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Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691].

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andern die Warheit beyzubringen.
wenn du ihnen was lehren wilst/ mustu dich
nach ihnen richten.

69. Einem muntern Ingenio darffstu nur
ein Ding einmahl sagen. Mit einem schläff-
rigen
aber mustu Gedult haben/ und dich nicht
verdriessen lassen/ wenn es deine Lehren nicht
so geschwinde begreifft. Denn du wirst von die-
sem in gegentheil den Vortheil haben/ daß es
das/ was es einmahl begriffen/ hernach nicht so
leichte wieder vergißt. Da im Gegentheil ein
munteres ingenium auch sehr flüchtig ist/ und
eine Sache/ die es bald begriffen/ auch bald
wieder vergißt. Derowegen mustu diesen vor-
zukommen bey einem muntern Verstand die
Lehr-Sätze offte repetiren, und solcher Ge-
stalt ja so viel Mühe mit ihm haben/ als mit
einem schläffrigen.

70. Hat ferner ein ingenium Lust zum
Lernen/
mustu dir stets angelegen seyn lassen/
diese Lust zu erhalten/ und es nicht verdrießlich
zu machen. Hat es keine Lust/ so wird alle
deine Mühe vergebens seyn/ wenn du bey ihm
nicht für allen Dingen die Lust erweckest;
Denn sonsten wird es niemahlen attent seyn/
sondern seine Gedancken allezeit anderswo
haben. Wie will es aber ohne Gedancken

die
G 4

andern die Warheit beyzubringen.
wenn du ihnen was lehren wilſt/ muſtu dich
nach ihnen richten.

69. Einem muntern Ingenio darffſtu nur
ein Ding einmahl ſagen. Mit einem ſchlaͤff-
rigen
aber muſtu Gedult haben/ und dich nicht
verdrieſſen laſſen/ wenn es deine Lehren nicht
ſo geſchwinde begreifft. Denn du wirſt von die-
ſem in gegentheil den Vortheil haben/ daß es
das/ was es einmahl begriffen/ hernach nicht ſo
leichte wieder vergißt. Da im Gegentheil ein
munteres ingenium auch ſehr fluͤchtig iſt/ und
eine Sache/ die es bald begriffen/ auch bald
wieder vergißt. Derowegen muſtu dieſen vor-
zukommen bey einem muntern Verſtand die
Lehr-Saͤtze offte repetiren, und ſolcher Ge-
ſtalt ja ſo viel Muͤhe mit ihm haben/ als mit
einem ſchlaͤffrigen.

70. Hat ferner ein ingenium Luſt zum
Lernen/
muſtu dir ſtets angelegen ſeyn laſſen/
dieſe Luſt zu erhalten/ und es nicht verdrießlich
zu machen. Hat es keine Luſt/ ſo wird alle
deine Muͤhe vergebens ſeyn/ wenn du bey ihm
nicht fuͤr allen Dingen die Luſt erweckeſt;
Denn ſonſten wird es niemahlen attent ſeyn/
ſondern ſeine Gedancken allezeit anderswo
haben. Wie will es aber ohne Gedancken

die
G 4
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[103/0129] andern die Warheit beyzubringen. wenn du ihnen was lehren wilſt/ muſtu dich nach ihnen richten. 69. Einem muntern Ingenio darffſtu nur ein Ding einmahl ſagen. Mit einem ſchlaͤff- rigen aber muſtu Gedult haben/ und dich nicht verdrieſſen laſſen/ wenn es deine Lehren nicht ſo geſchwinde begreifft. Denn du wirſt von die- ſem in gegentheil den Vortheil haben/ daß es das/ was es einmahl begriffen/ hernach nicht ſo leichte wieder vergißt. Da im Gegentheil ein munteres ingenium auch ſehr fluͤchtig iſt/ und eine Sache/ die es bald begriffen/ auch bald wieder vergißt. Derowegen muſtu dieſen vor- zukommen bey einem muntern Verſtand die Lehr-Saͤtze offte repetiren, und ſolcher Ge- ſtalt ja ſo viel Muͤhe mit ihm haben/ als mit einem ſchlaͤffrigen. 70. Hat ferner ein ingenium Luſt zum Lernen/ muſtu dir ſtets angelegen ſeyn laſſen/ dieſe Luſt zu erhalten/ und es nicht verdrießlich zu machen. Hat es keine Luſt/ ſo wird alle deine Muͤhe vergebens ſeyn/ wenn du bey ihm nicht fuͤr allen Dingen die Luſt erweckeſt; Denn ſonſten wird es niemahlen attent ſeyn/ ſondern ſeine Gedancken allezeit anderswo haben. Wie will es aber ohne Gedancken die G 4

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Außübung Der Vernunfft-Lehre. Halle (Saale), [1691], S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungvernunfftlehre_1691/129>, abgerufen am 22.11.2024.