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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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der Warheit nachzudencken.
nur gewiß einbilden/ daß/ so lange als ich mei-
nen Verstand und Willen nicht ausgebessert
habe/ sondern annoch gleichsam in praejudiciis
stecke/ oder doch zum wenigsten mich von der an-
klebenden Unvollkommenheit nicht entlediget ha-
be/ ich eine grosse praecipitanz begehen würde/
wenn ich mich göttlicher Offenbahrung würdig
schätzen wolte; Ja weil ich noch nicht in den Zu-
stand bin/ daß ich das Kennzeichen/ ob eine
Offenbahrung göttlich sey/ oder von einen an-
dern principio herkomme/ bey mir empfinde/
so würde ich mich augenscheinlich in Gefahr
setzen/ in diesem Stück von dem Teuffel/ oder
von denen ich solche Kunst lernen will/ hinter-
gangen zu werden.

129. Zu geschweigen/ daß etliche von diesen
Künsten ausdrücklich einen Menschen erfor-
dern-der über seine affecten allbereit tri-
umphiret
hat/ als wie die Geomantie, der-
gleichen der/ so der Warheit oder Weißheit
nachzutrachten anfänget/ von sich nicht sagen
kan. Denn wenn er dieses praestiren könte/
hätte er seine Studia allbereit absolviret.

130. So zeiget auch die Kirchen-Historie,
daß dergleichen Künste/ so ferne sie von GOtt
kommen/ von denen Menschen nicht müssen

be-

der Warheit nachzudencken.
nur gewiß einbilden/ daß/ ſo lange als ich mei-
nen Verſtand und Willen nicht ausgebeſſert
habe/ ſondern annoch gleichſam in præjudiciis
ſtecke/ odeꝛ doch zum wenigſten mich von deꝛ an-
klebenden Unvollkom̃enheit nicht entlediget ha-
be/ ich eine groſſe præcipitanz begehẽ wuͤrde/
weñ ich mich goͤttlicher Offenbahrung wuͤrdig
ſchaͤtzen wolte; Ja weil ich noch nicht in den Zu-
ſtand bin/ daß ich das Kennzeichen/ ob eine
Offenbahrung goͤttlich ſey/ oder von einen an-
dern principio herkomme/ bey mir empfinde/
ſo wuͤrde ich mich augenſcheinlich in Gefahr
ſetzen/ in dieſem Stuͤck von dem Teuffel/ oder
von denen ich ſolche Kunſt lernen will/ hinter-
gangen zu werden.

129. Zu geſchweigen/ daß etliche von dieſen
Kuͤnſten ausdruͤcklich einen Menſchen erfor-
dern-der uͤber ſeine affecten allbereit tri-
umphiret
hat/ als wie die Geomantie, der-
gleichen der/ ſo der Warheit oder Weißheit
nachzutrachten anfaͤnget/ von ſich nicht ſagen
kan. Denn wenn er dieſes præſtiren koͤnte/
haͤtte er ſeine Studia allbereit abſolviret.

130. So zeiget auch die Kirchen-Hiſtorie,
daß dergleichen Kuͤnſte/ ſo ferne ſie von GOtt
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[63/0089] der Warheit nachzudencken. nur gewiß einbilden/ daß/ ſo lange als ich mei- nen Verſtand und Willen nicht ausgebeſſert habe/ ſondern annoch gleichſam in præjudiciis ſtecke/ odeꝛ doch zum wenigſten mich von deꝛ an- klebenden Unvollkom̃enheit nicht entlediget ha- be/ ich eine groſſe præcipitanz begehẽ wuͤrde/ weñ ich mich goͤttlicher Offenbahrung wuͤrdig ſchaͤtzen wolte; Ja weil ich noch nicht in den Zu- ſtand bin/ daß ich das Kennzeichen/ ob eine Offenbahrung goͤttlich ſey/ oder von einen an- dern principio herkomme/ bey mir empfinde/ ſo wuͤrde ich mich augenſcheinlich in Gefahr ſetzen/ in dieſem Stuͤck von dem Teuffel/ oder von denen ich ſolche Kunſt lernen will/ hinter- gangen zu werden. 129. Zu geſchweigen/ daß etliche von dieſen Kuͤnſten ausdruͤcklich einen Menſchen erfor- dern-der uͤber ſeine affecten allbereit tri- umphiret hat/ als wie die Geomantie, der- gleichen der/ ſo der Warheit oder Weißheit nachzutrachten anfaͤnget/ von ſich nicht ſagen kan. Denn wenn er dieſes præſtiren koͤnte/ haͤtte er ſeine Studia allbereit abſolviret. 130. So zeiget auch die Kirchen-Hiſtorie, daß dergleichen Kuͤnſte/ ſo ferne ſie von GOtt kommen/ von denen Menſchen nicht muͤſſen be-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/89>, abgerufen am 22.11.2024.