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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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daß er nie indifferent sey.
"nennen. Dieser soll nicht einmahl im Men-
"schen seyn/ weil er gantz und gar lasterhafft ist.
"Aber der Zorn/ der zur Bestraffung der Bö-
"sen gehöret/ soll weder dem Menschen noch Gott
"genommen werden/ weil er den Menschlichen
"Geschäfften nützlich und nothwendig ist.

43. Nun betrachte nur die vornehmsten un-
förmlichen und zum Theil sich selbst wiederspre-
chenden Sätze oder petitiones principii, die La-
ctantius
hier vorgebracht: 1. Der Zorn ist nach
etlicher Meinung eine Rachgier wieder diejeni-
gen/ die uns beleydiget haben/ oder doch beley-
digen wollen. Dieser Zorn kan in GOtt nicht
seyn/ weil niemand GOtt beleydigen kan. 2. Weil
der Mensch zerbrechlich ist/ so hat er Rachgier/
denn sie kömmt natürlicher Weise aus dem
Schmertz des Bösen her: Und gleichwohl ist sie
unrecht. 3. Der Mensch soll den unrechten
Zorn bendigen/ daß er kein groß Unglück an-
richte/ und soll doch gar nicht im Menschen seyn/
weil er gantz und gar lasterhafft ist. 4. Wenn
man gleich setzet oder zugiebet/ daß der Richter
sich nicht erzürnen solle/ so kan doch der Zorn/
der zur Bestraffung der Bösen gehöret/ dem
Menschen nicht genommen werden. 5. Der
Richter soll sich deswegen nicht erzürnen/ weil
er ein Diener der Gesetze ist/ und seine Gewalt
nicht nach seinen Gefallen brauchen soll; Aber ob
wir schon unsere Kinder/ Knechte u. s. w. nach
dem natürlichen Gesetze
beherrschen sollen/

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daß er nie indifferent ſey.
„nennen. Dieſer ſoll nicht einmahl im Men-
„ſchen ſeyn/ weil er gantz und gar laſterhafft iſt.
„Aber der Zorn/ der zur Beſtraffung der Boͤ-
„ſen gehoͤret/ ſoll weder dem Menſchen noch Gott
„genommen werden/ weil er den Menſchlichen
„Geſchaͤfften nuͤtzlich und nothwendig iſt.

43. Nun betrachte nur die vornehmſten un-
foͤrmlichen und zum Theil ſich ſelbſt wiederſpre-
chenden Saͤtze oder petitiones principii, die La-
ctantius
hier vorgebracht: 1. Der Zorn iſt nach
etlicher Meinung eine Rachgier wieder diejeni-
gen/ die uns beleydiget haben/ oder doch beley-
digen wollen. Dieſer Zorn kan in GOtt nicht
ſeyn/ weil niemand GOtt beleydigen kan. 2. Weil
der Menſch zerbrechlich iſt/ ſo hat er Rachgier/
denn ſie koͤmmt natuͤrlicher Weiſe aus dem
Schmertz des Boͤſen her: Und gleichwohl iſt ſie
unrecht. 3. Der Menſch ſoll den unrechten
Zorn bendigen/ daß er kein groß Ungluͤck an-
richte/ und ſoll doch gar nicht im Menſchen ſeyn/
weil er gantz und gar laſterhafft iſt. 4. Wenn
man gleich ſetzet oder zugiebet/ daß der Richter
ſich nicht erzuͤrnen ſolle/ ſo kan doch der Zorn/
der zur Beſtraffung der Boͤſen gehoͤret/ dem
Menſchen nicht genommen werden. 5. Der
Richter ſoll ſich deswegen nicht erzuͤrnen/ weil
er ein Diener der Geſetze iſt/ und ſeine Gewalt
nicht nach ſeinen Gefallen brauchen ſoll; Aber ob
wir ſchon unſere Kinder/ Knechte u. ſ. w. nach
dem natuͤrlichen Geſetze
beherrſchen ſollen/

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[435/0447] daß er nie indifferent ſey. „nennen. Dieſer ſoll nicht einmahl im Men- „ſchen ſeyn/ weil er gantz und gar laſterhafft iſt. „Aber der Zorn/ der zur Beſtraffung der Boͤ- „ſen gehoͤret/ ſoll weder dem Menſchen noch Gott „genommen werden/ weil er den Menſchlichen „Geſchaͤfften nuͤtzlich und nothwendig iſt. 43. Nun betrachte nur die vornehmſten un- foͤrmlichen und zum Theil ſich ſelbſt wiederſpre- chenden Saͤtze oder petitiones principii, die La- ctantius hier vorgebracht: 1. Der Zorn iſt nach etlicher Meinung eine Rachgier wieder diejeni- gen/ die uns beleydiget haben/ oder doch beley- digen wollen. Dieſer Zorn kan in GOtt nicht ſeyn/ weil niemand GOtt beleydigen kan. 2. Weil der Menſch zerbrechlich iſt/ ſo hat er Rachgier/ denn ſie koͤmmt natuͤrlicher Weiſe aus dem Schmertz des Boͤſen her: Und gleichwohl iſt ſie unrecht. 3. Der Menſch ſoll den unrechten Zorn bendigen/ daß er kein groß Ungluͤck an- richte/ und ſoll doch gar nicht im Menſchen ſeyn/ weil er gantz und gar laſterhafft iſt. 4. Wenn man gleich ſetzet oder zugiebet/ daß der Richter ſich nicht erzuͤrnen ſolle/ ſo kan doch der Zorn/ der zur Beſtraffung der Boͤſen gehoͤret/ dem Menſchen nicht genommen werden. 5. Der Richter ſoll ſich deswegen nicht erzuͤrnen/ weil er ein Diener der Geſetze iſt/ und ſeine Gewalt nicht nach ſeinen Gefallen brauchen ſoll; Aber ob wir ſchon unſere Kinder/ Knechte u. ſ. w. nach dem natuͤrlichen Geſetze beherrſchen ſollen/ koͤn- E e 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/447>, abgerufen am 28.11.2024.