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Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.

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Glückseeligkeit des Menschen.
Menschen nicht elende oder unglücklich. Denn
es sey nun/ daß das Gemüthe durch den Tod
nicht vernichtet werde (dessen der Mensch durch
eine die Vernunfft übersteigende Vergewisse-
rung versichert wird) so wird auch durch den
Tod die Gemüths-Ruhe nicht auffhören/ oder
aber daß mit dem Leibe zugleich die Seele ver-
nichtiget werden solte/ so würde man doch von
einer Sache die zu nichts worden/ nicht sagen
können/ daß sie unruhig sey/ sondern ich würde
in diesem Zustande von einem Menschen sagen
müssen/ daß er weder glücklich noch unglücklich
sey/ weil er auffgehört ein Mensch zu seyn.

117.

Die Gesundheit des Menschen oder
die Gantzheit der Gliedmassen/ und die ge-
wöhnliche und ordentliche Bewegung des Ge-
blüts und der Geistergen
in denenselben ist
ein nöthiges Stücke der Gemüths-Ruhe/
und mehr als ein gemeiner Zierrath/ weil nicht
nur ein gesunder Mensche vermögender ist seiner
Gemüths-Ruhe als einer ruhigen Belustigung
besser zu geniessen/ massen die Gesundheit selb-
sten in einer ruhigen Bewegung bestehet) und
anderer Leute Gemüther durch Liebes-Dienste
an sich zu ziehen/ und sich mit ihnen zu vereini-
gen; sondern auch der Manngel der Gesund-
heit
des Menschen seine Gemüths-Ruhe zu wei-
len stören kan.

118.

Zwar so ferne die die Kranckheiten nur
eine dauerhaffte unordentliche Bewegung

des

Gluͤckſeeligkeit des Menſchen.
Menſchen nicht elende oder ungluͤcklich. Denn
es ſey nun/ daß das Gemuͤthe durch den Tod
nicht vernichtet werde (deſſen der Menſch durch
eine die Vernunfft uͤberſteigende Vergewiſſe-
rung verſichert wird) ſo wird auch durch den
Tod die Gemuͤths-Ruhe nicht auffhoͤren/ oder
aber daß mit dem Leibe zugleich die Seele ver-
nichtiget werden ſolte/ ſo wuͤrde man doch von
einer Sache die zu nichts worden/ nicht ſagen
koͤnnen/ daß ſie unruhig ſey/ ſondern ich wuͤrde
in dieſem Zuſtande von einem Menſchen ſagen
muͤſſen/ daß er weder gluͤcklich noch ungluͤcklich
ſey/ weil er auffgehoͤrt ein Menſch zu ſeyn.

117.

Die Geſundheit des Menſchen oder
die Gantzheit der Gliedmaſſen/ und die ge-
woͤhnliche und ordentliche Bewegung des Ge-
bluͤts und der Geiſtergen
in denenſelben iſt
ein noͤthiges Stuͤcke der Gemuͤths-Ruhe/
und mehr als ein gemeiner Zierrath/ weil nicht
nur ein geſunder Menſche vermoͤgender iſt ſeiner
Gemuͤths-Ruhe als einer ruhigen Beluſtigung
beſſer zu genieſſen/ maſſen die Geſundheit ſelb-
ſten in einer ruhigen Bewegung beſtehet) und
anderer Leute Gemuͤther durch Liebes-Dienſte
an ſich zu ziehen/ und ſich mit ihnen zu vereini-
gen; ſondern auch der Manngel der Geſund-
heit
des Menſchen ſeine Gemuͤths-Ruhe zu wei-
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118.

Zwar ſo ferne die die Kranckheiten nur
eine dauerhaffte unordentliche Bewegung

des
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[107/0139] Gluͤckſeeligkeit des Menſchen. Menſchen nicht elende oder ungluͤcklich. Denn es ſey nun/ daß das Gemuͤthe durch den Tod nicht vernichtet werde (deſſen der Menſch durch eine die Vernunfft uͤberſteigende Vergewiſſe- rung verſichert wird) ſo wird auch durch den Tod die Gemuͤths-Ruhe nicht auffhoͤren/ oder aber daß mit dem Leibe zugleich die Seele ver- nichtiget werden ſolte/ ſo wuͤrde man doch von einer Sache die zu nichts worden/ nicht ſagen koͤnnen/ daß ſie unruhig ſey/ ſondern ich wuͤrde in dieſem Zuſtande von einem Menſchen ſagen muͤſſen/ daß er weder gluͤcklich noch ungluͤcklich ſey/ weil er auffgehoͤrt ein Menſch zu ſeyn. 117. Die Geſundheit des Menſchen oder die Gantzheit der Gliedmaſſen/ und die ge- woͤhnliche und ordentliche Bewegung des Ge- bluͤts und der Geiſtergen in denenſelben iſt ein noͤthiges Stuͤcke der Gemuͤths-Ruhe/ und mehr als ein gemeiner Zierrath/ weil nicht nur ein geſunder Menſche vermoͤgender iſt ſeiner Gemuͤths-Ruhe als einer ruhigen Beluſtigung beſſer zu genieſſen/ maſſen die Geſundheit ſelb- ſten in einer ruhigen Bewegung beſtehet) und anderer Leute Gemuͤther durch Liebes-Dienſte an ſich zu ziehen/ und ſich mit ihnen zu vereini- gen; ſondern auch der Manngel der Geſund- heit des Menſchen ſeine Gemuͤths-Ruhe zu wei- len ſtoͤren kan. 118. Zwar ſo ferne die die Kranckheiten nur eine dauerhaffte unordentliche Bewegung des

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_einleitungsittenlehre_1692/139>, abgerufen am 04.03.2025.