Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.der drey Haupt-Laster. len Verschwendung und der Geldgeitzigen un-barmhertzigen Filtzigkeit und Knickerey/ ein solches temperament erlanget/ daß er zwar genau ist/ aber zu Ehrnn nichts sparet/ daß er mit wenig Geld weiß propre und magnifiqve zu seyn/ daß er weiß zu rechter Zeit zu geben/ und wo wieder etwas zu gewinnen ist/ daß er sein Geschencke an Leute zu wenden weiß/ die er wieder nützen kan. Jst nun der Ehr-Geitz oben/ so wird er den Nah- men eines magnifiqven freygebigen Mannes bey Hofe oder beym gemeinen Mann und in seinem Hause haben. Jst aber der Geld-Geitz oben/ wird der Ruhm von seiner magnificentz außer seinen Hause schon grösser seyn als unter seinen Bedien- ten und Gesinde. Kömmt noch über dieses eine starcke dosis von der Wollust darzu/ wird der Ruhm von seiner Magnificentz noch mehr ver- mehret werden/ absonderlich beym weiblichen Geschlecht. 8. Die Mischung des Ehrgeitzigen verächt- in
der drey Haupt-Laſter. len Verſchwendung und der Geldgeitzigen un-barmhertzigen Filtzigkeit und Knickerey/ ein ſolches temperament erlanget/ daß er zwar genau iſt/ aber zu Ehrnn nichts ſparet/ daß er mit wenig Geld weiß propre und magnifiqve zu ſeyn/ daß er weiß zu rechter Zeit zu geben/ und wo wieder etwas zu gewinnen iſt/ daß er ſein Geſchencke an Leute zu wenden weiß/ die er wieder nuͤtzen kan. Jſt nun der Ehr-Geitz oben/ ſo wird er den Nah- men eines magnifiqven freygebigen Mañes bey Hofe oder beym gemeinen Mann und in ſeinem Hauſe haben. Jſt aber der Geld-Geitz oben/ wird der Ruhm von ſeiner magnificentz außer ſeinen Hauſe ſchon groͤſſer ſeyn als unter ſeinen Bedien- ten und Geſinde. Koͤmmt noch uͤber dieſes eine ſtarcke doſis von der Wolluſt darzu/ wird der Ruhm von ſeiner Magnificentz noch mehr ver- mehret werden/ abſonderlich beym weiblichen Geſchlecht. 8. Die Miſchung des Ehrgeitzigen veraͤcht- in
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der drey Haupt-Laſter.
len Verſchwendung und der Geldgeitzigen un-
barmhertzigen Filtzigkeit und Knickerey/ ein ſolches
temperament erlanget/ daß er zwar genau iſt/
aber zu Ehrnn nichts ſparet/ daß er mit wenig
Geld weiß propre und magnifiqve zu ſeyn/ daß
er weiß zu rechter Zeit zu geben/ und wo wieder
etwas zu gewinnen iſt/ daß er ſein Geſchencke an
Leute zu wenden weiß/ die er wieder nuͤtzen kan.
Jſt nun der Ehr-Geitz oben/ ſo wird er den Nah-
men eines magnifiqven freygebigen Mañes bey
Hofe oder beym gemeinen Mann und in ſeinem
Hauſe haben. Jſt aber der Geld-Geitz oben/ wird
der Ruhm von ſeiner magnificentz außer ſeinen
Hauſe ſchon groͤſſer ſeyn als unter ſeinen Bedien-
ten und Geſinde. Koͤmmt noch uͤber dieſes eine
ſtarcke doſis von der Wolluſt darzu/ wird der
Ruhm von ſeiner Magnificentz noch mehr ver-
mehret werden/ abſonderlich beym weiblichen
Geſchlecht.
8. Die Miſchung des Ehrgeitzigen veraͤcht-
lichen Hochmuths/ und der Geldgeitzigen naͤrri-
ſchen Auffgeblaſenheit und Schmarotzerey wuͤr-
cket bey einem halb Ehr- und halb Geldgeitzigen/
daß er im Gluͤck niemand groß achtet oder gute
freundliche Mine macht/ ſonderlich den der
unter ihm iſt/ wenn er nicht etwa ſeines Dienſts
vonnoͤthen und ihm nichts zu befehlen hat. Sei-
ne Mine iſt alsdenn ernſthafft/ und das nennet
man in der Welt/ ſeine Reputation ſehr wohl
in
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