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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 3. H. von der Geschickligkeit
theils weil es zum öfftern geschiehet/ daß wenn
die Worte vieldeutig sind/ man für eine jede
von diesen vieldeutigen Auslegungen ein ver-
nünfftige Muthmassung
anführen kan/ und
alle Kräffte seines Verstandes anstrecken muß
zubegreiffen/ welche Auslegung wahrschein-
licher sey/ ja zu weilen nach langer Uberle-
gung bekennen müsse/ daß man nichts de-
terminir
en könne/ sondern die Sache in
Zweiffel lassen müsse.

59. Dieses mit einem Exempel zubestär-
cken/ wollen wir eines aus der Grichischen
Historie oder Fabel nehmen. Als Paris und
Menelaus um die Helenam fechten wolten/
hatten sie die Bedingnüs gemacht/ daß wer den
andern überwinden würde/ der solte die He-
lenam
haben. Kurtz aber vor dem Streit
wurde diese condition auff folgende weise wie-
derhohlet/ daß der/ so den andern umbringen
würde/ die Helenam haben solte. Als es nun
zum Gefechte kahme/ und Paris sahe/ daß er
nicht auskommen konte/ lief er darvon/ und
ließ dem andern das Feld. Menelaus wolte
haben/ die Richter solten ihm die Helenam
zusprechen/ weil er den Paris überwunden
hätte; Paris protestirete/ weil er noch lebete/

und

Das 3. H. von der Geſchickligkeit
theils weil es zum oͤfftern geſchiehet/ daß wenn
die Worte vieldeutig ſind/ man fuͤr eine jede
von dieſen vieldeutigen Auslegungen ein ver-
nuͤnfftige Muthmaſſung
anfuͤhren kan/ und
alle Kraͤffte ſeines Verſtandes anſtrecken muß
zubegreiffen/ welche Auslegung wahrſchein-
licher ſey/ ja zu weilen nach langer Uberle-
gung bekennen muͤſſe/ daß man nichts de-
terminir
en koͤnne/ ſondern die Sache in
Zweiffel laſſen muͤſſe.

59. Dieſes mit einem Exempel zubeſtaͤr-
cken/ wollen wir eines aus der Grichiſchen
Hiſtorie oder Fabel nehmen. Als Paris und
Menelaus um die Helenam fechten wolten/
hatten ſie die Bedingnuͤs gemacht/ daß wer den
andern uͤberwinden wuͤrde/ der ſolte die He-
lenam
haben. Kurtz aber vor dem Streit
wurde dieſe condition auff folgende weiſe wie-
derhohlet/ daß der/ ſo den andern umbringen
wuͤrde/ die Helenam haben ſolte. Als es nun
zum Gefechte kahme/ und Paris ſahe/ daß er
nicht auskommen konte/ lief er darvon/ und
ließ dem andern das Feld. Menelaus wolte
haben/ die Richter ſolten ihm die Helenam
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[176/0202] Das 3. H. von der Geſchickligkeit theils weil es zum oͤfftern geſchiehet/ daß wenn die Worte vieldeutig ſind/ man fuͤr eine jede von dieſen vieldeutigen Auslegungen ein ver- nuͤnfftige Muthmaſſung anfuͤhren kan/ und alle Kraͤffte ſeines Verſtandes anſtrecken muß zubegreiffen/ welche Auslegung wahrſchein- licher ſey/ ja zu weilen nach langer Uberle- gung bekennen muͤſſe/ daß man nichts de- terminiren koͤnne/ ſondern die Sache in Zweiffel laſſen muͤſſe. 59. Dieſes mit einem Exempel zubeſtaͤr- cken/ wollen wir eines aus der Grichiſchen Hiſtorie oder Fabel nehmen. Als Paris und Menelaus um die Helenam fechten wolten/ hatten ſie die Bedingnuͤs gemacht/ daß wer den andern uͤberwinden wuͤrde/ der ſolte die He- lenam haben. Kurtz aber vor dem Streit wurde dieſe condition auff folgende weiſe wie- derhohlet/ daß der/ ſo den andern umbringen wuͤrde/ die Helenam haben ſolte. Als es nun zum Gefechte kahme/ und Paris ſahe/ daß er nicht auskommen konte/ lief er darvon/ und ließ dem andern das Feld. Menelaus wolte haben/ die Richter ſolten ihm die Helenam zuſprechen/ weil er den Paris uͤberwunden haͤtte; Paris proteſtirete/ weil er noch lebete/ und

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/202>, abgerufen am 22.11.2024.