Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Das 13. H. Von denen Kennzeichen get/ ob es zum Müßiggang oder Arbeitsamkeitgehöre/ denn solche Dinge rangiret man in die Classe/ dahin man die meiste Exempel bringen kan; (a potiori fit denominatio.) Was die dritte Art belanget/ gehören zwar solche Thaten mehrentheils zu der Arbeitsamkeit/ aber weil sie doch können zum Müßiggang mißbrau- chet werden/ muß ich so behutsam gehen/ daß ich ein solches Thun nicht bey allen Menschen anneh- me als ein Zeichen/ daß keine Wohllust daselbst verhanden sey. 22. Z. E. Fressen und Sauffen/ das ist gelo-
Das 13. H. Von denen Kennzeichen get/ ob es zum Muͤßiggang oder Arbeitſamkeitgehoͤre/ denn ſolche Dinge rangiret man in die Claſſe/ dahin man die meiſte Exempel bringen kan; (à potiori fit denominatio.) Was die dritte Art belanget/ gehoͤren zwar ſolche Thaten mehrentheils zu der Arbeitſamkeit/ aber weil ſie doch koͤnnen zum Muͤßiggang mißbrau- chet werden/ muß ich ſo behutſam gehen/ daß ich ein ſolches Thun nicht bey allen Menſchen anneh- me als ein Zeichen/ daß keine Wohlluſt daſelbſt verhanden ſey. 22. Z. E. Freſſen und Sauffen/ das iſt gelo-
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Das 13. H. Von denen Kennzeichen
get/ ob es zum Muͤßiggang oder Arbeitſamkeit
gehoͤre/ denn ſolche Dinge rangiret man in die
Claſſe/ dahin man die meiſte Exempel bringen
kan; (à potiori fit denominatio.) Was
die dritte Art belanget/ gehoͤren zwar ſolche
Thaten mehrentheils zu der Arbeitſamkeit/ aber
weil ſie doch koͤnnen zum Muͤßiggang mißbrau-
chet werden/ muß ich ſo behutſam gehen/ daß ich
ein ſolches Thun nicht bey allen Menſchen anneh-
me als ein Zeichen/ daß keine Wohlluſt daſelbſt
verhanden ſey.
22. Z. E. Freſſen und Sauffen/ das iſt
uͤberfluͤßig Eſſen und Trincken/ oder wie die
politiſche Welt redet/ Schmauſen/ Faſtnach-
ten halten/ ein Raͤuſchgen/ oder noch hoͤflicher
ein Glaß Wein mit einander trincken/ Jtem
courteſiren u. ſ. w. ſind gar nichts nuͤtze/ denn
es ſind unmittelbare Actus der Wohlluſt/ und
nutzen weder andern Menſchen/ noch dem jeni-
gen ſelbſt/ der ſich mit beluſtiget/ weil er ſein Le-
ben nur dadurch verkuͤrtzet. Und alſo kan man
ſelbige nimmer zu einer Arbeitſamkeit bringen/
wenn gleich ein Kerl fraͤſſe und ſoͤffe daß er
ſchwitzte/ oder es ihm ſonſt blut-ſauer wuͤrde;
ſondern wo man ſolche data findet/ darff man
ſie nur kuͤhnlich fuͤr data der Wohlluſt/ und den
jenigen der ſo gerne ſchmauſet oder mit Frauen-
zimmer galaniſiret/ kuͤhnlich fuͤr einen Wohl-
luͤſtigen/ und wenn er ſelbſt ſolche Dinge offte
angiebet/ oder damit/ ſo zuſagen/ wie weit kan
gelo-
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