoch ſuche/ und noch keine ge- wiſſe Verſicherung davon habe/ und daß die Perſon/ die uns annoch mit dieſer ſorgfaͤltigen Gefaͤlligkeit begegnet/ entweder uns zu hinterge- hen ſuche/ wenn ſie uns ihrer Liebe zu verſichern trachtet/ oder aber ein Mißtrauen in unſere Liebe ſetze. 49. Zum andern/ daß wann zwey Perſonen/ 50. Drittens/ daß diejenigen Perſonen/ die ſtatt
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Das 6. Hauptſt. von der abſonderlichen
ſen/ ob gleich ins gemein darwider pfleget ange-
ſtoſſen zu werden. Erſtlich/ daß ſo lange als
zwey Perſonen einander noch dieſe ſorgfaͤlti-
ge Gefaͤlligkeit erweiſen man ſich nicht allei-
ne bereden koͤnne/ daß eines des andern Ge-
wogenheit annoch ſuche/ und noch keine ge-
wiſſe Verſicherung davon habe/ und daß die
Perſon/ die uns annoch mit dieſer ſorgfaͤltigen
Gefaͤlligkeit begegnet/ entweder uns zu hinterge-
hen ſuche/ wenn ſie uns ihrer Liebe zu verſichern
trachtet/ oder aber ein Mißtrauen in unſere Liebe
ſetze.
49. Zum andern/ daß wann zwey Perſonen/
die bißero einander dergleichen Gefaͤtligkeit er-
wieſen/ ſolche einander nicht mehr bezeigen/
und doch einander nicht feindſelig oder kalt-
ſinnig tractiren/ wir ſolches nicht fuͤr ein Zeichẽ
auffnehmen/ als wenn ihre Liebe und Eſtim ver-
mindert worden; ſondern daß wir vielmehr dar-
aus ſchlieſſen/ daß ſie in ihrer Freundſchafft
und Liebe genugſame Gegen-Verſicherung
erhalten/ und zimlich vertraulich worden.
50. Drittens/ daß diejenigen Perſonen/ die
uns allbereit ihrer Gegen-Liebe verſichert/
entweder uns nicht wahrhafftig lieben/ oder
das Weſen der Liebe nicht verſtehen muͤſ-
ſen/ wenn ſie noch ſtetswehrend von uns die
Continuirung dergleichen Sorgfaͤltigkeit er-
fordern/ und wenn wir ſolches nicht thun/ uns ei-
ner Kaltſinnigkeit beſchuldigen/ da wir doch an
ſtatt
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