Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Beschluß. sein selbst anfange/ dahin geführet wird/ daß ernicht vor nöthig hält sich umb das ewige Gut hier in diesem Leben zu bekümmern/ sondern ver- meinet/ es sey am besten/ wenn er sein nach sei- nen natürlichen Begierden hier lebe/ nach diesen Leben werde es sich mit der andern Glückseligkeit auch schon finden/ und wie er dieses zeitliche Le- ben mit dem künfftigen verwechsele/ also werde er auch diese zeitliche Philosophische Glückselig- keit mit der Theolog. und ewigen verwechseln. 7. Weil ich einmahl darauff kommen mei- jemand
Beſchluß. ſein ſelbſt anfange/ dahin gefuͤhret wird/ daß ernicht vor noͤthig haͤlt ſich umb das ewige Gut hier in dieſem Leben zu bekuͤmmern/ ſondern ver- meinet/ es ſey am beſten/ wenn er ſein nach ſei- nen natuͤrlichen Begierden hier lebe/ nach dieſen Leben werde es ſich mit der andern Gluͤckſeligkeit auch ſchon finden/ und wie er dieſes zeitliche Le- ben mit dem kuͤnfftigen verwechſele/ alſo werde er auch dieſe zeitliche Philoſophiſche Gluͤckſelig- keit mit der Theolog. und ewigen verwechſeln. 7. Weil ich einmahl darauff kommen mei- jemand
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0555" n="543"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Beſchluß.</hi></fw><lb/> ſein ſelbſt anfange/ dahin gefuͤhret wird/ daß er<lb/> nicht vor noͤthig haͤlt ſich umb das ewige Gut<lb/> hier in dieſem Leben zu bekuͤmmern/ ſondern ver-<lb/> meinet/ es ſey am beſten/ wenn er ſein nach ſei-<lb/> nen natuͤrlichen Begierden hier lebe/ nach dieſen<lb/> Leben werde es ſich mit der andern Gluͤckſeligkeit<lb/> auch ſchon finden/ und wie er dieſes zeitliche Le-<lb/> ben mit dem kuͤnfftigen verwechſele/ alſo werde<lb/> er auch dieſe zeitliche Philoſophiſche Gluͤckſelig-<lb/> keit mit der Theolog. und ewigen verwechſeln.</p><lb/> <p>7. Weil ich einmahl darauff kommen mei-<lb/> ne <hi rendition="#aq">Confeſſion</hi> zu thun/ wil ich ferner fortfahren/<lb/> und bekenne/ daß ich glaube/ <hi rendition="#fr">daß Gott alleine<lb/> der Uhrheber und der Anfaͤnger und Vol-<lb/> lender dieſer hoͤchſten Gluͤckſeligkeit ſey/</hi> und<lb/> daß <hi rendition="#fr">der Menſch</hi> hierzu nichts als nur Hinder-<lb/> niß und <hi rendition="#fr">Widerſtand/</hi> und etwa wenns hoch<lb/> koͤmmt/ <hi rendition="#fr">Unterlaſſung</hi> dieſes Widerſtands<lb/><hi rendition="#aq">contribuire.</hi> Jch glaube dannenhero/ daß der<lb/> Menſch ſeelig werden muͤſſe <hi rendition="#fr">mit Furcht und<lb/> Zittern/</hi> weil <hi rendition="#g">GOTT</hi> nach ſeinem Wolge-<lb/> fallen in ihm wirckt beyde das Wollen und das<lb/> vollbringen. Jch glaube daß <hi rendition="#fr">der Heyland</hi> des-<lb/> halben in die Welt kommen/ alle Menſchen/<lb/><hi rendition="#fr">die es von Jhm verlangen/</hi> ſeelig zu machen.<lb/> Jch glaube daß Gottes <hi rendition="#fr">Heiliger Geiſt/</hi> der Geiſt<lb/> der Weißheit und der Erkaͤntniß/ das Hauchen<lb/> der Goͤttlichen Krafft/ und der Strahl der Herr-<lb/> ligkeit des Allmaͤchtigen/ den Menſchen gebe die<lb/> Weißheit durch die ſie ſelig werden. Wenn mich<lb/> <fw place="bottom" type="catch">jemand</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [543/0555]
Beſchluß.
ſein ſelbſt anfange/ dahin gefuͤhret wird/ daß er
nicht vor noͤthig haͤlt ſich umb das ewige Gut
hier in dieſem Leben zu bekuͤmmern/ ſondern ver-
meinet/ es ſey am beſten/ wenn er ſein nach ſei-
nen natuͤrlichen Begierden hier lebe/ nach dieſen
Leben werde es ſich mit der andern Gluͤckſeligkeit
auch ſchon finden/ und wie er dieſes zeitliche Le-
ben mit dem kuͤnfftigen verwechſele/ alſo werde
er auch dieſe zeitliche Philoſophiſche Gluͤckſelig-
keit mit der Theolog. und ewigen verwechſeln.
7. Weil ich einmahl darauff kommen mei-
ne Confeſſion zu thun/ wil ich ferner fortfahren/
und bekenne/ daß ich glaube/ daß Gott alleine
der Uhrheber und der Anfaͤnger und Vol-
lender dieſer hoͤchſten Gluͤckſeligkeit ſey/ und
daß der Menſch hierzu nichts als nur Hinder-
niß und Widerſtand/ und etwa wenns hoch
koͤmmt/ Unterlaſſung dieſes Widerſtands
contribuire. Jch glaube dannenhero/ daß der
Menſch ſeelig werden muͤſſe mit Furcht und
Zittern/ weil GOTT nach ſeinem Wolge-
fallen in ihm wirckt beyde das Wollen und das
vollbringen. Jch glaube daß der Heyland des-
halben in die Welt kommen/ alle Menſchen/
die es von Jhm verlangen/ ſeelig zu machen.
Jch glaube daß Gottes Heiliger Geiſt/ der Geiſt
der Weißheit und der Erkaͤntniß/ das Hauchen
der Goͤttlichen Krafft/ und der Strahl der Herr-
ligkeit des Allmaͤchtigen/ den Menſchen gebe die
Weißheit durch die ſie ſelig werden. Wenn mich
jemand
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/555 |
Zitationshilfe: | Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 543. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/555>, abgerufen am 23.07.2024. |