Thomasius, Christian: Von der Kunst Vernünfftig und Tugendhafft zu lieben. Halle (Saale), 1692.Glückseeligkeit des Menschen. ge Stücke der Gemüths-Ruhe seyn oder nicht/und welche unter jenen entweder die Gemüths- Ruhe dem Wesen oder der Vollkommenheit nach bestätigen. 92. Was erstlich das Reichthum anlanget/ 93. Hastu aber diesen Uberfluß nicht/ so darf- 94. Und also siehestu/ daß das Armuth nichts in G
Gluͤckſeeligkeit des Menſchen. ge Stuͤcke der Gemuͤths-Ruhe ſeyn oder nicht/und welche unter jenen entweder die Gemuͤths- Ruhe dem Weſen oder der Vollkommenheit nach beſtaͤtigen. 92. Was erſtlich das Reichthum anlanget/ 93. Haſtu aber dieſen Uberfluß nicht/ ſo darf- 94. Und alſo ſieheſtu/ daß das Armuth nichts in G
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0129" n="97"/><fw place="top" type="header">Gluͤckſeeligkeit des Menſchen.</fw><lb/><hi rendition="#fr">ge Stuͤcke der Gemuͤths-Ruhe ſeyn</hi> oder nicht/<lb/> und welche unter jenen entweder die Gemuͤths-<lb/> Ruhe <hi rendition="#fr">dem Weſen</hi> oder der <hi rendition="#fr">Vollkommenheit</hi><lb/> nach beſtaͤtigen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>92.</head> <p>Was erſtlich <hi rendition="#fr">das Reichthum</hi> anlanget/<lb/> ſo weiſet bald Anfangs die Beſchreibung deſſelbi-<lb/> gen/ weil es nichts anders als ein <hi rendition="#fr">Uberfluß des<lb/> Vermoͤgens</hi> iſt/ das ſolches ein bloſſer <hi rendition="#fr">Zierrath</hi><lb/> und kein weſentliches Stuͤcke der Gemuͤths-Ru-<lb/> he ſey. Was dir uͤberfluͤßig iſt/ damit kanſtu<lb/> andern deine Liebe bezeugen/ und je groͤſſer der <hi rendition="#fr">U</hi>-<lb/> berfluß iſt/ je mehr und an mehrern kanſtu dich<lb/> gutthaͤtig erweiſen/ und ſo weit iſt Reichthum ei-<lb/> ne Zierrath der groͤſten Gluͤckſeeligkeit.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>93.</head> <p>Haſtu aber dieſen Uberfluß nicht/ ſo darf-<lb/> ſtu deswegen in deinem Gemuͤthe nicht unruhig<lb/> ſeyn/ wenn du nur <hi rendition="#fr">genug vor dich</hi> haſt. Denn<lb/> haſtu keinen Uberfluß oder Reichthum/ ſo haſtu<lb/> auch deſtoweniger Sorge/ wie du dieſen Uberfluß<lb/> anwenden ſolleſt: Und wenn du gleich noch ſo<lb/><hi rendition="#fr">arm</hi> biſt/ kanſtu andern Menſchen doch durch dei-<lb/> nen Einrath und Exempel ihre Jrrthuͤmer beneh-<lb/> men/ und ſie von denen Jrrwegen ableiten/ wel-<lb/> cher Dienſt ja ſo gut und noch viel beſſer iſt/ als<lb/> wenn man einen Duͤrfftigen mit Gelde und<lb/> Reichthum aushilfft.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head>94.</head> <p>Und alſo ſieheſtu/ daß das <hi rendition="#fr">Armuth</hi> nichts<lb/> Boͤſes ſey/ weil es nur <hi rendition="#fr">ein Mangel des Uber-<lb/> fluſſes iſt.</hi> Wolteſtu gleich ſagen/ daß doch <hi rendition="#fr">das<lb/> aͤuſſerſte Armuth</hi> ein Ubel ſey/ weil daſſelbige<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G</fw><fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0129]
Gluͤckſeeligkeit des Menſchen.
ge Stuͤcke der Gemuͤths-Ruhe ſeyn oder nicht/
und welche unter jenen entweder die Gemuͤths-
Ruhe dem Weſen oder der Vollkommenheit
nach beſtaͤtigen.
92. Was erſtlich das Reichthum anlanget/
ſo weiſet bald Anfangs die Beſchreibung deſſelbi-
gen/ weil es nichts anders als ein Uberfluß des
Vermoͤgens iſt/ das ſolches ein bloſſer Zierrath
und kein weſentliches Stuͤcke der Gemuͤths-Ru-
he ſey. Was dir uͤberfluͤßig iſt/ damit kanſtu
andern deine Liebe bezeugen/ und je groͤſſer der U-
berfluß iſt/ je mehr und an mehrern kanſtu dich
gutthaͤtig erweiſen/ und ſo weit iſt Reichthum ei-
ne Zierrath der groͤſten Gluͤckſeeligkeit.
93. Haſtu aber dieſen Uberfluß nicht/ ſo darf-
ſtu deswegen in deinem Gemuͤthe nicht unruhig
ſeyn/ wenn du nur genug vor dich haſt. Denn
haſtu keinen Uberfluß oder Reichthum/ ſo haſtu
auch deſtoweniger Sorge/ wie du dieſen Uberfluß
anwenden ſolleſt: Und wenn du gleich noch ſo
arm biſt/ kanſtu andern Menſchen doch durch dei-
nen Einrath und Exempel ihre Jrrthuͤmer beneh-
men/ und ſie von denen Jrrwegen ableiten/ wel-
cher Dienſt ja ſo gut und noch viel beſſer iſt/ als
wenn man einen Duͤrfftigen mit Gelde und
Reichthum aushilfft.
94. Und alſo ſieheſtu/ daß das Armuth nichts
Boͤſes ſey/ weil es nur ein Mangel des Uber-
fluſſes iſt. Wolteſtu gleich ſagen/ daß doch das
aͤuſſerſte Armuth ein Ubel ſey/ weil daſſelbige
in
G
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |