Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.dervernünfft. Kunst/ böse Affect. zu dämpff. länglich den Menschen glücklich zu machen. Aberes muß doch auch der Mensch die Regeln des vori- gen Hauptstücks nicht gantz aus den Augen setzen. n. 6. Es gehet dem Menschen sehr schwer ein/ und ist ihm bey nahe unmöglich sich selbst kennen zu ler- nen/ und seine herrschende Begierde zu erforschen/ weil er sich den darzu gehörigen Vorsatz/ und die ge- bührende attention nicht geben kan/ auch seine herrschende Begierde seinen Verstand verblendet. n. 7. Schwierigkeit/ die Regeln wider die Vor- urtheile der Nachahmung und Ubereilung/ auf sich selbst und seine herrschende Begierde zu applici- ren. n. 8. Schwierigkeit/ die Regel von Erkie- sung der Gesellschafft tugendhaffter Leute rechtschaf- fen zu nutzen. n. 9. Jngleichen die andere Regel von Ubung tugendhaffter Thaten. n. 10. Der Mensch kan die Gelegenheit/ dadurch seine herr- schende Passion irritiret wird/ nicht nach Gefallen meiden/ und kan in denen äusserlichen Ubungen nicht weiter kommen/ als daß er die herrschende Passion mit Anfeurung des nächsten Affects dämpfe. n. 11. Und also würde er nicht mehr/ als aus ei- nem Laster in das andre fallen/ oder sich eine Heu- cheley und Schein-Tugend zu wege bringen. n. 12. Wiewohl auch dieses kaum zu hoffen. n. 13. Sol- cher Gestalt aber wird der Mensch allezeit ungeschickt seyn mit seinen Begierden zu kämpffen. Jrrthum des Cartesii und der gemeinen Lehre/ von der Frey- heit des Willens. n. 14. Erweisung der Unzuläng- ligkeit der Philosophischen Regeln/ so viel inson- derheit die Wohllust/ n. 15. den Ehr-Geitz/ n. 16. und den Geld-Geitz betrifft. n. 17. Doch muß man diese Regeln nicht gar verachten/ und aus den Augen setzen/ n. 18. sondern dieselbige so weit es möglich ist/ gebrau- chen. n. 19. Damit die schädliche Meinung/ als wenn der H h 5
dervernuͤnfft. Kunſt/ boͤſe Affect. zu daͤmpff. laͤnglich den Menſchen gluͤcklich zu machen. Aberes muß doch auch der Menſch die Regeln des vori- gen Hauptſtuͤcks nicht gantz aus den Augen ſetzen. n. 6. Es gehet dem Menſchen ſehr ſchwer ein/ und iſt ihm bey nahe unmoͤglich ſich ſelbſt kennen zu ler- nen/ und ſeine herrſchende Begierde zu erforſchen/ weil er ſich den darzu gehoͤrigen Vorſatz/ und die ge- buͤhrende attention nicht geben kan/ auch ſeine herrſchende Begierde ſeinen Verſtand verblendet. n. 7. Schwierigkeit/ die Regeln wider die Vor- urtheile der Nachahmung und Ubereilung/ auf ſich ſelbſt und ſeine herrſchende Begierde zu applici- ren. n. 8. Schwierigkeit/ die Regel von Erkie- ſung der Geſellſchafft tugendhaffter Leute rechtſchaf- fen zu nutzen. n. 9. Jngleichen die andere Regel von Ubung tugendhaffter Thaten. n. 10. Der Menſch kan die Gelegenheit/ dadurch ſeine herr- ſchende Paſſion irritiret wird/ nicht nach Gefallen meiden/ und kan in denen aͤuſſerlichen Ubungen nicht weiter kommen/ als daß er die herrſchende Paſſion mit Anfeurung des naͤchſten Affects daͤmpfe. n. 11. Und alſo wuͤrde er nicht mehr/ als aus ei- nem Laſter in das andre fallen/ oder ſich eine Heu- cheley und Schein-Tugend zu wege bringen. n. 12. Wiewohl auch dieſes kaum zu hoffen. n. 13. Sol- cher Geſtalt aber wird der Menſch allezeit ungeſchickt ſeyn mit ſeinen Begierden zu kaͤmpffen. Jrrthum des Carteſii und der gemeinen Lehre/ von der Frey- heit des Willens. n. 14. Erweiſung der Unzulaͤng- ligkeit der Philoſophiſchen Regeln/ ſo viel inſon- derheit die Wohlluſt/ n. 15. den Ehr-Geitz/ n. 16. und den Geld-Geitz betrifft. n. 17. Doch muß man dieſe Regeln nicht gar verachtẽ/ und aus den Augen ſetzen/ n. 18. ſondern dieſelbige ſo weit es moͤglich iſt/ gebrau- chen. n. 19. Damit die ſchaͤdliche Meinung/ als wenn der H h 5
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laͤnglich den Menſchen gluͤcklich zu machen. Aber
es muß doch auch der Menſch die Regeln des vori-
gen Hauptſtuͤcks nicht gantz aus den Augen ſetzen.
n. 6. Es gehet dem Menſchen ſehr ſchwer ein/ und
iſt ihm bey nahe unmoͤglich ſich ſelbſt kennen zu ler-
nen/ und ſeine herrſchende Begierde zu erforſchen/
weil er ſich den darzu gehoͤrigen Vorſatz/ und die ge-
buͤhrende attention nicht geben kan/ auch ſeine
herrſchende Begierde ſeinen Verſtand verblendet.
n. 7. Schwierigkeit/ die Regeln wider die Vor-
urtheile der Nachahmung und Ubereilung/ auf
ſich ſelbſt und ſeine herrſchende Begierde zu applici-
ren. n. 8. Schwierigkeit/ die Regel von Erkie-
ſung der Geſellſchafft tugendhaffter Leute rechtſchaf-
fen zu nutzen. n. 9. Jngleichen die andere Regel
von Ubung tugendhaffter Thaten. n. 10. Der
Menſch kan die Gelegenheit/ dadurch ſeine herr-
ſchende Paſſion irritiret wird/ nicht nach Gefallen
meiden/ und kan in denen aͤuſſerlichen Ubungen
nicht weiter kommen/ als daß er die herrſchende
Paſſion mit Anfeurung des naͤchſten Affects daͤmpfe.
n. 11. Und alſo wuͤrde er nicht mehr/ als aus ei-
nem Laſter in das andre fallen/ oder ſich eine Heu-
cheley und Schein-Tugend zu wege bringen. n. 12.
Wiewohl auch dieſes kaum zu hoffen. n. 13. Sol-
cher Geſtalt aber wird der Menſch allezeit ungeſchickt
ſeyn mit ſeinen Begierden zu kaͤmpffen. Jrrthum
des Carteſii und der gemeinen Lehre/ von der Frey-
heit des Willens. n. 14. Erweiſung der Unzulaͤng-
ligkeit der Philoſophiſchen Regeln/ ſo viel inſon-
derheit die Wohlluſt/ n. 15. den Ehr-Geitz/ n. 16.
und den Geld-Geitz betrifft. n. 17. Doch muß man dieſe
Regeln nicht gar verachtẽ/ und aus den Augen ſetzen/
n. 18. ſondern dieſelbige ſo weit es moͤglich iſt/ gebrau-
chen. n. 19. Damit die ſchaͤdliche Meinung/ als wenn
der
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