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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 3. H. von der Geschickligkeit
bruchs beschuldiget worden/ keinen Knecht im
Testament frey lassen könne/ weil gemeinig-
lich die leibeignen Knechte Kuppler sind/
und von dem Ehebruch Wissenschafft ha-
ben/
so scheinet es wohl/ das dieses Gesetz den-
jenigen Knecht nichts angehe/ der etliche Jahr
sich an einen andern Orth auffgehalten/

und von dem angeschuldigten Ehebruch nichts
wissen können. Nichts destoweniger muß die-
se Auslegung passen/ wenn der Gesetzgeber
spricht/ daß man das Gesetze auch von diesem
Kerl verstehen solle.

90. Gleicherweise könen wir auch wohl in
Auslegung gelehrter Schrifften raisoniren,
was für conseqventien daraus folgen/ und
dem Autori dieselben beymessen/ daß er diesel-
ben vermöge seines Grundsatzes ebenmäßig
behaupten müsse. Wenn er aber wider diese
conseqventien protestiret, daß er damit
nichts zu thun haben wolle/ und seine Mei-
nung anders erkläret/ müssen wir ihn mit
frieden lassen/ ob wir gleich nicht begreiffen/
wie diese conseqventien nicht aus dem Grund-
satze folgen solten/ auch eines und das andere
wieder seine Erklärung zu sagen haben/ wenn
diese nur nicht gantz offenbahrlich/ und daß es

alle

Das 3. H. von der Geſchickligkeit
bruchs beſchuldiget worden/ keinen Knecht im
Teſtament frey laſſen koͤnne/ weil gemeinig-
lich die leibeignen Knechte Kuppler ſind/
und von dem Ehebruch Wiſſenſchafft ha-
ben/
ſo ſcheinet es wohl/ das dieſes Geſetz den-
jenigen Knecht nichts angehe/ der etliche Jahr
ſich an einen andern Orth auffgehalten/

und von dem angeſchuldigten Ehebruch nichts
wiſſen koͤnnen. Nichts deſtoweniger muß die-
ſe Auslegung paſſen/ wenn der Geſetzgeber
ſpricht/ daß man das Geſetze auch von dieſem
Kerl verſtehen ſolle.

90. Gleicherweiſe koͤnen wir auch wohl in
Auslegung gelehrter Schrifften raiſoniren,
was fuͤr conſeqventien daraus folgen/ und
dem Autori dieſelben beymeſſen/ daß er dieſel-
ben vermoͤge ſeines Grundſatzes ebenmaͤßig
behaupten muͤſſe. Wenn er aber wider dieſe
conſeqventien proteſtiret, daß er damit
nichts zu thun haben wolle/ und ſeine Mei-
nung anders erklaͤret/ muͤſſen wir ihn mit
frieden laſſen/ ob wir gleich nicht begreiffen/
wie dieſe conſeqventien nicht aus dem Grund-
ſatze folgen ſolten/ auch eines und das andere
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[198/0224] Das 3. H. von der Geſchickligkeit bruchs beſchuldiget worden/ keinen Knecht im Teſtament frey laſſen koͤnne/ weil gemeinig- lich die leibeignen Knechte Kuppler ſind/ und von dem Ehebruch Wiſſenſchafft ha- ben/ ſo ſcheinet es wohl/ das dieſes Geſetz den- jenigen Knecht nichts angehe/ der etliche Jahr ſich an einen andern Orth auffgehalten/ und von dem angeſchuldigten Ehebruch nichts wiſſen koͤnnen. Nichts deſtoweniger muß die- ſe Auslegung paſſen/ wenn der Geſetzgeber ſpricht/ daß man das Geſetze auch von dieſem Kerl verſtehen ſolle. 90. Gleicherweiſe koͤnen wir auch wohl in Auslegung gelehrter Schrifften raiſoniren, was fuͤr conſeqventien daraus folgen/ und dem Autori dieſelben beymeſſen/ daß er dieſel- ben vermoͤge ſeines Grundſatzes ebenmaͤßig behaupten muͤſſe. Wenn er aber wider dieſe conſeqventien proteſtiret, daß er damit nichts zu thun haben wolle/ und ſeine Mei- nung anders erklaͤret/ muͤſſen wir ihn mit frieden laſſen/ ob wir gleich nicht begreiffen/ wie dieſe conſeqventien nicht aus dem Grund- ſatze folgen ſolten/ auch eines und das andere wieder ſeine Erklaͤrung zu ſagen haben/ wenn dieſe nur nicht gantz offenbahrlich/ und daß es alle

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/224>, abgerufen am 22.11.2024.