Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Ursprung aller menschl. Glückseligk. Vernunfft zuwider sey/ weil dieselbe den innerli-chen Gottesdienst auffhebet. 45. Der menschliche Verstand begreifft fer- 46. Aber dieses alles ist noch nicht genung/ die 47. So wächset auch durch das äußerliche nunfft
Urſprung aller menſchl. Gluͤckſeligk. Vernunfft zuwider ſey/ weil dieſelbe den innerli-chen Gottesdienſt auffhebet. 45. Der menſchliche Verſtand begreifft fer- 46. Aber dieſes alles iſt noch nicht genung/ die 47. So waͤchſet auch durch das aͤußerliche nunfft
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Urſprung aller menſchl. Gluͤckſeligk.
Vernunfft zuwider ſey/ weil dieſelbe den innerli-
chen Gottesdienſt auffhebet.
45. Der menſchliche Verſtand begreifft fer-
ner/ daß der aͤußerliche Gottesdienſt unter die
vortrefflichſten zugelaſſenen Dinge gehoͤre/
und nicht alleine der allgemeinen Vernunfft nicht
zuwider/ ſondern auch es auf gewiſſe maſſe beſſer
ſey/ wenn man GOtt aͤuſſerliche Ehre bezeige/
als wenn man dieſelbe unterlaſſe.
46. Aber dieſes alles iſt noch nicht genung/ die
Nothwendigkeit des Gottesdienſtes zu erhaͤr-
ten. Denn die menſchliche Vernunfft kan dar-
innen nichts unvernuͤnfftiges antreffen/ wenn ſie
z. e. ſolchergeſtalt raiſoniret/ daß das aͤußerliche
Gebet nach Anweiſung der Natur unter die
Mittel-Dinge gehoͤre/ weil Gott als ein Hertzen-
kuͤndiger auch die Seufftzer der Menſchen verſte-
he/ und als ein Schoͤpffer und Erhalter derſel-
ben auch ohne bitten am beſten wiſſe/ was ſie be-
duͤrffen.
47. So waͤchſet auch durch das aͤußerliche
Lob Gottes ſeiner Majeſtaͤt und Hoheit nichts
zu/ ja vielmehr weiſet die geſunde Vernunfft/ daß
wenn ein Menſch der Gott nicht innerlich ehret
und fuͤrchtet/ gleich das Lob Gottes in ſeinen
Mund nehmen wolle/ er ſich hiermit ſchwerlich
verſuͤndigen werde/ weil er entweder Gott oder
die Menſchen durch dieſe aͤußerliche Zeichen zu
betriegen ſuche. Wenn aber ein Menſch in ſei-
nen Hertzen Gott hoch achtet/ ſo wird die Ver-
nunfft
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