Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Vorrede.

Menschen machen würde/ abzumah-
len. Sind nun solche Leute noch
jung und brauchen Information, so
sind sie ohne dem noch nicht allzuge-
schickt Censuren über Bücher zu ma-
chen/ sondern sollen sich vielmehr be-
fleißigen/ alles das was sie nicht ir-
raisonnabel befinden/ mit Danck an-
zunehmen/ ob es schon nicht nach ih-
rem gout ist/ denn sie können sich gar
leicht einbilden/ daß sie noch mehren-
theils einen verderbten Geschmack
haben. Sind sie aber bey Jahren/
so werden sie zwar sehr wohl thun/
wenn sie meine Sitten-Lehre ungele-
sen lassen/ indem ich sie nicht vor sie
geschrieben/ und wohl weiß/ daß es
Menschen Vermögen übertrifft ei-
nen alten Kerl/ der noch eine Bestie
ist/ aus diesen Stand heraus zu reis-
sen. Lesen sie sie aber/ und wollen
dieselbe als was chimeriques durch-

ziehen/

b 3

Vorrede.

Menſchen machen wuͤꝛde/ abzumah-
len. Sind nun ſolche Leute noch
jung und brauchen Information, ſo
ſind ſie ohne dem noch nicht allzuge-
ſchickt Cenſuren uͤber Buͤcher zu ma-
chen/ ſondern ſollen ſich vielmehr be-
fleißigen/ alles das was ſie nicht ir-
raiſonnabel befinden/ mit Danck an-
zunehmen/ ob es ſchon nicht nach ih-
rem gout iſt/ denn ſie koͤnnen ſich gar
leicht einbilden/ daß ſie noch mehren-
theils einen verderbten Geſchmack
haben. Sind ſie aber bey Jahren/
ſo werden ſie zwar ſehr wohl thun/
wenn ſie meine Sitten-Lehre ungele-
ſen laſſen/ indem ich ſie nicht vor ſie
geſchrieben/ und wohl weiß/ daß es
Menſchen Vermoͤgen uͤbertrifft ei-
nen alten Kerl/ der noch eine Beſtie
iſt/ aus dieſen Stand heraus zu reiſ-
ſen. Leſen ſie ſie aber/ und wollen
dieſelbe als was chimeriques duꝛch-

ziehen/

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[0021] Vorrede. Menſchen machen wuͤꝛde/ abzumah- len. Sind nun ſolche Leute noch jung und brauchen Information, ſo ſind ſie ohne dem noch nicht allzuge- ſchickt Cenſuren uͤber Buͤcher zu ma- chen/ ſondern ſollen ſich vielmehr be- fleißigen/ alles das was ſie nicht ir- raiſonnabel befinden/ mit Danck an- zunehmen/ ob es ſchon nicht nach ih- rem gout iſt/ denn ſie koͤnnen ſich gar leicht einbilden/ daß ſie noch mehren- theils einen verderbten Geſchmack haben. Sind ſie aber bey Jahren/ ſo werden ſie zwar ſehr wohl thun/ wenn ſie meine Sitten-Lehre ungele- ſen laſſen/ indem ich ſie nicht vor ſie geſchrieben/ und wohl weiß/ daß es Menſchen Vermoͤgen uͤbertrifft ei- nen alten Kerl/ der noch eine Beſtie iſt/ aus dieſen Stand heraus zu reiſ- ſen. Leſen ſie ſie aber/ und wollen dieſelbe als was chimeriques duꝛch- ziehen/ b 3

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Zitationshilfe:	Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/21>, abgerufen am 24.11.2024.

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