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Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.

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und denen daher rührenden Untugenden.
ein Geld-Geitziger alle andere Creaturen/ weil er
Geld daraus machen kan.

20. Ja sprichst du/ es sind doch gleichwohl
viel Leute/ die z. e. Hunde/ Katzen/ Pferde hö-
her lieben als Geld/
und denen man einen grös-
sern Gefallen erweiset/ wenn man ihnen einen
Hund und dergleichen verehret/ als wenn man ih-
nen viel Geld gäbe. Aber hier must du wohl mer-
cken/ daß anfänglich nicht alles wahr ist/ was
die Leute von sich selbst sagen. Offt giebt ein
Geld-Geitziger solches vor/ daß er nicht wil
vor Geld-geitzig angesehen seyn:
Aber ver-
suche es nur/ und gieb ihm so viel Geld dafür/
als die Sache warhafftig auf das höchste werth
ist/ und siehe/ ob er nicht die Sache wieder
ums Geld vertauschen wird. Hiernächst must
du einen Unterschied machen unter einem Geld-
Geitzigen/ der wenig Wohllust und Ehr-
Geitz hat/ und unter einem Geld-Geitzigen/
der zugleich eine starcke Mischung von Wol-
lust und Ehr-Geitz hat.
Jst es wahr/ daß du
einem Geitzigen einen grössern Gefallen thust mit
dem Praesent eines Hundes/ Pferdes u. s. w. als
mit baarem Gelde/ so geschiehet solches/ seine
beywohnende Wohllust und Ehr-Geitz zu ver-
gnügen; Aber eine geitzige Wohllust/ und ei-
nen geitzigen Ehr-Geitz/ nicht nur in dieser Be-
trachtung/ daß du ihm solche Creaturen schenckst/
und er dafür kein Geld ausgeben darff/ da ein
Wohllüstiger und Ehr-Geitziger hingegen solche

Din-
S 2

und denen daher ruͤhrenden Untugenden.
ein Geld-Geitziger alle andere Creaturen/ weil er
Geld daraus machen kan.

20. Ja ſprichſt du/ es ſind doch gleichwohl
viel Leute/ die z. e. Hunde/ Katzen/ Pferde hoͤ-
her lieben als Geld/
und denen man einen groͤſ-
ſern Gefallen erweiſet/ wenn man ihnen einen
Hund und dergleichen verehret/ als wenn man ih-
nen viel Geld gaͤbe. Aber hier muſt du wohl mer-
cken/ daß anfaͤnglich nicht alles wahr iſt/ was
die Leute von ſich ſelbſt ſagen. Offt giebt ein
Geld-Geitziger ſolches vor/ daß er nicht wil
vor Geld-geitzig angeſehen ſeyn:
Aber ver-
ſuche es nur/ und gieb ihm ſo viel Geld dafuͤr/
als die Sache warhafftig auf das hoͤchſte werth
iſt/ und ſiehe/ ob er nicht die Sache wieder
ums Geld vertauſchen wird. Hiernaͤchſt muſt
du einen Unterſchied machen unter einem Geld-
Geitzigen/ der wenig Wohlluſt und Ehr-
Geitz hat/ und unter einem Geld-Geitzigen/
der zugleich eine ſtarcke Miſchung von Wol-
luſt und Ehr-Geitz hat.
Jſt es wahr/ daß du
einem Geitzigen einen groͤſſern Gefallen thuſt mit
dem Præſent eines Hundes/ Pferdes u. ſ. w. als
mit baarem Gelde/ ſo geſchiehet ſolches/ ſeine
beywohnende Wohlluſt und Ehr-Geitz zu ver-
gnuͤgen; Aber eine geitzige Wohlluſt/ und ei-
nen geitzigen Ehr-Geitz/ nicht nur in dieſer Be-
trachtung/ daß du ihm ſolche Creaturen ſchenckſt/
und er dafuͤr kein Geld ausgeben darff/ da ein
Wohlluͤſtiger und Ehr-Geitziger hingegen ſolche

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[275/0287] und denen daher ruͤhrenden Untugenden. ein Geld-Geitziger alle andere Creaturen/ weil er Geld daraus machen kan. 20. Ja ſprichſt du/ es ſind doch gleichwohl viel Leute/ die z. e. Hunde/ Katzen/ Pferde hoͤ- her lieben als Geld/ und denen man einen groͤſ- ſern Gefallen erweiſet/ wenn man ihnen einen Hund und dergleichen verehret/ als wenn man ih- nen viel Geld gaͤbe. Aber hier muſt du wohl mer- cken/ daß anfaͤnglich nicht alles wahr iſt/ was die Leute von ſich ſelbſt ſagen. Offt giebt ein Geld-Geitziger ſolches vor/ daß er nicht wil vor Geld-geitzig angeſehen ſeyn: Aber ver- ſuche es nur/ und gieb ihm ſo viel Geld dafuͤr/ als die Sache warhafftig auf das hoͤchſte werth iſt/ und ſiehe/ ob er nicht die Sache wieder ums Geld vertauſchen wird. Hiernaͤchſt muſt du einen Unterſchied machen unter einem Geld- Geitzigen/ der wenig Wohlluſt und Ehr- Geitz hat/ und unter einem Geld-Geitzigen/ der zugleich eine ſtarcke Miſchung von Wol- luſt und Ehr-Geitz hat. Jſt es wahr/ daß du einem Geitzigen einen groͤſſern Gefallen thuſt mit dem Præſent eines Hundes/ Pferdes u. ſ. w. als mit baarem Gelde/ ſo geſchiehet ſolches/ ſeine beywohnende Wohlluſt und Ehr-Geitz zu ver- gnuͤgen; Aber eine geitzige Wohlluſt/ und ei- nen geitzigen Ehr-Geitz/ nicht nur in dieſer Be- trachtung/ daß du ihm ſolche Creaturen ſchenckſt/ und er dafuͤr kein Geld ausgeben darff/ da ein Wohlluͤſtiger und Ehr-Geitziger hingegen ſolche Din- S 2

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Zitationshilfe: Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/thomasius_ausuebungsittenlehre_1696/287>, abgerufen am 25.11.2024.