Thomasius, Christian: Discours Welcher Gestalt man denen Frantzosen im gemeinen Leben und Wandel nachahmen solle. [Leipzig], [1690].keit/ mit dem was sie gelernet haben/ fort. Jch halte gäntzlich da- Un-
keit/ mit dem was ſie gelernet haben/ fort. Jch halte gaͤntzlich da- Un-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="22"/> keit/ mit dem was ſie gelernet haben/ fort. Jch halte gaͤntzlich da-<lb/> vor/ wann man dieſes nur mit wenigem verſuchte/ man wuͤrde gar-<lb/> bald einen mercklichen Vortheil daraus ſpuͤhren. Zum Exem-<lb/> pel: Wenn <hi rendition="#fr">ein Fuͤrſt im Reich</hi> von 18. oder 20. Jahren<lb/> nicht alleine gruͤndlich davon <hi rendition="#aq">raiſonni</hi>ren koͤnte: <hi rendition="#fr">Worinnen das<lb/> Amt eines Chriſtlichen und weiſen Fuͤrſten insgemein be-<lb/> ſtehe? Wie er zufoͤrderſt denen Goͤttlichen Geſetzen gehor-<lb/> ſame Pflicht zu leiſten ſchuldig? Wie weit ihn das natuͤrli-<lb/> che Recht gegen alle Menſchen verbinde? Was GOtt uͤber<lb/> dieſes in dem allgemeinen Sitten-Geſetz/ ſo er bald nach Er-<lb/> ſchaffung der Welt/ oder nach der Suͤndfluth dem gantzen<lb/> menſchlichen Geſchlechte</hi> <hi rendition="#aq">publici</hi><hi rendition="#fr">ret/ von ſelbigen erſordere?<lb/> Worinnen das Weſen und der Grund der wahren Chriſt-<lb/> chen Religion beſtehe? Wie das Kirchen-Regiment gefuͤh-<lb/> ret und der Kirchen-Friede erhalten werden muͤſſe? Wie<lb/> der Profan-Friede ſo wohl aͤußerlich als innerlich zu befeſti-<lb/> gen? Wie ein Fuͤrſt nach dem gemeinen Voͤlcker-Recht mit<lb/> andern Staaten und Republiqven umbgehen ſolle? Auff<lb/> was Art er das</hi> <hi rendition="#aq">Intereſſe</hi> <hi rendition="#fr">ſeiner Benachbarten beobachten<lb/> muͤſſe? Wie er bey Zeiten und im Frieden darauff bedacht<lb/> ſeyn ſolle/ daß er vor allen feindlichen Unfall ſicher ſeyn koͤn-<lb/> ne? Wie er ſcharffe Kriegs-</hi><hi rendition="#aq">diſciplin</hi> <hi rendition="#fr">ſolle halten/ dabene-<lb/> ben aber auch guten und richtigen Sold geben? Wel-<lb/> cher geſtalt und zu was Ende er ſich mit andern Fuͤrſten oh-<lb/> ne Schaden und mit Nutzen in Buͤndniſſe einlaſſen ſolle?<lb/> Wie die Unterthanen in guten Sitten auffzuziehen? Wie<lb/> nach derſelben</hi> <hi rendition="#aq">genio</hi> <hi rendition="#fr">oder ſonſt nach erheiſchender Noth-<lb/> durfft die</hi> <hi rendition="#aq">civil-</hi><hi rendition="#fr">Geſetze einzurichten? Wie weit dieſelbigen<lb/> zu</hi> <hi rendition="#aq">exeqvi</hi><hi rendition="#fr">ren oder in was maſſe ein Fuͤrſt ohne Gefahr dar-<lb/> innen</hi> <hi rendition="#aq">diſpenſi</hi><hi rendition="#fr">ren koͤnne? Wie ferne die Straffe zu min-<lb/> dern oder zu ſchaͤrffen? Was fuͤr Diener einem Fuͤrſten zu</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Un-</hi></fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0024]
keit/ mit dem was ſie gelernet haben/ fort. Jch halte gaͤntzlich da-
vor/ wann man dieſes nur mit wenigem verſuchte/ man wuͤrde gar-
bald einen mercklichen Vortheil daraus ſpuͤhren. Zum Exem-
pel: Wenn ein Fuͤrſt im Reich von 18. oder 20. Jahren
nicht alleine gruͤndlich davon raiſonniren koͤnte: Worinnen das
Amt eines Chriſtlichen und weiſen Fuͤrſten insgemein be-
ſtehe? Wie er zufoͤrderſt denen Goͤttlichen Geſetzen gehor-
ſame Pflicht zu leiſten ſchuldig? Wie weit ihn das natuͤrli-
che Recht gegen alle Menſchen verbinde? Was GOtt uͤber
dieſes in dem allgemeinen Sitten-Geſetz/ ſo er bald nach Er-
ſchaffung der Welt/ oder nach der Suͤndfluth dem gantzen
menſchlichen Geſchlechte publiciret/ von ſelbigen erſordere?
Worinnen das Weſen und der Grund der wahren Chriſt-
chen Religion beſtehe? Wie das Kirchen-Regiment gefuͤh-
ret und der Kirchen-Friede erhalten werden muͤſſe? Wie
der Profan-Friede ſo wohl aͤußerlich als innerlich zu befeſti-
gen? Wie ein Fuͤrſt nach dem gemeinen Voͤlcker-Recht mit
andern Staaten und Republiqven umbgehen ſolle? Auff
was Art er das Intereſſe ſeiner Benachbarten beobachten
muͤſſe? Wie er bey Zeiten und im Frieden darauff bedacht
ſeyn ſolle/ daß er vor allen feindlichen Unfall ſicher ſeyn koͤn-
ne? Wie er ſcharffe Kriegs-diſciplin ſolle halten/ dabene-
ben aber auch guten und richtigen Sold geben? Wel-
cher geſtalt und zu was Ende er ſich mit andern Fuͤrſten oh-
ne Schaden und mit Nutzen in Buͤndniſſe einlaſſen ſolle?
Wie die Unterthanen in guten Sitten auffzuziehen? Wie
nach derſelben genio oder ſonſt nach erheiſchender Noth-
durfft die civil-Geſetze einzurichten? Wie weit dieſelbigen
zu exeqviren oder in was maſſe ein Fuͤrſt ohne Gefahr dar-
innen diſpenſiren koͤnne? Wie ferne die Straffe zu min-
dern oder zu ſchaͤrffen? Was fuͤr Diener einem Fuͤrſten zu
Un-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |