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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andere zu verstehen.
denen Tugenden eines guten Zuhörers et-
was reden/ nachdem wir im vorhergehenden
Capitel von denen Tugenden eines Lehrers
gemeldet/ und zwar dißfals sonderlich dreyer-
ley recommendiret, die Deutligkeit/ Treu
und Freundligkeit.

7. Diese drey Tugenden eines Lehrers zie-
len zwar dahin/ andere drey Tugenden bey
denen Zuhörern zu erwecken/ ohne welche
niemand geschickt wird seyn/ etwas tüchtiges
zu lernen. Denn mit seiner Deutligkeit
bemühet sich ein Lehrer/ seinen Zuhörer at-
tent
zu machen/ mit seiner Treue will er es
dahin bringen/ daß der Zuhörer ein Vertrau-
en
zu ihn kriege/ mit seiner Freundligkeit su-
chet er des Zuhörers Liebe zu erwecken; Je-
doch muß der Zuhörer auch das seinige dar-
bey thun/
daß er diese attention, dieses Ver-
trauen und diese Liebe befördere/ und nicht
muthwillig verhindere.

8. Denn wenn der Lehrer noch so sehr sich
angelegen seyn läst/ seinen Zuhörern die Weiß-
heit beyzubringen/ sie wollen aber selbst
nicht mit helffen/
oder widerstreben freywil-
lig/ so wird so wenig ein erwünschter Zweck
zu hoffen seyn/ als wenn man sichs noch so sau-

er

andere zu verſtehen.
denen Tugenden eines guten Zuhoͤrers et-
was reden/ nachdem wir im vorhergehenden
Capitel von denen Tugenden eines Lehrers
gemeldet/ und zwar dißfals ſonderlich dreyer-
ley recommendiret, die Deutligkeit/ Treu
und Freundligkeit.

7. Dieſe drey Tugenden eines Lehrers zie-
len zwar dahin/ andere drey Tugenden bey
denen Zuhoͤrern zu erwecken/ ohne welche
niemand geſchickt wird ſeyn/ etwas tuͤchtiges
zu lernen. Denn mit ſeiner Deutligkeit
bemuͤhet ſich ein Lehrer/ ſeinen Zuhoͤrer at-
tent
zu machen/ mit ſeiner Treue will er es
dahin bringen/ daß der Zuhoͤrer ein Vertrau-
en
zu ihn kriege/ mit ſeiner Freundligkeit ſu-
chet er des Zuhoͤrers Liebe zu erwecken; Je-
doch muß der Zuhoͤrer auch das ſeinige dar-
bey thun/
daß er dieſe attention, dieſes Ver-
trauen und dieſe Liebe befoͤrdere/ und nicht
muthwillig verhindere.

8. Denn wenn der Lehrer noch ſo ſehr ſich
angelegen ſeyn laͤſt/ ſeinen Zuhoͤrern die Weiß-
heit beyzubringen/ ſie wollen aber ſelbſt
nicht mit helffen/
oder widerſtreben freywil-
lig/ ſo wird ſo wenig ein erwuͤnſchter Zweck
zu hoffen ſeyn/ als wenn man ſichs noch ſo ſau-

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[157/0183] andere zu verſtehen. denen Tugenden eines guten Zuhoͤrers et- was reden/ nachdem wir im vorhergehenden Capitel von denen Tugenden eines Lehrers gemeldet/ und zwar dißfals ſonderlich dreyer- ley recommendiret, die Deutligkeit/ Treu und Freundligkeit. 7. Dieſe drey Tugenden eines Lehrers zie- len zwar dahin/ andere drey Tugenden bey denen Zuhoͤrern zu erwecken/ ohne welche niemand geſchickt wird ſeyn/ etwas tuͤchtiges zu lernen. Denn mit ſeiner Deutligkeit bemuͤhet ſich ein Lehrer/ ſeinen Zuhoͤrer at- tent zu machen/ mit ſeiner Treue will er es dahin bringen/ daß der Zuhoͤrer ein Vertrau- en zu ihn kriege/ mit ſeiner Freundligkeit ſu- chet er des Zuhoͤrers Liebe zu erwecken; Je- doch muß der Zuhoͤrer auch das ſeinige dar- bey thun/ daß er dieſe attention, dieſes Ver- trauen und dieſe Liebe befoͤrdere/ und nicht muthwillig verhindere. 8. Denn wenn der Lehrer noch ſo ſehr ſich angelegen ſeyn laͤſt/ ſeinen Zuhoͤrern die Weiß- heit beyzubringen/ ſie wollen aber ſelbſt nicht mit helffen/ oder widerſtreben freywil- lig/ ſo wird ſo wenig ein erwuͤnſchter Zweck zu hoffen ſeyn/ als wenn man ſichs noch ſo ſau- er

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/183>, abgerufen am 28.11.2024.