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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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von anderer Meinungen zu urtheilen.
Mangel des Beruffs anbelanget/ darauff
haben wir allbereit oben beym Anfang des an-
dern Capitels weitläufftig geantwortet.

18. Endlich ist dieses auch eine grosse Unver-
nunfft/ wenn man vermeinet/ ein Mensch der
in einer Facultät oder Disciplin promoviret
hätte/ habe dadurch einen Beruff erlanget
über den er nicht schreiten dürffte. Denn es ist
ja leider offenbahr/ daß dergleichen Promotion
nicht mit dem geringsten Grunde für einen
göttlichen Beruff ausgegeben werden kön-
ne/ sondern fast durchgehends ich wil nicht sagen
dem leidigen Gelde/ sondern nur menschlicher
Willkühr zugeschrieben werden müsse/ die dan-
nenhero sich selbst kein Gesetze geben kan/ zu-
mahlen da es ja niemand verboten ist/ in allen
vier Facultäten zu promoviren/ ausser daß man
einen solchen Menschen etwan für nicht gar zu
gescheide halten möchte/ daß er sein Geld ohn-
nützlich und ohne Noth verschleuderte.

19. Aus diesen aber folget hinwiederumb/
daß du dich hüten solst von einer Schrifft nicht
zu urtheilen/ wenn du noch ein Schüler in
derselben
Disciplin bist; Denn so lange du
in diesem Zustande bist/ solstu lernen und nicht
lehren. Einem Lehrer kömmt es eigentlich zu

von

von anderer Meinungen zu urtheilen.
Mangel des Beruffs anbelanget/ darauff
haben wir allbereit oben beym Anfang des an-
dern Capitels weitlaͤufftig geantwortet.

18. Endlich iſt dieſes auch eine groſſe Unver-
nunfft/ wenn man vermeinet/ ein Menſch der
in einer Facultaͤt oder Diſciplin promoviret
haͤtte/ habe dadurch einen Beruff erlanget
uͤber den er nicht ſchreiten duͤrffte. Denn es iſt
ja leider offenbahr/ daß dergleichen Promotion
nicht mit dem geringſten Grunde fuͤr einen
goͤttlichen Beruff ausgegeben werden koͤn-
ne/ ſondern faſt durchgehends ich wil nicht ſagen
dem leidigen Gelde/ ſondern nur menſchlicher
Willkuͤhr zugeſchrieben werden muͤſſe/ die dan-
nenhero ſich ſelbſt kein Geſetze geben kan/ zu-
mahlen da es ja niemand verboten iſt/ in allen
vier Facultaͤten zu promoviren/ auſſer daß man
einen ſolchen Menſchen etwan fuͤr nicht gar zu
geſcheide halten moͤchte/ daß er ſein Geld ohn-
nuͤtzlich und ohne Noth verſchleuderte.

19. Aus dieſen aber folget hinwiederumb/
daß du dich huͤten ſolſt von einer Schrifft nicht
zu urtheilen/ wenn du noch ein Schuͤler in
derſelben
Diſciplin biſt; Denn ſo lange du
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[239/0265] von anderer Meinungen zu urtheilen. Mangel des Beruffs anbelanget/ darauff haben wir allbereit oben beym Anfang des an- dern Capitels weitlaͤufftig geantwortet. 18. Endlich iſt dieſes auch eine groſſe Unver- nunfft/ wenn man vermeinet/ ein Menſch der in einer Facultaͤt oder Diſciplin promoviret haͤtte/ habe dadurch einen Beruff erlanget uͤber den er nicht ſchreiten duͤrffte. Denn es iſt ja leider offenbahr/ daß dergleichen Promotion nicht mit dem geringſten Grunde fuͤr einen goͤttlichen Beruff ausgegeben werden koͤn- ne/ ſondern faſt durchgehends ich wil nicht ſagen dem leidigen Gelde/ ſondern nur menſchlicher Willkuͤhr zugeſchrieben werden muͤſſe/ die dan- nenhero ſich ſelbſt kein Geſetze geben kan/ zu- mahlen da es ja niemand verboten iſt/ in allen vier Facultaͤten zu promoviren/ auſſer daß man einen ſolchen Menſchen etwan fuͤr nicht gar zu geſcheide halten moͤchte/ daß er ſein Geld ohn- nuͤtzlich und ohne Noth verſchleuderte. 19. Aus dieſen aber folget hinwiederumb/ daß du dich huͤten ſolſt von einer Schrifft nicht zu urtheilen/ wenn du noch ein Schuͤler in derſelben Diſciplin biſt; Denn ſo lange du in dieſem Zuſtande biſt/ ſolſtu lernen und nicht lehren. Einem Lehrer koͤmmt es eigentlich zu von

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/265>, abgerufen am 26.11.2024.