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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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daß er nie indifferent sey.
Etliche haben ihn also beschrieben: Der Zorn"
ist ein Antrieb des Gemüths/ demjenigen zu"
schaden/ der uns entweder hat Schaden ge-"
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Beschreibung ist nicht weit von der unsrigen"
entschieden. Denn er spricht: Der Zorn sey"
eine Begierde den Schmertz wieder zu vergel-"
ten. Alleine dieses ist der Zorn/ den wir oben"
schon gesagt haben/ daß er unrecht und"
böse sey; Der auch bey dem Viehe ist/ und in"
dem Menschen muß gebendiget werden/ daß er"
nicht aus Raserey ein grosses Unglück anrichte."
Dieser Zorn kan in GOtt nicht seyn/ weil man"
GOtt nicht beleydigen kan; Aber in Menschen"
ist er anzutreffen/ weil er zerbrechlich ist. Denn"
die Beleydigung erregt den Schmertzen/ und"
der Schmertz bringt die Begierde sich zu rä-"
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rechten und guten Zorn gelassen/ durch welchen"
der Mensch bewogen wird wider die Ubelthä-"
ter? Dieser ist ja keine Begierde sich zu rächen/"
weil keine Beleydigung vorher gegangen. Jch"
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setze sündigen/ über die sich der Richter auch"
ohne Sünde erzürnen kan. (Oder auch gesetzt/"
daß er ruhig im Gemüthe seyn solle/ wenn er einen"
Ubelthäter strafft/ weil er so dann ein Diener"
der Gesetze/ nicht aber seines Gemüths oder"
seiner Gewalt ist: denn so sprechen die/ die den"
Zorn gern austilgen wollen/) Sondern ich rede"

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daß er nie indifferent ſey.
Etliche haben ihn alſo beſchrieben: Der Zorn„
iſt ein Antrieb des Gemuͤths/ demjenigen zu„
ſchaden/ der uns entweder hat Schaden ge-„
than/ oder Schaden thun wollen. Ariſtote-„
lis
Beſchreibung iſt nicht weit von der unſrigen„
entſchieden. Denn er ſpricht: Der Zorn ſey„
eine Begierde den Schmertz wieder zu vergel-„
ten. Alleine dieſes iſt der Zorn/ den wir oben„
ſchon geſagt haben/ daß er unrecht und„
boͤſe ſey; Der auch bey dem Viehe iſt/ und in„
dem Menſchen muß gebendiget werden/ daß er„
nicht aus Raſerey ein groſſes Ungluͤck anrichte.„
Dieſer Zorn kan in GOtt nicht ſeyn/ weil man„
GOtt nicht beleydigen kan; Aber in Menſchen„
iſt er anzutreffen/ weil er zerbrechlich iſt. Denn„
die Beleydigung erregt den Schmertzen/ und„
der Schmertz bringt die Begierde ſich zu raͤ-„
chen hervor. Wo hat man demnach den ge-„
rechten und guten Zorn gelaſſen/ durch welchen„
der Menſch bewogen wird wider die Ubelthaͤ-„
ter? Dieſer iſt ja keine Begierde ſich zu raͤchen/„
weil keine Beleydigung vorher gegangen. Jch„
rede nicht von denen jenigen/ die wider die Ge-„
ſetze ſuͤndigen/ uͤber die ſich der Richter auch„
ohne Suͤnde erzuͤrnen kan. (Oder auch geſetzt/„
daß er ruhig im Gemuͤthe ſeyn ſolle/ weñ er einen„
Ubelthaͤter ſtrafft/ weil er ſo dann ein Diener„
der Geſetze/ nicht aber ſeines Gemuͤths oder„
ſeiner Gewalt iſt: denn ſo ſprechen die/ die den„
Zorn gern austilgen wollen/) Sondern ich rede„

von
E e
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[433/0445] daß er nie indifferent ſey. Etliche haben ihn alſo beſchrieben: Der Zorn„ iſt ein Antrieb des Gemuͤths/ demjenigen zu„ ſchaden/ der uns entweder hat Schaden ge-„ than/ oder Schaden thun wollen. Ariſtote-„ lis Beſchreibung iſt nicht weit von der unſrigen„ entſchieden. Denn er ſpricht: Der Zorn ſey„ eine Begierde den Schmertz wieder zu vergel-„ ten. Alleine dieſes iſt der Zorn/ den wir oben„ ſchon geſagt haben/ daß er unrecht und„ boͤſe ſey; Der auch bey dem Viehe iſt/ und in„ dem Menſchen muß gebendiget werden/ daß er„ nicht aus Raſerey ein groſſes Ungluͤck anrichte.„ Dieſer Zorn kan in GOtt nicht ſeyn/ weil man„ GOtt nicht beleydigen kan; Aber in Menſchen„ iſt er anzutreffen/ weil er zerbrechlich iſt. Denn„ die Beleydigung erregt den Schmertzen/ und„ der Schmertz bringt die Begierde ſich zu raͤ-„ chen hervor. Wo hat man demnach den ge-„ rechten und guten Zorn gelaſſen/ durch welchen„ der Menſch bewogen wird wider die Ubelthaͤ-„ ter? Dieſer iſt ja keine Begierde ſich zu raͤchen/„ weil keine Beleydigung vorher gegangen. Jch„ rede nicht von denen jenigen/ die wider die Ge-„ ſetze ſuͤndigen/ uͤber die ſich der Richter auch„ ohne Suͤnde erzuͤrnen kan. (Oder auch geſetzt/„ daß er ruhig im Gemuͤthe ſeyn ſolle/ weñ er einen„ Ubelthaͤter ſtrafft/ weil er ſo dann ein Diener„ der Geſetze/ nicht aber ſeines Gemuͤths oder„ ſeiner Gewalt iſt: denn ſo ſprechen die/ die den„ Zorn gern austilgen wollen/) Sondern ich rede„ von E e

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/445>, abgerufen am 28.11.2024.