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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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Das 2. H. von der Geschickligkeit
wachsenen Leuten sey. Denn zu geschwei-
gen/ daß bey kleinen Kindern die Begierde
unerkante Warheiten zu erforschen viel grös-
ser
ist als bey diesen/ so ist auch durchgehends
allen Kindern gemein daß sie gerne spielen/
und solchergestalt/ wenn man ihnen die Lehren
die sie fähig sind/ so zu sagen spielende beybrin-
get/ so kan man ihre Lust zum lernen dadurch
überaus anfeuren. Weßwegen auch zweif-
felsohne die Schulen in latein ludi literarii
genennet worden/ ob sie gleich nach der heuti-
gen manier mit bessern Rechte carnificinae hies-
sen.

82. Aber bey denen erwachsenen ist die
Begierde hinter die unerkante Warheit zu
kommen schon so groß nicht als bey denen
Kindern/ weil sie die albereit lange ange-
wohnheit zur Wollust und Müßiggang hier-
zu viel fauler und träger gemacht. Und ob
sie schon/ wie leider zu beklagen/ die Zeit mehr
mit spielen verderben/ als nöthig ist/ so ist doch
zwischen dem Spielen der Kinder/ und zwi-
schen dem spielen erwachsener Menschen ein
grosser Unterscheid.

83. Die Kinder haben keine gewisse und
gleichsam durch eine durchgehende mode ein-

ge-

Das 2. H. von der Geſchickligkeit
wachſenen Leuten ſey. Denn zu geſchwei-
gen/ daß bey kleinen Kindern die Begierde
unerkante Warheiten zu erforſchen viel groͤſ-
ſer
iſt als bey dieſen/ ſo iſt auch durchgehends
allen Kindern gemein daß ſie gerne ſpielen/
und ſolchergeſtalt/ wenn man ihnen die Lehren
die ſie faͤhig ſind/ ſo zu ſagen ſpielende beybrin-
get/ ſo kan man ihre Luſt zum lernen dadurch
uͤberaus anfeuren. Weßwegen auch zweif-
felsohne die Schulen in latein ludi literarii
genennet worden/ ob ſie gleich nach der heuti-
gen manier mit beſſern Rechte carnificinæ hieſ-
ſen.

82. Aber bey denen erwachſenen iſt die
Begierde hinter die unerkante Warheit zu
kommen ſchon ſo groß nicht als bey denen
Kindern/ weil ſie die albereit lange ange-
wohnheit zur Wolluſt und Muͤßiggang hier-
zu viel fauler und traͤger gemacht. Und ob
ſie ſchon/ wie leider zu beklagen/ die Zeit mehr
mit ſpielen verderben/ als noͤthig iſt/ ſo iſt doch
zwiſchen dem Spielen der Kinder/ und zwi-
ſchen dem ſpielen erwachſener Menſchen ein
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gleichſam durch eine durchgehende mode ein-

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[110/0136] Das 2. H. von der Geſchickligkeit wachſenen Leuten ſey. Denn zu geſchwei- gen/ daß bey kleinen Kindern die Begierde unerkante Warheiten zu erforſchen viel groͤſ- ſer iſt als bey dieſen/ ſo iſt auch durchgehends allen Kindern gemein daß ſie gerne ſpielen/ und ſolchergeſtalt/ wenn man ihnen die Lehren die ſie faͤhig ſind/ ſo zu ſagen ſpielende beybrin- get/ ſo kan man ihre Luſt zum lernen dadurch uͤberaus anfeuren. Weßwegen auch zweif- felsohne die Schulen in latein ludi literarii genennet worden/ ob ſie gleich nach der heuti- gen manier mit beſſern Rechte carnificinæ hieſ- ſen. 82. Aber bey denen erwachſenen iſt die Begierde hinter die unerkante Warheit zu kommen ſchon ſo groß nicht als bey denen Kindern/ weil ſie die albereit lange ange- wohnheit zur Wolluſt und Muͤßiggang hier- zu viel fauler und traͤger gemacht. Und ob ſie ſchon/ wie leider zu beklagen/ die Zeit mehr mit ſpielen verderben/ als noͤthig iſt/ ſo iſt doch zwiſchen dem Spielen der Kinder/ und zwi- ſchen dem ſpielen erwachſener Menſchen ein groſſer Unterſcheid. 83. Die Kinder haben keine gewiſſe und gleichſam durch eine durchgehende mode ein- ge-

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/136>, abgerufen am 22.11.2024.