Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.Dar 12. H. von der Vermischung schäfftigen Munterkeit vernünfftiger Liebenäher kommen werde/ als ein fauler wollüsti- ger Müßiggänger. Jn diesen Ansehen macht seine mixtur daß er für allen andern in gemei- nen Wesen zu grossen Dingen kan gebraucht werden. Der Ehrgeitz macht/ daß seine Ar- beitsamkeit nicht auff so geringe Dinge fället/ als eines pure Geldgeitzigen/ und sein Geldgeitz macht/ daß er nebst dem interesse seines Herren/ auch sein eigenes nicht vergißt/ und daß seine Arbeitsamkeit nicht in allzu subtilen und specu- lativischen Dingen bestehet/ die sich nicht pra- cticiren lassen/ oder daß er seine Anschläge zur Arbeit auch selbsten mit zu exequiren weiß; Er ist geschickt mit dem Kopffe als ein Ehr- geitziger/ und mit der Hand als ein Geldgei- tziger zu arbeiten. Er ist geschickt zu commen- diren und commendiret zu werden; Er ist ge- schickt mit der Feder/ mit dem Degen/ und mit dem Spaten zu arbeiten. Solchen Leuten setzt man zu ihren emblemate ein brennendes Licht mit der inscription: Aliis inserviendo con- sumor. Jst nun Ehrgeitz oben an/ so haben solche Leute ein groß talent, z. e. zu Hofe für Geheimde- und Kriegs-Räthe/ wenn aber der Geldgeitz oben an ist/ zu Cammer-Räthen und also nach proportion auch in denen Städten und auff den Lande gebraucht zu werden. Ein solcher Mensch wird nicht leichte ein Bettler. Denn es ist gewiß/ daß der jenige in der Welt zu
Dar 12. H. von der Vermiſchung ſchaͤfftigen Munterkeit vernuͤnfftiger Liebenaͤher kommen werde/ als ein fauler wolluͤſti- ger Muͤßiggaͤnger. Jn dieſen Anſehen macht ſeine mixtur daß er fuͤr allen andern in gemei- nen Weſen zu groſſen Dingen kan gebraucht werden. Der Ehrgeitz macht/ daß ſeine Ar- beitſamkeit nicht auff ſo geringe Dinge faͤllet/ als eines purè Geldgeitzigen/ und ſein Geldgeitz macht/ daß er nebſt dem intereſſe ſeines Herren/ auch ſein eigenes nicht vergißt/ und daß ſeine Arbeitſamkeit nicht in allzu ſubtilen und ſpecu- lativiſchen Dingen beſtehet/ die ſich nicht pra- cticiren laſſen/ oder daß er ſeine Anſchlaͤge zur Arbeit auch ſelbſten mit zu exequiren weiß; Er iſt geſchickt mit dem Kopffe als ein Ehr- geitziger/ und mit der Hand als ein Geldgei- tziger zu arbeiten. Er iſt geſchickt zu commen- diren und commendiret zu werden; Er iſt ge- ſchickt mit der Feder/ mit dem Degen/ und mit dem Spaten zu arbeiten. Solchen Leuten ſetzt man zu ihren emblemate ein brennendes Licht mit der inſcription: Aliis inſerviendo con- ſumor. Jſt nun Ehrgeitz oben an/ ſo haben ſolche Leute ein groß talent, z. e. zu Hofe fuͤr Geheimde- und Kriegs-Raͤthe/ wenn aber der Geldgeitz oben an iſt/ zu Cammer-Raͤthen und alſo nach proportion auch in denen Staͤdten und auff den Lande gebraucht zu werden. Ein ſolcher Menſch wird nicht leichte ein Bettler. Denn es iſt gewiß/ daß der jenige in der Welt zu
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Dar 12. H. von der Vermiſchung
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naͤher kommen werde/ als ein fauler wolluͤſti-
ger Muͤßiggaͤnger. Jn dieſen Anſehen macht
ſeine mixtur daß er fuͤr allen andern in gemei-
nen Weſen zu groſſen Dingen kan gebraucht
werden. Der Ehrgeitz macht/ daß ſeine Ar-
beitſamkeit nicht auff ſo geringe Dinge faͤllet/
als eines purè Geldgeitzigen/ und ſein Geldgeitz
macht/ daß er nebſt dem intereſſe ſeines Herren/
auch ſein eigenes nicht vergißt/ und daß ſeine
Arbeitſamkeit nicht in allzu ſubtilen und ſpecu-
lativiſchen Dingen beſtehet/ die ſich nicht pra-
cticiren laſſen/ oder daß er ſeine Anſchlaͤge
zur Arbeit auch ſelbſten mit zu exequiren weiß;
Er iſt geſchickt mit dem Kopffe als ein Ehr-
geitziger/ und mit der Hand als ein Geldgei-
tziger zu arbeiten. Er iſt geſchickt zu commen-
diren und commendiret zu werden; Er iſt ge-
ſchickt mit der Feder/ mit dem Degen/ und mit
dem Spaten zu arbeiten. Solchen Leuten ſetzt
man zu ihren emblemate ein brennendes Licht
mit der inſcription: Aliis inſerviendo con-
ſumor. Jſt nun Ehrgeitz oben an/ ſo haben
ſolche Leute ein groß talent, z. e. zu Hofe fuͤr
Geheimde- und Kriegs-Raͤthe/ wenn aber der
Geldgeitz oben an iſt/ zu Cammer-Raͤthen und
alſo nach proportion auch in denen Staͤdten
und auff den Lande gebraucht zu werden. Ein
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