Thomasius, Christian: Ausübung Der SittenLehre. Halle (Saale), 1696.etwas Gutes oder Böses sind? ten Affecten sind kein ordentliches/ sondern ein aus-serordentliches Guth. Ja wir werden nicht ir- ren/ wenn wir sagen/ daß sie kleinere Ubel/ und nach Gelegenheit der Umstände/ dem bösen bald näher/ bald entferneter seyn. 14. So giebts demnach gute oder böse Af- 15. Dieses desto besser zu begreiffen/ kanstu 16. Nun ist zwar an dem/ daß bey einer ie- 17. Der K 3
etwas Gutes oder Boͤſes ſind? ten Affecten ſind kein ordentliches/ ſondern ein auſ-ſerordentliches Guth. Ja wir werden nicht ir- ren/ wenn wir ſagen/ daß ſie kleinere Ubel/ und nach Gelegenheit der Umſtaͤnde/ dem boͤſen bald naͤher/ bald entferneter ſeyn. 14. So giebts demnach gute oder boͤſe Af- 15. Dieſes deſto beſſer zu begreiffen/ kanſtu 16. Nun iſt zwar an dem/ daß bey einer ie- 17. Der K 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0161" n="149"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">etwas Gutes oder Boͤſes ſind?</hi></fw><lb/> ten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Affect</hi></hi>en ſind kein ordentliches/ ſondern ein auſ-<lb/> ſerordentliches Guth. Ja wir werden nicht ir-<lb/> ren/ wenn wir ſagen/ daß ſie <hi rendition="#fr">kleinere Ubel/</hi> und<lb/> nach Gelegenheit der Umſtaͤnde/ dem boͤſen bald<lb/> naͤher/ bald entferneter ſeyn.</p><lb/> <p>14. So giebts demnach gute oder boͤſe <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Af-<lb/> fect</hi></hi>en. <hi rendition="#fr">Woran ſoll ich aber erkennen/ ob ſie<lb/> gut oder boͤſe ſind?</hi> Du muſt auff <hi rendition="#fr">zweyerley<lb/> Regeln</hi> Achtung geben/ deren eine von dem <hi rendition="#fr">Ziel</hi><lb/> der Bewegung/ die andere von dem <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">grad</hi></hi> oder<lb/><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">proportion</hi></hi> derſelben hergenommen iſt.</p><lb/> <p>15. Dieſes deſto beſſer zu begreiffen/ kanſtu<lb/> dir die Sache durch das Gleichnuͤs eines <hi rendition="#fr">runden<lb/> Creyſſes/ deſſen Graͤntzen nicht leicht begrif-<lb/> fen werden moͤgen/ mit ſeinem Mittelpunct</hi><lb/> gar fein einbilden. Der <hi rendition="#fr">Mittelpunct</hi> mag <hi rendition="#fr">die<lb/> Gemuͤhts-Ruhe/</hi> das <hi rendition="#fr">uͤbrige die Gemuͤths-<lb/> Unruhe/</hi> bedeuten. Bilde dir aber auch hierbey<lb/><hi rendition="#fr">zweyerley Bewegungen</hi> ein/ die eine <hi rendition="#fr">von dom<lb/> Mittelpunct zu den Graͤntzen</hi> des Creyſes/ die<lb/> andere <hi rendition="#fr">von den Graͤntzen</hi> des Creyſes <hi rendition="#fr">zu dem<lb/> Mittelpunct.</hi></p><lb/> <p>16. Nun iſt zwar an dem/ daß bey einer ie-<lb/> den Bewegung auff dreyerley acht zu geben iſt/<lb/> auff den Orth <hi rendition="#fr">woher/ wodurch</hi> und <hi rendition="#fr">wohin</hi> die<lb/> Bewegung gehet. Nichts deſto weniger iſt bey<lb/> Erkaͤntnuͤs der guten oder boͤſen Gemuͤths-Nei-<lb/> gungen nicht ſo wohl darauff/ woher oder wo-<lb/> durch die Bewegung geſchiehet/ zu ſehen/ als auff<lb/> derſelben ihr Ziel/ wohin ſie ſich wende.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">K 3</fw> <fw place="bottom" type="catch">17. Der</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [149/0161]
etwas Gutes oder Boͤſes ſind?
ten Affecten ſind kein ordentliches/ ſondern ein auſ-
ſerordentliches Guth. Ja wir werden nicht ir-
ren/ wenn wir ſagen/ daß ſie kleinere Ubel/ und
nach Gelegenheit der Umſtaͤnde/ dem boͤſen bald
naͤher/ bald entferneter ſeyn.
14. So giebts demnach gute oder boͤſe Af-
fecten. Woran ſoll ich aber erkennen/ ob ſie
gut oder boͤſe ſind? Du muſt auff zweyerley
Regeln Achtung geben/ deren eine von dem Ziel
der Bewegung/ die andere von dem grad oder
proportion derſelben hergenommen iſt.
15. Dieſes deſto beſſer zu begreiffen/ kanſtu
dir die Sache durch das Gleichnuͤs eines runden
Creyſſes/ deſſen Graͤntzen nicht leicht begrif-
fen werden moͤgen/ mit ſeinem Mittelpunct
gar fein einbilden. Der Mittelpunct mag die
Gemuͤhts-Ruhe/ das uͤbrige die Gemuͤths-
Unruhe/ bedeuten. Bilde dir aber auch hierbey
zweyerley Bewegungen ein/ die eine von dom
Mittelpunct zu den Graͤntzen des Creyſes/ die
andere von den Graͤntzen des Creyſes zu dem
Mittelpunct.
16. Nun iſt zwar an dem/ daß bey einer ie-
den Bewegung auff dreyerley acht zu geben iſt/
auff den Orth woher/ wodurch und wohin die
Bewegung gehet. Nichts deſto weniger iſt bey
Erkaͤntnuͤs der guten oder boͤſen Gemuͤths-Nei-
gungen nicht ſo wohl darauff/ woher oder wo-
durch die Bewegung geſchiehet/ zu ſehen/ als auff
derſelben ihr Ziel/ wohin ſie ſich wende.
17. Der
K 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |