Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

Bild:
<< vorherige Seite

andere zu verstehen.
sich etwas bedinget oder verlassen haben wil.
Welche Regel zwar nicht denen obigen Regeln
zuwider ist/ gleichwohl aber auch so offenbahrlich
nicht daraus kan hergeleitet werden.

156. Bey dieser Bewandniß aber siehestu/
daß dergleichen Regeln nicht hieher zur Lo-
gic
und zur Vernunfft-Lehre gehören/ sondern
der Jurisprudenz eigen seyn/ und aus dersel-
ben gelernet werden müssen.

157. Du siehest aber auch/ daß sie nicht unter
die falsche Regeln gehören/ weil die falschen Re-
geln diejenigen seyn/ die weder in dem Verstan-
de noch in denen Gesetzen gegründet/ sondern
beyden zuwider sind.

158. Gleichwohl aber kan der Mißbrauch
derselben verschaffen/ daß sie aus vernünfftigen
Regeln unvernünfftige werden/ wenn man sich
nemlich derselben als regularum interpretandi
communium
ausser denen Testamenten und
Contracten/ oder in Auslegung derer Testa-
mente oder Contracte solcher Personen/ die
demjenigen/ der diese Regeln gegeben/ nicht un-
terworffen sind/ bedienet/ welches beydes nichts
neues ist/ sondern gar offte vorzukommen pfleget.

159. Endlich so hüte dich auch/ daß du dir es
nicht sauer werden lässest in Auslegung sol-

cher
P 3

andere zu verſtehen.
ſich etwas bedinget oder verlaſſen haben wil.
Welche Regel zwar nicht denen obigen Regeln
zuwider iſt/ gleichwohl aber auch ſo offenbahrlich
nicht daraus kan hergeleitet werden.

156. Bey dieſer Bewandniß aber ſieheſtu/
daß dergleichen Regeln nicht hieher zur Lo-
gic
und zur Vernunfft-Lehre gehoͤren/ ſondern
der Jurisprudenz eigen ſeyn/ und aus derſel-
ben gelernet werden muͤſſen.

157. Du ſieheſt aber auch/ daß ſie nicht unter
die falſche Regeln gehoͤren/ weil die falſchen Re-
geln diejenigen ſeyn/ die weder in dem Verſtan-
de noch in denen Geſetzen gegruͤndet/ ſondern
beyden zuwider ſind.

158. Gleichwohl aber kan der Mißbrauch
derſelben verſchaffen/ daß ſie aus vernuͤnfftigen
Regeln unvernuͤnfftige werden/ wenn man ſich
nemlich derſelben als regularum interpretandi
communium
auſſer denen Teſtamenten und
Contracten/ oder in Auslegung derer Teſta-
mente oder Contracte ſolcher Perſonen/ die
demjenigen/ der dieſe Regeln gegeben/ nicht un-
terworffen ſind/ bedienet/ welches beydes nichts
neues iſt/ ſondern gar offte vorzukom̃en pfleget.

159. Endlich ſo huͤte dich auch/ daß du dir es
nicht ſauer werden laͤſſeſt in Auslegung ſol-

cher
P 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0255" n="229"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">andere zu ver&#x017F;tehen.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich etwas bedinget oder verla&#x017F;&#x017F;en haben wil.<lb/>
Welche Regel zwar nicht denen obigen Regeln<lb/>
zuwider i&#x017F;t/ gleichwohl aber auch &#x017F;o offenbahrlich<lb/>
nicht daraus kan hergeleitet werden.</p><lb/>
        <p>156. Bey die&#x017F;er Bewandniß aber &#x017F;iehe&#x017F;tu/<lb/>
daß <hi rendition="#fr">dergleichen Regeln</hi> nicht hieher zur <hi rendition="#aq">Lo-<lb/>
gic</hi> und zur Vernunfft-Lehre geho&#x0364;ren/ &#x017F;ondern<lb/>
der <hi rendition="#aq">Jurisprudenz</hi> eigen &#x017F;eyn/ und aus der&#x017F;el-<lb/>
ben gelernet werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>157. Du &#x017F;iehe&#x017F;t aber auch/ daß &#x017F;ie nicht unter<lb/>
die <hi rendition="#fr">fal&#x017F;che Regeln</hi> geho&#x0364;ren/ weil die fal&#x017F;chen Re-<lb/>
geln diejenigen &#x017F;eyn/ die weder in dem Ver&#x017F;tan-<lb/>
de noch in denen Ge&#x017F;etzen gegru&#x0364;ndet/ &#x017F;ondern<lb/>
beyden zuwider &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>158. Gleichwohl aber kan der <hi rendition="#fr">Mißbrauch</hi><lb/>
der&#x017F;elben ver&#x017F;chaffen/ daß &#x017F;ie aus vernu&#x0364;nfftigen<lb/>
Regeln unvernu&#x0364;nfftige werden/ wenn man &#x017F;ich<lb/>
nemlich der&#x017F;elben als <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">regularum interpretandi<lb/>
communium</hi></hi> au&#x017F;&#x017F;er denen Te&#x017F;tamenten und<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Contract</hi></hi>en/ oder in Auslegung derer Te&#x017F;ta-<lb/>
mente oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Contracte</hi></hi> &#x017F;olcher Per&#x017F;onen/ die<lb/>
demjenigen/ der die&#x017F;e Regeln gegeben/ nicht un-<lb/>
terworffen &#x017F;ind/ bedienet/ welches beydes nichts<lb/>
neues i&#x017F;t/ &#x017F;ondern gar offte vorzukom&#x0303;en pfleget.</p><lb/>
        <p>159. Endlich &#x017F;o hu&#x0364;te dich auch/ daß du dir es<lb/>
nicht &#x017F;auer werden la&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t in <hi rendition="#fr">Auslegung &#x017F;ol-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">P</hi> 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">cher</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[229/0255] andere zu verſtehen. ſich etwas bedinget oder verlaſſen haben wil. Welche Regel zwar nicht denen obigen Regeln zuwider iſt/ gleichwohl aber auch ſo offenbahrlich nicht daraus kan hergeleitet werden. 156. Bey dieſer Bewandniß aber ſieheſtu/ daß dergleichen Regeln nicht hieher zur Lo- gic und zur Vernunfft-Lehre gehoͤren/ ſondern der Jurisprudenz eigen ſeyn/ und aus derſel- ben gelernet werden muͤſſen. 157. Du ſieheſt aber auch/ daß ſie nicht unter die falſche Regeln gehoͤren/ weil die falſchen Re- geln diejenigen ſeyn/ die weder in dem Verſtan- de noch in denen Geſetzen gegruͤndet/ ſondern beyden zuwider ſind. 158. Gleichwohl aber kan der Mißbrauch derſelben verſchaffen/ daß ſie aus vernuͤnfftigen Regeln unvernuͤnfftige werden/ wenn man ſich nemlich derſelben als regularum interpretandi communium auſſer denen Teſtamenten und Contracten/ oder in Auslegung derer Teſta- mente oder Contracte ſolcher Perſonen/ die demjenigen/ der dieſe Regeln gegeben/ nicht un- terworffen ſind/ bedienet/ welches beydes nichts neues iſt/ ſondern gar offte vorzukom̃en pfleget. 159. Endlich ſo huͤte dich auch/ daß du dir es nicht ſauer werden laͤſſeſt in Auslegung ſol- cher P 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/255
Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/255>, abgerufen am 27.11.2024.