Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690].Bald/ wenn man seine galanterie in conversation schen lassen Derowegen/ daß wir dereinst zum Schlusse kommen/ bin ich terie E 2
Bald/ wenn man ſeine galanterie in converſation ſchen laſſen Derowegen/ daß wir dereinſt zum Schluſſe kommen/ bin ich terie E 2
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Bald/ wenn man ſeine galanterie in converſation ſchen laſſen
wil/ vermeynet man nicht beſſer fortzukommen/ als wenn man
nur fein viel rede/ es moͤge ſich ſchicken/ wie es wolle/ oder wenn
man einem ieden in der Geſellſchafft contradicire/ und da kan es
denn nicht fehlen/ es muͤſſen manchmal galante fauten mit un-
terlauffen/ daß man zum Exempel aus Jtalien uͤber die Alpes zu
Waſſer reiſet/ daß man aus Spanien unmittelbar in Pohlen
koͤmmet/ daß man bey Soldaten von der Philoſophie, bey Ge-
lehrten von der Fortification, beym Frauenzimmer von ſeinen
Collegiis oder von der Metaphyſic ſchwatzet/ oder daß man die
gantze Geſellſchafft mit ſeinen galanten diſputiren verdrießlich
macht/ u.ſ.w. Jedoch es mangelt bey dem Frauenzim̄er auch nicht
an vielfaͤltig affectirter Galanterey? Wie manche ‒ ‒ ‒ Aber/
Meine Herren/ hier haͤlt meine Feder billig inne/ und erinnert
ſich des Reſpects/ welchen man dieſem artigen Geſchlecht ſchuldig
iſt. Man kan ihre Fehler wohl dencken und wiſſen/ aber man
muß ſie nicht ſagen/ vielweniger davon ſchreiben; Denn dadurch
wuͤrde man die Graͤntzen der Hoͤfligkeit uͤberſchreiten/ und die
Hochachtung/ mit der man ihnen allezeit begegnen ſoll/ hoͤchlich
beleidigen. Diſcret ſeyn iſt ein notbwendiges Stuͤcke der ga-
lanterie, und was wuͤrden wir alſo fuͤr Vortheil haben/ wenn
wir ihnen gleich in denen Stuͤcken/ worinnen ſie wider die Regeln
der Galanterie anſtoſſen/ die Warheit ſagten/ und doch eben in
ſelbigem Augenblicke wider dieſelbigen Geſetze ſuͤndigten. Wir
muͤſſen uns vielmehr befleißigen/ die uns anklebende vielfaͤltige
Maͤngel zu beſſern/ um Sie dadurch mit guter Art zu erinnern̄/
auch an die aͤnderung der ihrigen zu gedencken.
Derowegen/ daß wir dereinſt zum Schluſſe kommen/ bin ich
der Meinung/ daß wenn man ja denen Frantzoſen nachahmen
wil/ man ihnen hierinnen nachahmen ſolle/ daß man ſich auf hon-
néte, Gelehrſamkeit/ beauté d’eſprit, un bon gout und galan-
terie
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