Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].andere zu verstehen. 45. (2.) Wenn man aus unzeitiger Sin- 46. (3.) Wenn man sich fremder Wör- mahl
andere zu verſtehen. 45. (2.) Wenn man aus unzeitiger Sin- 46. (3.) Wenn man ſich fremder Woͤr- mahl
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0195" n="169"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">andere zu verſtehen.</hi> </fw><lb/> <p>45. (2.) Wenn man aus unzeitiger <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Sin-<lb/> gulari</hi></hi>taͤt <hi rendition="#fr">neue</hi> Worte macht/ das iſt/ wenn<lb/> man entweder von dem gemeinen Gebrauch<lb/> abweichet/ z. e. wenn einer durch die <hi rendition="#fr">Edel-<lb/> geſteine Muͤhlſteine/</hi> u. ſ. w. verſtuͤnde/ oder<lb/> machte aus allzugroſſer Zaͤrtligkeit neue Woͤr-<lb/> ter/ wie viele von unſern Hochteutſchen thun/<lb/> z. e. <hi rendition="#fr">Hertzens-Schluͤſſel fuͤr</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">clavicordium,</hi></hi><lb/><hi rendition="#fr">Tageleuchter</hi> fuͤr Fenſter/ <hi rendition="#fr">Jungfer-Zwin-<lb/> ger</hi> fuͤr Nonnen Cloſter/ <hi rendition="#fr">Opffer-Tiſch</hi> fuͤr<lb/> Altar/ <hi rendition="#fr">Ertz Koͤnig</hi> fuͤr Kayſer/ <hi rendition="#fr">Luſt wan-<lb/> deln</hi> fuͤr ſpatzieren gehen. Und man faͤnde<lb/> in einem Buche: Der <hi rendition="#fr">Ertz-Koͤnig/</hi> weil er<lb/> aus ſeinem <hi rendition="#fr">Tage-Leuchter</hi> geſehen/ daß die<lb/> Sonne ſehr lieblich ſchiene/ <hi rendition="#fr">Luſt wandelte</hi><lb/> er in einen nahgelegenen <hi rendition="#fr">Jungfer-Zwin-<lb/> ger/</hi> und thate daſelbſt ſein Gebet fuͤr dem<lb/><hi rendition="#fr">Opffer-Tiſch.</hi></p><lb/> <p>46. (3.) Wenn man ſich <hi rendition="#fr">fremder Woͤr-<lb/> ter</hi> bedienet/ die in anderer Sprache wenigen<lb/> bekant ſind/ zumahl wenn es <hi rendition="#fr">Kunſt-Woͤrter</hi><lb/> ſind. Als wenn man ſagt: Eine Frau ſolle<lb/> dem <hi rendition="#aq">SCto Vellejano <hi rendition="#i">renunci</hi></hi>ren. Dieſes<lb/> Ding hat mich ſehr <hi rendition="#aq">echauffi</hi>rt. Zu geſchwei-<lb/> gen wenn man aus Unverſtand und allzu-<lb/> groſſer <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">affectation</hi></hi> ſolche Woͤrter nicht ein-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">mahl</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0195]
andere zu verſtehen.
45. (2.) Wenn man aus unzeitiger Sin-
gularitaͤt neue Worte macht/ das iſt/ wenn
man entweder von dem gemeinen Gebrauch
abweichet/ z. e. wenn einer durch die Edel-
geſteine Muͤhlſteine/ u. ſ. w. verſtuͤnde/ oder
machte aus allzugroſſer Zaͤrtligkeit neue Woͤr-
ter/ wie viele von unſern Hochteutſchen thun/
z. e. Hertzens-Schluͤſſel fuͤr clavicordium,
Tageleuchter fuͤr Fenſter/ Jungfer-Zwin-
ger fuͤr Nonnen Cloſter/ Opffer-Tiſch fuͤr
Altar/ Ertz Koͤnig fuͤr Kayſer/ Luſt wan-
deln fuͤr ſpatzieren gehen. Und man faͤnde
in einem Buche: Der Ertz-Koͤnig/ weil er
aus ſeinem Tage-Leuchter geſehen/ daß die
Sonne ſehr lieblich ſchiene/ Luſt wandelte
er in einen nahgelegenen Jungfer-Zwin-
ger/ und thate daſelbſt ſein Gebet fuͤr dem
Opffer-Tiſch.
46. (3.) Wenn man ſich fremder Woͤr-
ter bedienet/ die in anderer Sprache wenigen
bekant ſind/ zumahl wenn es Kunſt-Woͤrter
ſind. Als wenn man ſagt: Eine Frau ſolle
dem SCto Vellejano renunciren. Dieſes
Ding hat mich ſehr echauffirt. Zu geſchwei-
gen wenn man aus Unverſtand und allzu-
groſſer affectation ſolche Woͤrter nicht ein-
mahl
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |